Bodysurfen ist eine maximal puristische Sportart und das macht vermutlich auch ihren Reiz aus. Darüber hinaus kann man beim Body Surfing wahnsinnig viel lernen: Über das Timing, um Wellen zu bekommen, über Strömungen, die man viel intensiver spürt als mit Board und auch darüber, wie man sich bei Wipeouts verhält.
Dadurch, dass man immer mit den Elementen interagiert und nicht wie beim Surfen entweder auf den Wellen tanzt oder von den Wellen zertanzt wird, bekommt man mit der Zeit Sicherheit für die Dynamik des Wassers.
Und neben einer Menge Spaß bringt einen das auch beim Surfen weiter. Vor der Erfindung der Leash durch Jack O’Neill (die Geschichte mit dem Auge) war im Grunde jeder Surfer auch Bodysurfer, er oder sie musste ja das Brett am Strand wieder einsammeln.
In Wellen schwimmen und Bodysurfen ist also auch ein Sicherheitstraining, denn früher oder später reißt fast jede Leash.
- Bodysurfing oder “Von der Kunst des Wellenreitens”
- Was ist Body Surfing?
- Bodysurfen lernen – Tipps für Einsteiger
- Equipment: Was brauche ich zum Bodysurfen?
- Gefahren beim Bodysurfen
- Body Surfing Spots
- Zur Geschichte des Body Surfing
- Zurück zum Glück: Bodysurfen und Wholesomeness
- Weiterführende Informationen
Bodysurfing oder “Von der Kunst des Wellenreitens”
Es ist nur Spekulation, aber vieles deutet darauf hin, dass der Mensch erst ein Bodysurfer war, bevor er zum Surfer wurde. Wer könnte nicht dem scheinbar sinnlosen Treiben von Delfinen in den Wellen die einzige logische Erkenntnis abringen, dass es nämlich um den puren Spaß an der Sache geht, um das Dasein im Moment?
Für viele ist Bodysurfing eine dem Surfen mit Board untergeordnete Sportart und tatsächlich ist ein Body Surf zwischen den Sessions eine hervorragende Trainingseinheit. Jedenfalls solange wir noch auf das basale Wissen von den Kräften der Ozeane angewiesen sind und nicht alle in Wavepools surfen.
Kann sich jemand erinnern, schon mal von einem Body Surf enttäuscht worden zu sein?
Bodysurfing ist die Kunst, die Wellen, ihre Vergangenheit und ihre Zukunft zu lesen, zu verstehen und in ein Lächeln zu verwandeln. Und man braucht nichts dafür, außer sich selbst.
Bodysurfing könnte einer der wenigen Gottesbeweise sein, die wir haben.
Was ist Body Surfing?
Als Body Surfing könnte man den bewussten Versuch bezeichnen, Wellen ohne signifikante Hilfsmittel, eben nur mit dem Körper, zu surfen.
Das erste Mal systematisch beschrieben wurde Body Surfing im Jahr 1931 von Ron Drummond, einem Rettungsschwimmer aus Kalifornien. Drummond sah jeden Tag Horden von Kindern und Erwachsenen in der Brandung zu, die versuchten den Shorebreak für ein paar Meter nur zu reiten – und scheiterten.
“Ein zehntel oder hundertstel wurde überhaupt nur von den Wellen mitgenommen” schreibt Drummond in “The Art of Wave Riding”. Also versuchte er sein Wissen vom Brechungsverhalten der Wellen und der idealen Körperposition zum Body Surfen weiterzugeben.
Einen großen Sprung machte das Bodysurfen aber erst mit der Erfindung der Flossen durch den ebenfalls in Kalifornien lebenden Surfer Owen Churchill im Jahr 1940. Damit konnten die Surfer eine größere Geschwindigkeit erzielen um die Welle “zu bekommen” und so auch größere Wellen surfen. Außerdem waren die Flossen ein Zugewinn an Sicherheit und erlaubten es, auch mit ausgestrecktem Arm zu paddeln.
Mit Flossen konnte man Wellen auch endlich nach rechts oder links “absurfen”. Und das ist auch heute noch der Stand der Dinge.
Zwar nutzen einige Body Surfer Handplates als Hilfsmittel, aber im Großen und Ganzen ist Body Surfing das geblieben, was es immer war: Die elementarste Möglichkeit das Meer surfend zu erleben.
Bodysurfing ist heute zum Einen eine Trainingsmethode für Surfer und Freiwasserschwimmer, vor Allem aber eine eigenständige Sportart. Es stimmt schon, die besten Body Surfer sind oft auch Board-Surfer. Trotzdem werden sie aber in erster Linie als Bodysurfer wahrgenommen.
