Was Patagonia Gründer Yvon Chouinard in seinem Bestseller “Let my People go Surfing” fordert sieht man nicht mehr nur an den klassischen Local-Spots der Surfbrands wie Lafitenia: Wenn Swell und Tiden passen, sind die Büroräume verwaist wie sonst nur während Corona. Gleitzeit macht`s möglich. Die Kehrseite der Medaille ist, dass man das Surfen in den Alltag integrieren muss, ihm irgendwo auch den Zauber des Ausbruchs nimmt. Trotzdem besser als gar nicht surfen, eh klar.
Eine gute Hilfe bei der Planung der bestmöglichen Session im und außerhalb des Wassers sind Surfuhren. Dabei gibt es eine unglaubliche Bandbreite an Funktionen und Preisen – wobei beide nicht unbedingt streng korrelieren. Und auch etliche nicht Surf-Spezifische Smartwatches sind wasserdicht und mit Apps anpassbar. Welche Gezeitenuhr die richtige für dich ist? Mit diesem Guide kommst du hoffentlich weiter.
Du hast nicht viel Zeit? Klick dich durch unseren Interaktiven Guide (1 min). Auch wenn du mehr Zeit eingleplant hast, lohnt es sich, einmal durch die Folien zu klicken. Denn mit ein paar einfachen Überlegungen kann man die Auswahl stark eingrenzen.
Die besten Surfuhren 2024
Stand: 25.11.2020, Produktbilder via Amazon API
Tidenuhr oder Surfuhr mit GPS Tracking
Welche Surfuhr die richtige für dich ist, musst du letztlich selbst entscheiden. Es gibt aber ein paar Fragen, die helfen können. Die wichtigste ist: Möchtest du dein Surfen tracken, also per GPS den Paddel- und Surfweg aufzeichnen, die Anzahl der Wellen und deren Geschwindigkeit zählen. Oder willst du nur zuverlässig die Uhrzeit und die Tiden wissen?
Für den Testbericht der Rip Curl Search Series 2 habe ich mir diese Frage auch gestellt. Denn anders als beim Fahrradfahren oder Laufen lässt sich das Surfen an vielen Spots nur schlecht in objektive Zahlen pressen: Wo fängt die Welle genau an, was ist mit Manövern (hat Einfluss auf die Geschwindigkeit), wie misst man Paddelweg in einer Strömung?, Was macht man mit den ganzen übereinander liegenden Linien am Ende? Ganz verteufeln möchte ich das Tracking aber auch nicht, denn es ist zum Beispiel sehr motivierend zu sehen, dass man viel mehr Wellen gesurft ist, als man dachte. Und warum auf die Funktionen verzichten?
Wenn Tracking nicht so wichtig ist, dann sind die Tidenuhren von Rip Curl die beste Wahl. Wenn es aber eine Smartwatch sein soll, geht die Überlegung weiter: Nur zum Surfen (Rip Curl Search GPS 2) auch für andere Aktivitäten (Suunto 3, Garmin Instinct) oder gleich für alles: Surfen, Telefonieren, Musik und Co. (Apple Watch, Galaxy Watch).
Dank passgenauer Apps kommen nämlich zahlreiche Smartwatches als Surf Uhr in Frage. Trotzdem kann es sinnvoll sein, sich eine speziell zum Surfen designte Uhr zu kaufen (oder zu verschenken). Zum Beispiel, weil sich die Touch Displays mit nassen Händen kaum steuern lassen und über die Knöpfe in der Regel nicht alle Funktionen erreichbar sind.
Kaufratgeber für Surfuhren: Klick dich durch!
Benötigte Zeit: 25 Minuten
→ Wie man schnell die richtige Surfuhr für sich oder als Geschenk findet und worauf man beim Kauf achten sollte:
- Nutze das milchplus Surfuhr-Tool
Wir haben einen Fragebogen etwickelt, durch den du dich in zwei Minuten klicken kannst. Bei der Recherche nach Surfuhren haben wir nämlich festgestellt, dass man mit wenigen Fragen das Angebot schnell eingrenzen kann. Hier geht es zu unserem Uhren-Tool
- Ratgeber durchlesen
Lies dir danach kurz den ganzen Ratgebertext durch. Warum? Weil auch unser Fragebogen schwächen hat und du besser einschätzen kannst, und einige Abgrenzungen unscharf sind. Zum Beispiel zwischen der Garmin Instinct Solar Surf und der Suunto 3. Nur mit allen Infos kannst du dich richtig entscheiden.
