Vanlife: das Versprechen auf Freiheit, Strand und laue Nächten unter dem Sternenhimmel. Den eigenen Camper zum rollenden Zuhause umzubauen, klingt erstmal auch easy: ein bisschen Dämmung hier, ein Fenster da, Bett rein, fertig ist der Traum auf Rädern.
Schön wär’s! In der Realität entpuppt sich so ein Wohnmobil-Umbau schnell als abenteuerliches Großprojekt voller Tücken. Ich spreche da aus Erfahrung (und aus unzähligen Gesprächen mit anderen Van-Bastlern).
Damit Dein Traum vom Campervan nicht zum Albtraum wird, schauen wir uns hier 15 typische Anfängerfehler beim Wohnmobil-Ausbau an – und wie Du sie elegant umschiffst.
Ohne Plan drauflos werkeln
Denkste. Einer der häufigsten Fehler ist es, einfach mal etwas in den Bus zu schrauben, ohne ein durchdachtes Layout oder Konzept. Viele von uns (mich eingeschlossen) waren anfangs so begeistert, dass wir erst sägen und schrauben und danach merken, dass Küche, Bett und Schrank doch nicht wie geplant zusammenpassen. Ergebnis: Chaos im Camper und vielfaches Neu-Bauen.
“Bauste schlecht, bauste zweimal”
Thorsten aus Berlin
Mein Tipp: Nimm Dir Zeit für die Planung. Male einen Grundriss auf, überleg Dir genau, wo was hin soll. Kleb im leeren Van ruhig mal mit Kreppband die geplanten Möbelumrisse auf den Boden und Wände. Probier aus, ob Du Dich noch bewegen kannst, ob das Bett lang genug ist und ob Du an die imaginäre Kühlbox kommst. Je mehr Fehler Du auf dem Papier findest, desto weniger musst Du später im echten Ausbau korrigieren.
Achso, Disclaimer: Ich bin absolut kein Fan von Perfektion. Es muss in einem gesunden Verhältnis bleiben, Stichwort Pareto. Aber wenn der Anspruch sehr hoch ist, dann muss auch die Planung sehr gut sein, sonst wird das einfach nichts.
Zeit- und Kostenaufwand unterschätzen
Viele Anfänger unterschätzen massiv, wie viel Zeit und Geld so ein Umbau frisst.
Was in YouTube-Videos nach einem flotten Wochenprojekt aussieht, zieht sich in Wirklichkeit oft über Monate. Bei meinem ersten Ausbau dachte ich naiv, in acht Wochen sei alles erledigt – letztlich habe ich fast ein Jahr immer wieder abends und an den Wochenenden geschraubt. Überraschung: Fast alles dauert länger als man denkt. Und wenn man’s eilig hat, schleichen sich Fehler ein, die man später mühsam ausbessern muss.
Ähnlich ist es mit den Kosten. (Baumarkt-)Schrauben, Holzplatten, Solarpanels, Kühlschrank – die Liste an Ausgaben wächst schneller, als Dir lieb ist. Viele Erst-Ausbauer merken erst mittendrin, dass das Ersparte nicht reicht.
Plane also lieber großzügig: Je nach Ausstattung sind mittlere vierstellige bis fünfstellige Beträge realistisch. Für einen soliden Selbstbau solltest Du durchaus mit 10.000 bis 15.000 € rechnen – und ja, auch dieses Budget reißt man leicht, wenn man sich doch noch die schönen Schrankfronten oder den größeren Akku für die Makita gönnt. Kalkuliere von Anfang an Puffer bei Zeit und Geld ein, dann ersparst Du Dir später jede Menge Frust.
Das falsche Basisfahrzeug wählen
Ein typischer Anfängerfehler: Ein Basisfahrzeug kaufen, das am Ende gar nicht zu Deinen Bedürfnissen passt. Stell Dir vor, Du willst durch nette kleine spanische Küstenorte und enge Altstadtgassen cruisen, hast Dir aber einen extralangen Sprinter angelacht: Wendekreis wie ein Airbus, Parkplatzprobleme inklusive. Umgekehrt wirst Du auf Dauer unglücklich, wenn Du zwei Personen plus Hund und Kind und Surfbretter auf 5 Metern Kastenwagen unterbringen willst.