Vor allem in den USA, Brasilien, Portugal und Frankreich ist Bodysurfen nach wie vor populär und es gibt auch eine ganze Reihe sehr renommierter Wettbewerbe. Was soll also das mit dem Bodysurfen, ist das nur wieder einer dieser “zurück zum Ursprünglichen” Trends, oder wirklich eine interessante Sache
Hier noch einmal als kurzes Q&A:
Was ist Bodysurfing?
Was braucht man zum Bodysurfen?
Was ist das Besondere am Bodysurfen?
Hilft Bodysurfen beim Surfen lernen?
Bodysurfen lernen – Tipps für Einsteiger
Das Faszinierende am Bodysurfen ist ebendas: Man braucht dazu eigentlich nichts. Das heißt allerdings nicht, dass man sich ganz unvorbereitet in die Wellen schmeißen sollte.
Was sollte man also wissen?
Einerseits muss man sich unbedingt mit den Bedingungen vor Ort vertraut machen. Strömungen sind für Bodysurfer die größte Gefahr und die ersten Versuche unternimmt man am Besten in einer bewachten Badezone.
Aber wenn wir die Gefahren beim Bodysurfen mal auf einen späteren Abschnitt verschieben, bleiben einige Tipps, mit denen die ersten Gleitversuche besser klappen.
Für die ersten Versuche solltest du dir einen Strand suchen, an dem die Wellen ein gutes Stück außerhalb und relativ sanft in flachem Wasser brechen. Strände, die gut geeignet sind, um Surfen zu lernen, sind auch gut für die ersten Bodysurf Versuche geeignet.
In Nordspanien sind das eigentlich ziemlich viele. Wichtig ist, dass man an der Stelle, an der man sich in die Wellen katapultieren möchte, noch stehen kann. Um später eine Welle zu bekommen muss man möglichst schnell schwimmend und mit den Flossen paddelnd ins Gleiten kommen. Und weil Menschen keine Hovercrafts sind, erfordert das Kraft und Technik.
Für die ersten Versuche kann man diesen Schritt aber überspringen, in dem man eben aus dem Stand im richtigen Moment mit der Welle mitspringt.
Wellenentstehung gehört zu dem komplexesten, was es in der Ozeanologie und darüber hinaus zu lernen gibt und als freundliche Erinnerung an unser Unwissen neigen Wellen dazu, uns hin und wieder heimtückisch zu überraschen.
An dieser Stelle sind Flossen eigentlich unverzichtbar. Zum Bodysurfen nimmt man die gleichen Flossen wie zum Bodyboarden. Sie sind relativ kurz und haben ein starkes, breites Blatt.
Zwei Dinge sind beim Bodysurfen essentiell: Timing und Positionierung. Ohne Surfbrett ist es schwieriger, seine Position schnell zu verändern und man hat nicht so früh einen Überblick über die sich nähernden Wellen. Dafür ist man agiler und wendiger und kann schneller abtauchen.
Und wenn man das Prinzip des Bodysurfens raus hat, kann man die Wellen wesentlich später anstarten als auf einem Surfbrett liegend.
Größere Wellen bewegen sich schneller und deshalb muss man auch schneller paddeln, um mitgenommen zu werden. Hat man sich an der richtigen Stelle positioniert und sieht eine Welle sich nähern, dreht man sich nur kurz bevor sie einen erreicht in Richtung Strand und paddelt um sein Leben. In diesen 5 Sekunden darf wirklich nichts anderes passieren als Schwimmen und peripher abklären, ob die Bahn frei ist.
Wenn die Welle dich erreicht, hebt sie dich an.
Jetzt bist du kurz vor deinem ersten echten Body Surf.
Aber Vorsicht: Dass die Welle dich anhebt, heißt noch nicht, dass sie dich auch mitnimmt. Jetzt zählt es: Paddel so stark wie möglich mit den Flossen und strecke deinen Körper. Das langsame zur Welle Hinziehen und Anheben wird fast nahtlos übergehen in einen rassigen Ritt die Welle hinunter.
Versuche die Welle schräg abzusurfen, lege die Linie so, wie du sie auch mit dem Surfbrett wählen würdest. Strecke den innen liegenden Arm nach vorne und versuche dein Gewicht in diesen Arm zu werfen. Manche Bodysurfer benutzen auch Handplanes, die zusätzlichen Auftrieb bringen und damit auch Geschwindigkeit.