- Check was dir wichtig ist
Mach dir eine Bullet-Point Liste mit den wichtigsten Features, sortiert nach Priorität. Mit dem Wissen aus dem Fragebogen, dem Text und deiner Liste solltest du dich jetzt leicht entscheiden können.
Worauf sollte man beim Kauf achten?
Brauche ich GPS-Tracking?
Diese Frage ist die wichtigste auf dem Weg zur richtigen Surf Uhr. Siehe Abschnitt oberhalb.
Möchte ich die GPS Watch auch zum Tracken anderer Sportarten nutzen?
Denn dann öffnet sich das Tor zur gigantischen Welt aller Smartwatches. Dank passender Apps kann man so gut wie jede aktuelle Smartwatch auch zum Surfen benutzen. Allerdings sind reine Surfuhren oft passgenauer.
Akkulaufzeit
Bei den meisten Smartwatches nicht mehr der wichtigste Punkt, denn nach dem Laufen kommt sie halt an die Steckdose. Fürs Surfen kann die Akkulaufzeit aber entscheidend sein, denn kaltes Wasser zieht nochmal extra schnell den Saft und im Camper ist nicht immer genug Strom für alle Devices. Ist ja auch lästig, das permanente Laden der Geräte. Die Angabe der Hersteller weicht dabei oft von der Praxis ab. Sinnvoll ist, genug Puffer einzuplanen.
Bedienung mit feuchten Händen
Der Nachteil bei Smartwatches, die nur im Nebenjob Surfuhr sind: Mit nassen Fingern lassen sich nicht alle Funktionen ansteuern, weil das Touch Display blockiert. Eine gute Menüführung über die Knöpfe ist fürs Surfen essentiell.
Kompatibilität der App
Die Rip Curl Uhr und die Apple Watch können nur iOS. Außerdem gibt es auch bei den Apps große Unterschiede: Während die Search GPS nur mit einer App arbeitet, gibt es für die Apple Watch zahlreiche passende Lösungen für alle möglichen Sportarten. Bei der Funktionalität einer Hauptapp haben oft die Sportuhr-Hersteller die Nase vorn: Suunto, Garmin und Co. Geht es darum möglichst viele unterschiedliche Funktionen zu implementieren, dann sind die Uhren von Apple und Samsung eine gute Wahl.
Gibt es Tidenzeiten für meine Region?
Soll es nur eine einfache Tidenuhr sein? Dann schau dir an, welche Strände vorgespeichert sind. Die Nixon Uhren mit nur 300 Stränden (von denen viele in Nordamerika sind) kommen hier zum Beispiel schnell an ihre Grenzen. Auch was den Zulieferer der Forecast Daten angeht, kann man sich regional orientieren: Surfline (Nixon High Tide) ist für Nordamerika besser, MSW (Weret, Rip Curl Search) für Europa.
Die 10 besten Uhren zum Surfen
Garmin Instinct Solar Surf
Die beste Surfuhr auf dem Markt. Ohnehin eine gute Smartwatch, gibt es die Instinct eben auch explizit zum Surfen: Mit passgenauer App, Tideninfos, GPS/GLONASS/Galileo, Benachrichtigungen vom Handy auf die Uhr, Tracking, robuster Bauweise und funktionaler Bedienung über Knöpfe. Ach, und die Akkulaufzeit von bis zu 54 Tagen ist natürlich ohnehin unerreicht. Eindeutig die vollständigste Smartwatch zum Surfen, neben der Weret aber auch die teuerste. Dabei aber jeden Euro wert.
Rip Curl Next Tide
Funktional, bequem zu tragen und mit einem Damenarmband für schmale Handgelenke zu bekommen. Die Next Tide ist eine gute Option für alle, die auch im Alltag gerne unaufdringliche Uhren tragen. Bis zu 100m wasserdicht, mit 500 vorprogrammierten Stränden, Timerfunktion.
Apple Watch Series 6
Für iPhone Besitzer, die auch im Alltag eine Smartwatch nutzen wollen, die beste Wahl. Viele kompatible Apps, wasserdicht bis 50m, Session-Tracking mit der Dawn Patrol App und kompatibel mit den Surfline Beachcams. Wo der Datenschutz es zulässt, filmen die Beachcams deine Session, wenn du willst (funktioniert auch mit der Search 2).