Praxis-Tipp: Überleg Dir vorher gut, wofür und wo Du Deinen Camper einsetzen möchtest. Städte-Trips? Dann lieber kleiner und wendiger (z.B. ein VW-Bus oder kompakter Kastenwagen). Fulltime-Vanlife mit viel Equipment? Ein größerer Kasten wie Fiat Ducato, Sprinter & Co. bietet mehr Stauraum und Komfort – verlangt aber Abstriche bei Dieselverbrauch, Parkplatzsuche und manchmal Mautgebühren. Fahr die Kandidaten zur Probe wenn möglich!
Und informier Dich über gängige Probleme, Rost und Ersatzteilkosten. Ein bisschen Recherche vorab spart Dir später Tränen. Glaub mir, niemand will den aufwendig ausgebauten Camper wieder verkaufen, nur weil er im Alltag unpraktisch ist.
Probleme am Fahrzeug ignorieren
Aber: Vergiss nicht, das Basisfahrzeug selbst gründlich zu checken, bevor Du tausende Euro und unzählige Stunden in den Innenausbau steckst. Allzu oft sieht man Leute, die ihr Herzblut in Möbel und Deko stecken, während unterm Lack der Rost blüht oder der Motor kurz vorm Exitus steht. Das Resultat: ein wunderschön ausgebautes Wohnmobil, das liegenbleibt, Öl verliert oder die nächste HU nicht besteht. Richtig nervig.
Ich spreche aus eigener Erfahrung: Bei meinem alten Düdo habe ich anfangs lieber über Schrankideen sinniert, als mal unter den Wagen zu schauen. Ergebnis? Durchgerostete Schweller, die erst beim TÜV für lange Gesichter sorgten.
Mein Rat: Lass in einer auf dein Fahrzeug (gerade bei alten Campern) spezialisierten Werkstatt eine gründliche Durchsicht machen. Lass den Motor, Bremsen, Reifen, Karosserie (Stichwort Rost!) und Elektrik des Fahrzeugs kontrollieren. Am besten vor dem Kauf, auf jeden Fall bevor Du mit dem Ausbau loslegst.
Repariere alle wichtigen Sachen zuerst. Ja, das kostet nochmal Zeit und Geld – aber es lohnt sich.
Du willst doch, dass Dein rollendes Zuhause Dich zuverlässig von A nach B bringt, oder? Der schönste Ausbau nützt nichts, wenn dir der Van unter dem Hintern auseinanderfällt.
Das zulässige Gesamtgewicht ignorieren
Doch, wird es! Ein fataler Fehler ist es, die Gewichtsgrenze Deines Vans zu ignorieren. In Europa dürfen die meisten Camper maximal 3,5 Tonnen wiegen (inklusive Fahrer, Beifahrer, Gepäck und Ausbau; ja, das wird gerade auf 4,2 Tonnen geändert, dauert aber noch).
Gerade Selbst-Ausbauer sind oft erstaunt, wie schnell man dieses Limit erreicht. Ein paar schwere Multiplexplatten, die große Solarbatterie, Frischwassertank voll, Dachgepäckträger mit Ersatzrad und zack, schon bist Du überladen. Und das ist nicht nur illegal, sondern auch gefährlich: Übergewicht wirkt sich auf Bremsweg, Fahrverhalten und Reifenverschleiß aus.
Daher gilt: Behalte das Gewicht von Anfang an im Blick! Schau im Fahrzeugschein, wie viel Zuladung Dein Basisfahrzeug überhaupt trägt. Wiege den leeren Van einmal, bevor Du loslegst, zum Beispiel beim Recyclinghof. So weißt Du genau, wie viel Spielraum Du hast.