Für schnellere Ritte solltest du nach peaky brechenden Wellen Ausschau halten, die gleichzeitig sanft und kraftvoll in eine Richtung stampfen. Das Ziel ist, den Ritt erst zu beenden, wenn die Welle ausläuft. Um dies zu erreichen, musst du auch während des Ritts immer wieder deine Position justieren.
Spiele mit verschiedenen Spannungen in deinem Körper und teste aus, wie das deine Wellenritte verändert. Kleine Anpassungen machen einen großen Unterschied! Durch das Absenken der Schulter oder das Erschlaffen der Bauch-, Hüft- und Beinmuskulatur kannst du deinen Ritt verlangsamen, zum Beispiel um in der Barrel Platz zu nehmen.
Wie immer: Safety First!
Bodysurfen ist zeitgleich selbsterklärend und überraschend komplex. Es ist super basic, einfach und leicht zu lernen. Außerdem macht es Spaß. Und trotzdem gibt es ein paar Dinge, die du unbedingt beachten solltest, bevor du dich in die Wellen schmeißt.
- Erstens: Geh nicht allein raus. Nicht wenn du mit dem Bodysurfen anfängst, aber auch später ist es eine gute Idee, jemanden in seiner Nähe zu haben.
- Zweitens: Stelle sicher, dass dein Schwimmen der Aufgabe gewachsen ist. Bleib dafür in Form und trainiere, wann immer du die Gelegenheit dazu hast. Das hilft dir nicht nur in brenzligen Situationen sondern gibt dir auch die Ausdauer, um den ganzen Tag über Wellen zu surfen. Du hast kein Board dabei, um dich auszuruhen. Es gibt nur dich und die Wellen.
- Drittens: Ziehe deine Flossen nicht aus, nie. Auch der Wetsuit sollte da bleiben, wo er hingehört. Um die Flossen zu sichern gibt es spezielle Leashs.
- Und das Wichtigste: Halte immer eine Hand vor dir in der Welle! Dein ausgestreckter Arm ist der einzige Schutz für Kopf und Nacken, den du bei möglichen Kollisionen hast. Man weiß nie, was auftauchen könnte – eine seichte Stelle, Beton oder Metallgegenstände, andere Surfer – Wenn du schon überraschend und blind vor Weißwasser in irgendwas rein surfst, dann wenigstens mit der Hand und nicht mit dem Kopf voran.
Equipment: Was brauche ich zum Bodysurfen?
Das ist ja das Tolle: Eigentlich fast nichts. Und trotzdem gibt es natürlich auch dafür sehr hilfreiches Zubehör. Du bist unersetzlich. Fast unverzichtbar sind Finnen. Die meisten wollen auch nicht ohne Kleidung ins Lineup. Und ein Handplane eröffnet einen ganz neuen Bodysurf Horizont, ist aber auch der kleine Abschied vom reinen Purismus.
Kleidung: Boardshorts, Surfbikini oder Wetsuit.
Jede Saison werfen die großen Hersteller neue Surfkleidung in die Läden und mit Argumenten um sich, was diese neuen Badehosen Revolutionäres leisten. Was ist eigentlich der Stand der Dinge beim Thema Surfwear und Nachhaltigkeit? An dieser Frage habe ich mich neulich abgearbeitet, folge dem Link für Antworten.
Das Bodysurfen ist da erfrischend unbeeindruckt, es lässt sich halt nicht so gut vermarkten. Dabei wäre es hier mal angemessen. Boardshorts und vor allem Bikinis sind auf jeden Fall selten einer intensiveren Belastung ausgesetzt. Stabile, gut sitzende Boardshorts oder spezielle Surfbikinis ergeben für Bodysurferinnen tatsächlich Sinn.
Auf der anderen Seite braucht man ohnehin häufig einen Neoprenanzug, um nicht auszukühlen.
Beim Bodysurfen merkt man noch einen weiteren großen Vorteil von Wetsuits: Sie geben Auftrieb. Ohne ein Surfbrett um sich auszuruhen ist das besonders wertvoll und gibt auch Sicherheit. Der Auftrieb und die besseren Gleiteigenschaften von Wetsuits helfen außerdem beim Body Surfen. Ein Wetsuit ist also eine gute Idee.
Tipps für gute und günstige Wetsuits haben wir im verlinkten Artikel zusammengetragen.
Flossen und Flossenhalter
Zum Bodysurfen benutzen die meisten Surfer Flossen. Es gibt zwar auch ganz puristische Surfer, die auch darauf verzichten, in meinen Augen sind Flossen aber schon aus Sicherheitsgründen unverzichtbar.