Rip Curl Search GPS Series 2
Die umfassendsten Tidendaten auf Knopfdruck, Mondphasen, Sonnenauf- und Untergang, Stoppuhr, Tracking: Die Rip Curl Uhr ist genau auf das Surfen zugeschnitten. Leider hat sie auch ein paar Schwächen: Es gibt nur eine App für iOS und das Koppeln dauert recht lange. Die Forecast Daten müssen regelmäßig aktualisiert werden. Und das GPS ist eher ungenau. Trotzdem trage ich die Uhr oft – schon wegen der genauen Tidenangaben. Lies hier unseren ausführlichen Test der Rip Curl Search Uhr.
Casio GW 7600
Die G-Shock Uhr ist der Klassiker unter den Sportuhren: Wasserdicht bis 200m, Tiden und Mondphasen auf einen Blick im Bild, das alles per Radiowelle Millisekundengenau. Unkaputtbar und trotzdem bezahlbar. Die 7600 G-Shock ist dabei das Modell, das zusätzlich durch die Sonne geladen wird. Aufgepasst: Während die GPS Uhren sich auf Knopfdruck orientieren, muss man bei den Casio Surfuhren händisch die Region (über die Geodaten) einstellen. Geht aber auch.
Suunto 3
Eine leichte Sportuhr zum günstigen Preis. Kann über ergänzende Apps auch Wassersport, wenn auch nicht so gut wie die anderer genannten Smart Watches. Dafür aber zusätzlich zur Session im Wasser Schlafqualität und Herzfrequenz. Eine gute Wahl, wenn du nach einer günstigen Smartwatch zum alltäglichen Training mit verschiedenen Sportgeräten suchst.
Galaxy Watch Active 2
Nach Apple haben auch die anderen Smartphone Hersteller Smartwatches auf den Markt gebracht, die in doch recht großem Umfang die Funktionen des Handys auf den Arm bringen: Musik abspielen, Anrufe entgegennehmen, Nachrichten lesen. Nebenbei können die Uhren natürlich auch noch die üblichen Funktionen wie Herzfrequenz messen und Sportsessions tracken. Die Galaxy Active 2 von Samsung ist dabei eine der beliebtesten Android Optionen. Super funktional und der Preis-Leistungs-Tipp für Smartwatches.
Nixon High Tide
Nixons beste Tidenuhr ist auch einer dieser tragischen kurz vor Smartwatch Fälle: 2014 noch State of the Art, 2021 schon überholt und nicht mehr im Programm. Die Rede ist von der Ultratide. Der Nachfolger kommt mit deutlich mehr Understatement daher und das steht der High Tide gut! Es kann schließlich auch von Vorteil sein, nur die essentiellen Infos zu bekommen. Und das kann die Nixon Uhr (wie auch die Geschwister Base Tide und Base Tide Pro) sehr gut. Die Forecast Daten kommen von Surfline per Bluetooth.
Rip Curl Rifles
Schmal, reduziert in Funktionen und Design sagt die Rifles dir zuverlässig die Uhrzeit und die Tiden für rund 500 Strände weltweit. Wer nicht viel am Arm haben möchte und seine Sessions nicht tracken will, wird mit der Rifles (oder auch mit der vergleichbaren Rip Curl Next Tide) glücklich.
Fazit
Das Genre der Surf-Uhr ist in der Bedeutung für die Geschichte der großen Brands kaum zu überzeichnen. Der Kontrast zwischen dem, was SurferInnen brauchen und dem, was Rip Curl Nixon et. al. verkaufen wollen, könnte kaum größer sein. Auf der einen Seite: Wellen, einen Neo, ein Board, Wachs, Finnen, Leash. Auf der anderen Seite: Hoodies, Jacken, Uhren. Denn wie soll man im Alltag fern der Wellen zeigen, dass man ein echter Surfer ist? Mit der Uhr natürlich. Genau wie Golfer, Segler, Rennfahrer.
Zwischenzeitlich können die Surfuhren aber tatsächlich was. Das sie dich sofort zu einem besseren Surfer machen, wenn du die Schnalle schließt, bleibt gelogen. Aber es ist schon interessant, wie man sich bewegt, wie lange die Sessions sind, wie die Conditions sich verändern, bei welchem Tidenstand genau die Spots am besten funktionieren.