Dann plane Deinen Ausbau möglichst leicht: Dünnere Holzplatten (die trotzdem stabil genug sind), Aluprofile statt Kanthölzern, eher kein Kachelofen. Verzichte auf unnötigen Ballast – vielleicht tut’s auch ein 70-Liter-Wassertank statt 120 Liter, wenn Du eh alle paar Tage nachfüllst.
Und pack am Ende nicht Dein ganzes Hab und Gut ein; für die Gitarre und den Dutch Oven findet sich Platz, aber muss wirklich der komplette Schuhschrank mit? 😉 Dein Ziel: ein Camper unter Gewichts-Limit, der auch voll beladen sicher fährt. Spätestens bei der nächsten Polizeikontrolle oder beim TÜV wirst Du Dir dafür danken, dass Du die Kilos im Griff hast.
Kein geeigneter Arbeitsplatz und Werkzeug
Ohne passendes Werkzeug und genügend Platz wird der Camper-Ausbau zum Himmelfahrtskommando. Ich weiß, nicht jede*r hat eine große Werkstatt oder Garage zur Verfügung. Viele von uns basteln auf dem Parkplatz, vor der Haustür oder unterm Carport. Das geht zur Not. Aber bedenke: Du brauchst Raum zum Zuschneiden von Sperrholzplatten, zum Lackieren, zum Ausbreiten aller Teile. Und glaub mir, im strömenden Regen macht das zusammenschrauben von Möbelteilen im Hof keinen Spaß.
Falls Du selbst keine Werkstatt hast, schau Dich im Freundeskreis um oder miete Dir zeitweise einen Hobbyraum oder eine Selbstbau-Werkstatt. Gutes Werkzeug ist ebenso wichtig: Eine vernünftige Stichsäge, Bohrmaschine/Akkuschrauber, Zollstock, Metallbohrer, Schraubenschlüssel, Crimpzange für Kabel – all das sollte griffbereit sein, bevor Du startest.
- (Akku-)Handkreissäge, am Besten mit Führungsschiene
- Akkuschrauber mit Bits und Schnellladegerät
- (Akku-)Stichsäge mit guten Blättern
- (Akku-)Exzenzerschleifer mit viel Schleifmittel
Ich hab am Anfang versucht, mit einer wackligen 20€-Baumarkt-Stichsäge millimetergenaue Ausschnitte hinzukriegen. Das Ende vom Lied waren krumme Schnitte und viel Frust. Also investiere in Werkzeug oder leih Dir hochwertiges aus. Es macht so einen Unterschied, ob Du mit der richtigen Ausrüstung arbeitest! Und schaff Dir einen halbwegs ordentlichen Arbeitsplatz: Ein stabiler Tisch oder Werkbock zum Sägen und Schrauben ist Gold wert. Dein Van und Deine Nerven werden es Dir danken.
Mehr zum Werkzeug findest Du in unserem allgemeinen Text zum Camper-Ausbau, schau doch mal rein!
Fehler bei der Dämmung
Die richtigen Materialien am falschen Ort, Kältebrücken übersehen oder die Sache mit der Feuchtigkeit unterschätzt: Dämmungsfehler rächen sich später im Alltag, vor allem, weil man nie wieder etwas korrigieren kann!
Ein Klassiker ist zum Beispiel, einfach irgendwelche Styroporplatten einzukleben und zu hoffen, dass es schon isoliert. Tut es vielleicht, aber wenn sich dahinter Kondenswasser sammelt, hast Du bald tropische Zustände hinter deinen Möbeln, inklusive Schimmel-Disco.
Wer schon einmal in einem ungedämmten Bus geschlafen hat, wird die Kondenswassertropfen an allen Metallteilen des Vans kennen. Nicht so geil.
Deshalb: Informier Dich gründlich über Dämmmaterialien und bau die Isolation sorgfältig ein. Armaflex oder Kaiflex sind zum Beispiel bewährte Materialien, die Feuchtigkeit nicht speichern. Wichtig ist, wirklich jeden Hohlraum und Streben zu dämmen, wo sich sonst Wasser niederschlagen könnte. Achte darauf, die Dämmung auch ordentlich festzukleben und Fugen abzudichten, damit keine Feuchte zwischen Blech und Isolierung gelangt.