Die Flossen, die zum Bodysurfen verwendet sind, sind im Grunde identisch mit Bodyboardflossen.
Charakteristisch sind die kurze breite Form und das starke, extra stabile Flossenblatt. Durch dieses Design knicken die Flossen (und mit ihnen die Füße) nicht so leicht ab. Die Flossen sind außerdem oft leicht assymetrisch.
Die Firma des Flossenerfinders Churchhill gibt es übrigens immer noch und auch der Flossen Klassiker wird noch hergestellt. Zum Anfangen oder überhaupt für die meisten Gelegenheitsbodysurfer tun es aber auch günstigere Flossen.
Ein sinnvolles Zubehör zu den Flossen sind Flossenhalter. Gut sitzende Flossen sollten zwar nicht verloren gehen, aber mit diesen Mini-Leashes geht man auf Nummer sicher. Und gerade wenn man die Flossen doch einmal im Wasser ausziehen möchte, etwa weil Sand darin ist, sind die Bänder essentiell.
Außerdem können Neoprensocken sinnvoll sein, wenn es kalt ist, oder um ein kleines bisschen weitere Flossen wählen zu können und Druckstellen vorzubeugen.
Handplane
Das wars mit den essentiellen Gadgets, jetz kommt nur noch das Zubehör für Schummler beziehungsweise Profis. Mit einem Handplane hat man zusätzlichen Auftrieb und kann besser Geschwindigkeit aufbauen. Um Wellen gezielt und lange in eine Richtung absurfen zu können, sind diese Body Surfing Boards sehr sinnvoll.
Allerdings gibt man dafür ein bisschen der eigenen Bewegungsfreiheit auf, muss man doch mit diesem Mini-Surfboard an der Hand durch die Wellen schwimmen. Bei der Entwicklung der Body Surfing Boards hat sich in den vergangene Jahren am meisten getan, denn das ist auch das einzige wirklich Bodysurf spezifische Zubehör.
Handplanes bestehen meist entweder aus einem leichten Holz (etwa Balsaholz oder Paulawnia) oder sind aus PU und geglast, also eine wirkliche Miniatur eines Surfboards. Mit einem Neopren-Stripe sind sie an die Hand geklemmt.
Gefahren beim Bodysurfen
Bodysurfen gehört nicht zu den besonders gefährlichen Sportarten, wenn man weiß, was man tut. Im Grunde sind die Gefahren ähnlich wie beim Wellenreiten oder Bodyboarden auch, eben die Gefahren, die es in einer so naturverbundenen Sportart gibt.
Andererseits hat man eben nicht noch das Surfbrett als Floß, sondern ist ganz auf sich gestellt.
Eigentlich ist das aber als Gefahrenbeurteilung einfach nur ehrlicher, man weiß, woran man ist und kann sich im Notfall auch helfen, wenn die Surfboard Leash reißt.
Strömungen
Strömungen sind für Schwimmer und Bodysurfer die größte Gefahr. Wie sie vor Ort verlaufen, ist individuell sehr unterschiedlich und sollte bei der Badewacht oder im Internet genau recherchiert werden. Meist zieht das Wasser, das über die Sandbänke vor den Strand gebrochen ist, an einer Stelle wieder hinaus auf das offene Meer. Das ist praktisch – wenn man denn raus möchte.
Doch auch erfahrene Wassersportler merken manchmal nicht, dass sie in einer Strömung gefangen sind und an dieser Stelle einfach nicht zurück an Land kommen. Der vermeintlich kurze Weg verleitet dazu, mit der ganzen Energie gegen die Strömung zu paddeln.
Richtig ist, nicht in Panik zu verfallen und die Situation besonnen zu beurteilen. Meist entkommt man der Strömung, indem man senkrecht zu ihrem Verlauf paddelt, also vor die links und rechts brechenden Wellen.
Weil man sich (trotz der Flossen) als Bodysurfer im Lineup nicht so schnell bewegen kann und nicht so einen guten Überblick über den eigenen Standort ist die permanente Justierung der eigenen Position so wichtig.
Das fängt schon vor dem Surf an, indem man sich genau einprägt, wo der Channel verläuft und wo die Wellen brechen – am Besten in dem man sich die Position von zwei Landmarken im Verhältnis zu dem Punkt im Wasser merkt.
Setwellen, Freaksets und Wellengröße
Von außerhalb des Wassers lässt sich die Größe von Wellen nur sehr schwer beurteilen. Selbst wenn man als Referenz einen Surfer in der Welle sieht, werden zwei Personen nur selten zu übereinstimmenden Schätzungen die Wellengröße betreffend kommen.