Das Problem: Sessions tracken und gute Apps für die modernen Smartwatches, das können Apple, Samsung und Garmin besser als die etablierten Surfbrands.
→ Wer eine Tidenuhr sucht, die unaufgeregt und schmal das Handgelenk ziert, greift am besten zur Rip Curl Next Tide.
→ Wer eine Smartwatch zum Surfen sucht nimmt die Garmin Instinct Solar Surf. Was besseres gibt es nicht.
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→ Wer eher nebenbei auch Surfsessions trackt und in Kauf nimmt, dass das Touch Display sich nicht gut im Wasser bedienen lässt, kann jede beliebige wasserdichte Smartwatch nehmen. Gut und beliebt sind die Apple Watches und die Samsung Galaxy Active Watch.
- Das schlanke, leichte und fast rahmenlose Design ist in vielen Varianten erhältlich und passt zu jedem Anlass.
- Mit einer riesigen Auswahl an unterschiedlichen Armbändern1 und Zifferblättern wird ein ganz persönlicher Look möglich.
Oft gefragt
Surf Uhren sind wasserdichte Uhren, die neben der Zeitanzeige noch weitere Funktionen haben. Die einfachsten Uhren zeigen die nächste Tide an und haben eine Stoppuhr-Funktion. Bessere Uhren bereiten die Tiden grafisch auf und können außerdem den Koeffizienten anzeigen, die Mondphasen und weiteres. Dann haben einige Uhren die Möglichkeit, den aktuellen Forecast darzustellen. Die neuesten Surf-Uhren können außerdem Bewegungsprofile aufzeichnen und daraus weitere Parameter ableiten, etwa die Geschwindigkeiten und Wellenlängen.
Surf-Uhren sind auf die Bedürfnisse im Wasser zugeschnitten, lassen sich zum Beispiel auch mit nassen Händen bedienen. Trotzdem eignen sich mittlerweile auch die meisten anderer Smart-Watches zum Surfen.
Die einfachsten Tidenuhren gibt es ab 40 Euro, gute GPS fähige Modelle kosten 200 bis 300 Euro und die teuerste Surfuhr aktuell kostet rund 650 Euro.
Nein, eher nicht. Die Surfuhr ist gut, um die Sessions zu planen und zu dokumentieren, etwa um die Conditions festzuhalten, wenn es besonders gut war. Das geht aber eigentlich auch mit dem Smartphone und einer einfachen wasserdichten Uhr.
Das kommt auf deine Erwartungen an. Lies am besten unseren Guide dazu.
Hallo Milchplus,
schön ausgearbeitet. Zur Garmin Uhr möchte ich aber folgendes sagen: Ich habe die kleine Schwester Vivoactive 4s. Auch diese kann ich mit einer entsprechenden App zu einer Surfuhr machen. Wobei mein Anwendungsfall eher das Windsurfen ist. Und Windsurfer interessieren sich auch gerne für ihre Höchstgeschwindigkeit. Nun ist meine 12 jährige Tochter auch in den Sport eingestiegen. Ich wollte ihr nun meine Uhr überlassen. Geht aber nicht, weil man bei Garmin ein Mindestalter von 16 Jahren braucht, um das für die Connect App notwendige Benutzerkonto ein zu richten. Darunter darf Garmin keine persönlichen Daten verarbeiten. Dafür habe ich sogar Verständnis. Wofür ich aber eher kein Verständnis habe ist: Dass es keinen anderen Weg gibt, Daten aus Garminuhren zu verarbeiten, als sie aus der Uhr über die Connect App in Garmins Cloud zu laden (was Garmin bei unter 16 jährigen außerhalb von USA ja nicht darf). Mit anderen Worten, die getrackten Daten sind nur privat, solange sie in der Uhr bleiben. Aber dann muss man auch auf die Connect App verzichten und kann somit die Uhr auch nicht mit all ihren Funktionen einrichten.
Hey Manuela,
Vielen Dank für deinen Kommentar, das ist wirklich ein wertvoller Hinweis. Zum Thema Datensicherhei muss ich auf jeden Fall nochmal nacharbeiten!
Viele Grüße
Luca