Und vergiss die Belüftung nicht (Dämmung und Lüftung gehen Hand in Hand, dazu gleich mehr). Mit einer guten Dämmung bleibt Dein Camper im Sommer kühler und im Winter wärmer.
Bei der Elektrik unsauber arbeiten
Klar, das Thema kann einschüchternd sein: Nicht jede*r ist gelernter Elektriker. Aber eine zu knapp dimensionierte oder billig zusammengezimmerte Stromversorgung rächt sich unterwegs ziemlich schnell. Beispiel aus meinem Umfeld: Freunde von mir hatten aus Spargründen nur eine kleine 60Ah-Batterie und dünne Kabel verbaut – nach zwei Tagen ohne Landstrom war Schluss mit Licht und Kühlschrank, und die Kabel wurden bedenklich warm. Letztlich haben sie alles aufwendig auf Lithium-Batterien und ordentliche Kabelquerschnitte umgerüstet. Doppelte Arbeit und doppelte Kosten.
Mach es lieber gleich richtig. Plane Dein Stromsystem großzügig und mit Blick auf die Zukunft: Vielleicht willst Du später doch eine größere Kühlbox oder einen Laptop laden können, dann ist Reserve Gold wert. Kauf Komponenten in guter Qualität. Ja, das tut im Geldbeutel weh, aber unterwegs bist Du froh, wenn die Solaranlage auch nach einem Jahr noch zuverlässig funktioniert und Dir nicht die Sicherungen durchbrennen.
Bei Batterien lohnt es sich wirklich, über Lithium (LiFePo4) nachzudenken: Die kosten zwar mehr als AGM-Batterien, halten aber viel länger, sind leichter und liefern mehr nutzbare Kapazität. Und bitte: Lass die Elektrik von einem Fachbetrieb machen, wenn du es dir nicht zutraust. Ein falsch angeschlossener Ladebooster oder schlecht abgesicherte Kabel können im schlimmsten Fall den Camper abfackeln. Das will wirklich keiner.
- Jackery Powerbox
- Jackery tragbares Solarpanel
Eine Alternative können tragbare Stromspeicher mit integrierten Wechselrichtern und Steckdosen sein, wenn du überwiegend Kurztrips planst und deinen Camper im Alltag anders nutzt.
Eine zu komplizierte Wasserinstallation
Kilometerlange Schläuche, versteckte Verzweigungen, fixe Rohre, die man später nicht mehr erreicht. So verwandelt man seinen Camper möglicherweise in einen Teich. Stell Dir vor, ein Verbindungsstück unter Deiner schön verbauten Küchenzeile leckt, und Du kommst nicht dran – viel Spaß beim alles auseinandernehmen, während das Wasser ins Holz sickert.
Halte es simpel! Ein einfaches Wassersystem ist oft das beste. Zum Beispiel: ein Frischwassertank oder Kanister, von dem aus eine Tauchpumpe oder Druckpumpe Wasser zum Hahn fördert, und ein Abwasserkanister unter der Spüle für das Grauwasser. Verzichte auf einen großen, unzugänglichen Tank und lange Leitungen. Jeder Anschluss ist eine potentielle Leckstelle. Achte auf qualitativ gute Schlauchverbinder und Schellen. Und plane Zugänglichkeit ein: Alle wichtigen Teile (Pumpe, Filter, Anschlüsse) sollten im Idealfall erreichbar sein, ohne den halben Van zu demontieren.
Sich die Standheizung sparen oder nicht Lüften können
Trotzdem sparen viele Anfänger genau hier: Keine Standheizung, keine Dachfenster. Tja, bis zur ersten Novembernacht in den Bergen oder dem Hochsommer-Urlaub in Südfrankreich. Ich erinnere mich an eine Nacht in den Alpen ohne Heizung: draußen -5 °C, drinnen gefühlt auch, und ich hab mir mit drei Decken und voller Montur den Allerwertesten abgefroren. Andersrum hab ich mal an der Atlantikküste bei 35 °C im Van gelegen ohne einen Luftzug. Da liegst Du wach und bereust jeden Cent, den Du an der Dachlüftung gespart hast.