Das hat verschiedene Gründe. Zum einen natürlich die Entfernung. Zum anderen aber auch die komplexe Wellenentstehung und die Tatsache, dass jede Welle ein Unikat ist. Je nach dem wie weit die Wellen gereist sind, können sie klein und brutal kraftvoll sein oder auch groß und “Mushy”. Und alles dazwischen und umgekehrt.
Die Wellengröße kann man am Besten beurteilen, wenn man den Wellen mindestens 20min. zuschaut. Entscheidend sind nämlich nur die sogenannten Setwellen, die in Paketen ankommen. Diese Wellen haben sich auf ihrer Reise miteinander verknüpft und sich sortiert. Deshalb können auch innerhalb solcher Sets große Unterschiede enstehen.
Wenn die Wellen zum Fürchten aussehen, dann wahrscheinlich, weil sie es sind. Wenn es klein und harmlos aussieht, muss das allerdings nichts heißen.
Andere Wassersportler
Bodysurfen ist unter den Wellenreitsportarten ohne Frage ein Außenseiter. Es kann daher vorkommen, dass dir sogar Surfanfänger in die Welle droppen. Dazu kommt, dass man während des Ritts durch das Wasser im Gesicht doch einigermaßen schlecht sieht, was auf einen zukommt.
Die alltäglichste Gefahr sind also Kollisionen mit Surfbrettern oder anderen Menschen in den Wellen. Deshalb ist es besonders wichtig, vor dem Ritt zu beurteilen, ob du freie Bahn hast und während des Surfens einen Arm ausgestreckt nach vorne zu halten.
Wenn du auf ein Hindernis zu surfst, kannst du versuchen, aus der Welle auszusteigen, in dem du die wellennahe Schulter durch das Face der Welle drückst.
Im Notfall kannst du dich auch mit einer Rolle nach unten aus der Welle sneaken, allerdings hat das für dich auch einen kurzen Aufenthalt in der “Waschmaschine” zur Folge.
Untergrund
Wenn du einen Spot nicht kennst, versuche zuerst herauszufinden, wie der Untergrund beschaffen ist. Sind Felsen im Wasser oder vielleicht andere Hindernisse, wie einbetonierte Eisenstangen oder Überreste einer Uferbefestigung?
Laufen die Wellen über glatte Kalksteinplatten oder über scharfes Lava-Riff?
Frag am Besten andere Wassersportler oder die Wasserwacht und informiere dich vorab online auf magicseaweed.com oder Google Maps.
Erschöpfung
Beim Bodysurfen gibt es nur dich und das Meer. Während du nach einem anstrengenden Kampf ins Lineup mit dem Surfbrett erstmal die Beine baumel lassen kannst, hast du diese Schwimmhilfe beim Bodysurfing nicht. Das heißt, dass du ständig in Bewegung bist.
Dabei kann es vor Adrenalin und Enthusiasmus schnell passieren, dass man die eigene Erschöpfung unterschätzt. Deshalb ist das Fitnessniveau vor allem in “Waves of Consequence” absolut entscheidend.
Ein Wetsuit ist auch eine gute Hilfe, weil er zusätzlichen Auftrieb gibt und auch Wärme ein Energiefaktor ist. Bei zunehmender Erschöpfung sind auch Krämpfe keine Seltenheit. Dagegen hilft eine vorbeugende Ernährung und ansonsten nur das rechtzeitige Pausieren. Geht einfach nicht alleine da raus!
Body Surfing Spots
Wo kann man bodysurfen?
Das Problem beim Bodysurfen ist unsere Körperdichte. Mit einem Surfboard einfach nicht zu vergleichen. Beim Wellenreiten ist der Bodysurfer deswegen teilweise unter Wasser und kann daher wegen des zusätzlichen Widerstands nicht annähernd so viel Geschwindigkeit wie Surfer erzeugen.
Eine gute Bodysurfing-Welle ist deshalb typischerweise eine Welle mit einem steilen, “peaky” Abschnitt, der dem Bodysurfer vom Start weg viel Geschwindigkeit bietet, die aber widerum nicht so schnell bricht, dass der Bodysurfer sofort von der Welle überholt wird.
Der große Vorteil beim Bodysurfen ist, dass es viel einfacher ist, in die Barrel zu kommen. Für Bodysurfer ist die Länge der Welle nicht so entscheidend. Es geht eher darum, einen kurzen steilen Abschnitt zu finden, der zu einem kurzen Tube-Ritt führt – dem Höhepunkt des Wellenreitens. Und egal wie klein die Wellen sind, auf dem Bauch liegend sind sie immer überkopf groß und man passt in beinahe jede Barrel.
Während Anfänger also nach langsam, aber steil und kraftvoll über Sandboden brechende Wellen suchen sollten, gieren Profis nach ganz anderen Monsern.
Zwei der berühmtesten Bodysurfing-Wellen der Welt sind “The Wedge” in Südkalifornien und “Point Panic” an der Südküste Oahus.
Obwohl diese Wellen völlig unterschiedlich brechen – die Wedge ist eine sich plötzlich in Hausgröße aufschiebende, krachende Gemeinheit, während Panics sich an einem Riff entlang schält, haben sie beide heftige Barrel Sections, was zweifellos der Grund dafür ist, dass sie bei Bodysurfern so beliebt sind.
Tatsächlich ist Point Panic eine der wenigen Wellen auf der Welt, die ausschließlich zum Bodysurfen bestimmt ist (hier sind keine Bretter erlaubt), während an der Wedge die Bretter zu bestimmten Tageszeiten in den Hochsommermonaten aus dem Wasser verbannt werden.
Der Bodysurfing-Stil ist einzigartig für die jeweilige Welle und deren Brechverhalten. Beispielsweise genießen Bodysurfer am Point Panic lange Rides, bei denen sie an der steilsten Stelle der Welle bleiben und akrobatische Manöver wie Stalls und Spins ausführen können.
Dagegen nehmen Wedge-Bodysurfer steile Take-Offs in Kauf, bei denen sie ihren Körper anders anwinkeln müssen, um das hohle Wellenface hinunter zu kommen. Darüber hinaus ist die Wedge ein übler Shorebreak, die in sehr flachem Wasser bricht, so dass ein solides Muskelgerüst dabei hilft, die Stürze zu dämpfen.
Zur Geschichte des Body Surfing
Die Geschichte des Body Surfens ist eine Geschichte der unbesungen Helden.
Bodysurfen war immer etwas außen vor und nichts, was es regelmäßig in die ewige Chronik geschafft hat. Laut Matt Warshaw, dem Autor der Encyclopedia of Surfing, “ist über die Ursprünge des Bodysurfens nichts Tatsächliches bekannt, aber es ist möglich, dass der Mensch dazu inspiriert wurde, wellenreitenden Meerestieren wie Delfinen und Robben nachzueifern”, und dass “Bodysurfing mit Sicherheit vor dem Surfen auf dem Brett stattfand”.
Und wenn wir noch einmal überlegen, wie wir Bodysurfing definiert haben ist der letzte Punkt sogar mehr als wahrscheinlich.
Und, wie weiter oben im Text auch schon erwähnt, wurde die Leash erst Anfang der 1970er Jahre erfunden. Man kann also mit einiger Berechtigung davon ausgehen, dass jeder, der vor dieser Zeit gesurft hat, auch wusste, wie man mit seinem Körper surft, oder zumindest ausreichend durch die Brandung schwimmen konnte, um ein verlorenes Brett wiederzufinden.
Einer der frühesten Versuche, das Bodysurfen in Worte zu fassen und Anfängern Tipps an die Hand zu geben, kam vom kalifornischen Rettungsschwimmer Ron Drummond, der 1931 das erste Buch über Bodysurfen (und Surfen im Allgemeinen) veröffentlichte. Mit “The Art of Wave Riding” wollte Drummonds dem Bodysurfen zum Durchbruch verhelfen.
So richtig ging es für da Bodysurfing aber nicht wegen Drummonds Ratgeber los, sondern drei Jahre später, als der kalifornische Surfer Owen Churchill die Entenfüße erfand – kurze, breite und extra starke Schwimmflossen.
Er hatte die Idee zu den Schwimmflossen, nachdem er beobachtet hatte, dass tahitianische Bodysurfer “weiche Gummi- und Metallbänder in Form eines Fischschwanzes” verwenden, um mehr Kraft zu erzeugen, wenn sie in den Wellen paddeln.
Etwa zur gleichen Zeit fingen Bodysurfer an, die Rides zu verlängern, indem sie die Wellen schräg in die Brechrichtung absurften und nicht mehr nur geradeaus in Richtung Ufer.
Einer der ersten bekannten Bodysurfer, der den Sport maßgeblich vorantrieb, war Richard “Buffalo” Keaulana, ein erfahrener hawaiianischer Surfer und Rettungsschwimmer von der Westseite der Insel Oahu. Keaulanas Stil wurde mit dem eines Seehundes verglichen und er selbst von vielen als der beste Bodysurfer seiner Ära angesehen.