Mein Rat aus der Praxis: Denke unbedingt an ein vernünftiges Wärme/Lüftungskonzept für Dein mobiles Zuhause. Dazu gehört mindestens ein Dachfenster, das auch bei Regen geöffnet werden kann.
Ein Dachfenster ist wirklich Gold wert, nicht nur gegen Hitze, sondern auch um Feuchtigkeit vom Atmen und Kochen rauszubekommen. Und für die kalten Tage: Überlege Dir, eine Standheizung einzubauen. Diesel-Heizungen sind unter Vanlifern sehr beliebt: sie zapfen den Fahrzeugtank an und halten mit wenig Diesel den Innenraum mollig warm.
Alternativ gibt’s auch Gasheizungen. In jedem Fall unbedingt auf die Belüftung und Kohlenmonoxid-Sicherheit achten! Wer sowohl Sommer als auch Winter im Van verbringen will, sollte weder bei Lüftung noch bei Heizung knausern. Glaub mir, die Investition zahlt sich in Komfort und guter Laune aus.
🚌 Wie man die Standheizung (selber) nachrüstet, liest du in dem verlinkten Beitrag!
Den Fenstereinbau vermasseln
Schief im wahrsten Sinne des Wortes: Ein kleiner Messfehler, eine unvorsichtige Stichsägenbewegung, und das Loch ist zu groß oder krumm. Oder man vergisst die Schnittkanten zu versiegeln und bald blüht der Rost rings ums neue Fenster. Häufiger Fehler auch: Das falsche Dichtmittel oder Hektik beim Einbau. Ergebnis: Das Fenster leckt, die erste Regenfahrt verwandelt den Camper in eine Dusche und bei jeder Bodenwelle klappert das dünne Acrylglas.
Ich will keinem die DIY-Ehre nehmen: Ich habe meine Fenster auch selbst ausgesägt, mit zitternden Händen. Aber mach Dich vorher schlau: Fenstereinbau ist zwar kein Hexenwerk, aber entscheidend. Miss lieber dreimal, wo der Ausschnitt hin soll. Kaufe vernünftige Blätter für die Stichsäge und klebe die Schnittlinie mit Malerkrepp ab, damit der Lack nicht ausfranst. Sobald das Blech offen ist, behandle die Schnittkante mit Rostschutz (z.B. Zinkspray oder Primer), um Korrosion zu verhindern. Und beim Einkleben des Fensters: Nutze das vom Hersteller empfohlene Dichtmittel und halte Dich an die Aushärtungszeiten. Wenn Du Dich unsicher fühlst, scheue Dich nicht, Hilfe zu holen. Sei es ein erfahrener Kumpel oder ein Profi, der schon ein paar hundert Van-Fenster eingesetzt hat. Besser einmal den Fachmann bezahlen, als dass Dir bei 100 km/h das Seitenfenster davonfliegt.
Nicht ans Reiseklima denken
Ein häufiger Fehler ist, das geplante Reiseklima nicht in die Ausbauplanung einzubeziehen. Dein Camper soll Dich ja überallhin begleiten: vom Sommer am Mittelmeer bis zum Winter in den Alpen, oder? Viele bauen aber, als würden sie immer nur 20 °C haben. Folge: Im Schnee frieren die Wasserleitungen ein, oder im Hochsommer hast Du keinen Schattenplatz und keine Isolierung gegen Hitze.
Denk also voraus: Wohin soll die Reise gehen? Wenn Du vorhast, im Winter Richtung Skandinavien oder zum Skiurlaub aufzubrechen, plane für Kälte. Heißt: gute Isolierung (siehe oben), eine verlässliche Standheizung, Isolierungen für die Fenster und Türen, damit die Wärme drin bleibt. Überleg Dir, wo Deine Wasserleitungen und Kanister verlaufen.