Der nächste Bodysurfer, der sich mit seiner perfektionierten Technik einen Namen machte, war Mark Cunningham, der 29 Jahre lang als Rettungsschwimmer an der Nordküste Oahus diente und einer der ersten Bodysurfer war, der die berühmte Banzai-Pipeline an der Northshore surfte.
Cunningham galt von den 1970er bis in die 1990er Jahre als der beste Bodysurfer der Welt und ist bis heute die bemerkenswerteste Figur des Sports. Während seiner aktiven Zeit gewann Cunningham mindestens vier Mal den Pipeline Bodysurfing Classic – den ersten Bodysurfing-Contest der Welt. (Die Gewinner sind erst seit 1981 in einer Chronik festgehalten).
Heute ist der beste Bodysurfer der Welt zweifellos Mike Stewart, der auch neunmaliger Bodyboard-Weltmeister ist. Stewart gilt aufgrund seiner zahlreichen Meisterschaften im Bodysurfen und Bodyboarden als einer der Weltbesten Watermen überhaupt.
Sowohl Stewart als auch Cunningham wurden 2011 im Bodysurf Film “Come Hell or High Water” porträtiert, der von den ehemaligen Profisurfern Keith und Dan Malloy produziert wurde. Der Film enthält Aufnahmen von Stewart und Cunnigham beim Bodysurfen auf nahezu perfekten Wellen in Teahupo’o – einer so traumhaften wie brutalen Welle vor Tahiti, die zweifellos zu den gefährlichsten Wellen der Welt gehört.
Zurück zum Glück: Bodysurfen und Wholesomeness
Body-Surfing hat in den vergangenen Jahrzehnten einen ziemlichen Imagegewinn verzeichnet – mit Lovern und Hatern freilich.
So ähnlich wie der Hipster Bart und der Man Bun oder das Rauchen vielleicht. Etwas zeitlos cooles, was den Außenseitern gehörte, wurde vom Mainstream abgekupfert und ironisiert.
Trotzdem ist das Bodysurfen immer noch die Wellenreitsportart mit dem geringsten Medieninteresse. Wahrscheinlich, weil Bodysurfen sich nicht so gut vermarkten lässt. Was dem Sport jedoch an Marktfähigkeit fehlt, macht er durch seine Seelenruhe wieder wett.
Die Einfachheit des Bodysurfens ist genau das, was es so wertvoll macht: Weniger Ausrüstung führt zu weniger Lernschritten, mehr Freiheit und einer tieferen Verbindung mit der Welle und der Natur selbst.
Wie schön ist es denn, mit nichts im Gepäck als einem kleinen Handboard und Flossen auf den nächsten Surftrip zu gehen? Und auch in jeden Surfbus gehört unbedingt ein paar Finnen!
Wenn man bedenkt, dass der menschliche Körper fast die gleiche Dichte wie Wasser hat (was uns schwimmen lässt) und dass unser Mineralstoffgehalt fast identisch mit dem des Ozeans ist, macht es Sinn, dass sich Bodysurfen für die meisten Menschen “einfach gut anfühlt”.
Vielleicht ist der Zusammenhang auch Quatsch.
Aber das Gefühl dabei kann keine Lüge sein. Darüber hinaus bietet Bodysurfen ein enormes Ganzkörpertraining, das zu einer erhöhten Endorphinausschüttung führt. Man schwimmt schließlich ständig oder paddelt mit den Beinen, um sich über Wasser zu halten. Bodysurfen ist sowohl aerob als auch anaerob, da es eine anhaltende körperliche Anstrengung über einen langen Zeitraum sowie kurze Energieausbrüche bei maximaler Anstrengung beinhaltet – was gut für den Körper ist und gleichzeitig auch für das innere Glück hilfreich.
Bodysurfer schlafen gut!
Auch Forscher versuchen dem Glück der Meere auf die Spur zu kommen. Der Meeresbiologe Wallace Nichols hat etwa die Wirkung von verschiedenen Fotos auf Rezipienten untersucht. Und die Probanden empfanden überwiegend Bilder mit Wasser darauf positiver als andere.
Bei einem zweiten Test untersuchte Nichols die Konzentrationsfähigkeit der Probanden und stellte fest, das die Ergebnisse besser waren, wenn die Testpersonen vorher Bilder vom Meer angesehen hatten.
Nichols behauptet, dass der Durchschnittsmensch in der heutigen Gesellschaft täglich mehr Informationen verarbeiten muss als zu jedem anderen Zeitpunkt in der Geschichte, was zu einem beispiellosen Ausmaß an Angst und Depressionen geführt hat. Er glaubt, dass die meisten Menschen ständig angespannt sind und aufgekratzt. Und am Besten helfe dagegen Zeit am oder im Meer.
Wenn man am Wasser ist, bekommt das Gehirn eine Pause. Am Wasser zu sein, zwingt uns dazu, uns vom Strom der auditiven und visuellen Informationen zu trennen, und schaltet Ihr Gehirn nach Wallace auf den “Blue Mind Modus” um, was uns hilft, zu entspannen, uns in Einklang mit der Natur zu bringen, unser Herzen wieder für andere und auch für uns selbst zu öffnen.
Im schon angesprochenen Film “Come Hell or High Water” gibt es eine bemerkenswerte Szene in der Don King – ein weltbekannter Surf-Fotograf und Gewinner des Pipeline Bodysurfing Classic 1992 – mit seinem autistischen Sohn Beau bodysurft. Jeder, der sich diese Szene ansieht, kann klar erkennen, welche beruhigende Wirkung der Ozean auf Beau hat und wie sehr er es genießt, mit seinem Vater in den Wellen zu spielen.
Weiterführende Informationen
Die Geschichte des Surfen ist auch eine Geschichte des Bodysurfens und anders herum. Zu beiden Themen und ihren Überlappungen ist die Enzyklopädie des Surfens von Matt Warshaw eine unglaublich dichte und tiefe Quelle. Die Website ist die digitale Version dreier so erfolgreicher wie umfassend informativer Bücher Warshaws.
Weil Bodysurfen die grundlegendste Wellenreitsportart ist, die dem Wesen des Wellenreitens vielleicht am nächsten kommt, kann man so viel dabei lernen. Wie Bodysurfing funktioniert ist ebensosehr ein theoretisches Wissen, wie ein tiefer gehendes Wissen des Körpers, der sich für jede Welle und jede Section etwas überlegen muss, damit das Gleiten nicht aufhört.
Während sich die Praxis nur im Wasser lernen lässt, ist Surf Science das Standardwerk zur Ozeanologie das Wellenreiten betreffend – wie entstehen Wellen? Wieso kommen sie manchmal als Set von 4 und manchmal als Set von 7? Wie brechen Wellen? Welchen Einfluss hat die Tide?
Der Bildband “The Plight of the Torpedo People.” dreht sich ausschließlich um das Faszinosum Bodysurfen und Free Diving. Die Fotografien sind überwiegend von Chris Burkhardt, zwischenzeitlich einer der bekanntesten Natur- und Surf Fotografen und Filmer.
Es gibt eine ganze Reihe sehenswerter Filme über das Bodysurfen, vorne weg auf alle Fälle “Come Hell or High Water”. Schön ist auch der französische und in Europa spielende Kurzfilm “Le Palmes et le Couteau”.
Wer Bodysurfen professionell lernen will, hat nicht besonders viele Möglichkeiten. Ein Camp in Costa Rica gibt es allerdings, das Bodhi, das neben Surf und Yoga Retreats auch ein Bodysurfcamp anbietet.
danke für den interessanten Artikel. leider kann ich den Film von Keith Malloy “come hell or water a body surfing film” nirgends finden. hast du eine Bezugsquelle?
Herzliche Grüße aus Nordhessen
Hey Hanno,
Der Film heißt “Come Hell or High Water”. Ist aktuell bei Youtube zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=JbVvTLHZFWo&ab_channel=LBSR71
Kaufen kannst Du ihn also leider nicht, aber anschauen 😉
Viele Grüße,
Luca
besten Dank! den film habe ich mir angeschaut – toll gemacht!
Stimmt, das sehen wir genauso!
Sehr animierender Beitrag. Freue mich schon auf die nächste Bodysurf-Möglichkeit.
Hallo Hanno,
Danke für Deinen Kommentar! Wir auch!
Liebe Grüße,
Luca
Sehr schöner Artikel, ich habe meine Dafins immer dabei, seit Come Hell or High Water und Dirty Old Wedge;-)
Wäre cool, wenn es ein Forum für deutsche Torpedo People geben würde, um sich zu Sessions zu verabreden.
Hey Stephan,
Danke für das Lob! Ich glaube, die wahrscheinlich größte Chance auf ein derartiges Forum ist die gute alte Facebook-Gruppe. Bist Du da noch? Hier zum Beispiel ist noch ein bisschen was los, wenn Du dich einbringst, gleich mehr 😉
–> https://www.facebook.com/groups/651271331582276/
Liebe Grüße,
Luca