Andersrum beim Sommer-Setup: Wenn Du in heiße Regionen fährst, sorge für ausreichend Belüftung und Sonnenschutz an Fenstern (Thermomatten, Vorhänge). Ein kleiner 12V-Ventilator zusätzlich zum Dachlüfter kann Wunder wirken in heißen Nächten. Und: Denke an Deinen Kühlschrank – in sehr heißen Regionen kämpfen billige Kühlboxen schnell, die Temperaturen zu halten. Kurzum, passe Ausbau und Ausstattung an die Extreme an, in denen Du unterwegs sein willst. Und wer im Winter in Marokko surfen ist, muss auf dem Heimweg eben auch für Kälte gewappnet sein.
Kein festes Bett einbauen
Viele Anfänger verlieben sich in diese Idee, schließlich zeigen diverse Vanlife-Videos coole modulare Betten, die man in Sekunden zusammenklappt. Die Realität? Eher weniger glamourös. Jeden Abend das Möbelrücken anfangen, Polster umbauen, Bettzeug verstauen und so weiter. Nach spätestens zwei Wochen geht Dir das gehörig auf die Nerven. Ich hab’s selbst getestet: Anfangs dachte ich, ein klappbares Bett wäre genial, um Platz zu sparen. Doch die dauernde Umbauerei wurde so lästig, dass ich am Ende doch ein festes Bett eingebaut habe. Und oft genug will man auch tagsüber einfach mal abliegen, oder eine Person steht auf und bereitet Frühstück vor. Das geht nicht, wenn die Küche unter dem Bett ist!
Überleg Dir also gut, ob Du wirklich jeden Tag zweimal Dein Bett machen willst. Ein fest installiertes Bett mit Stauraum darunter ist oft die bequemere Lösung, gerade für Langzeit-Vanlifer. Morgens bleiben Kissen und Decken einfach liegen, fertig. Wenn Dein Van klein ist und Du den Platz brauchst, könntest Du alternativ über ein Hubbett nachdenken.
Hauptsache, Du hast nicht ständig diesen Umbau-Stress. Falls Du dennoch ein flexibles Bett-System planst, teste es am besten vorab: Simuliere ein paar Tage im Stand, wie es ist, wirklich jedes Mal alles umzusortieren. Wohin mit der Bettwäsche am Tag? Nerven Dich die Umbaukissen? So findest Du raus, ob Du der Typ dafür bist. Viele, die mit Umbau-Bett gestartet sind, rüsten jedenfalls irgendwann entnervt auf ein festes Bett um. Das sagt eigentlich alles.
Auf einen Kühlschrank verzichten
Diesen Satz hört man oft, und ebenso oft kommt hinterher das Bereuen. Klar kann man erstmal ohne festen Kühlschrank losziehen, aber die Freiheit hat Grenzen: Spätestens wenn im Sommer die Butter dahinschmilzt, das Bier warm wird und Du jeden zweiten Tag einkaufen musst, wünschst Du Dir eine richtige Kühlmöglichkeit an Bord.
Ich erinnere mich an die ersten Trips nur mit der Kühlbox: Wir haben immer im Supermarkt Eis von der Fischtheke erbettelt. Das war schön und ging auch, aber doch eher unkomfortabel.
Meine Empfehlung: Gönn Dir einen ordentlichen 12V-Kühlschrank oder zumindest eine gute Kompressor-Kühlbox im Camper. Moderne 12-Volt-Kühlschränke sind überraschend sparsam im Stromverbrauch und halten Deine Lebensmittel und Getränke verlässlich kühl – ein Luxus, den Du nicht mehr missen willst, wenn Du ihn mal hast.
Achte auf ein Modell mit genügend Volumen für Deine Bedürfnisse (zu zweit braucht man natürlich mehr als solo). Und plane den Strombedarf von Anfang an in Deine Elektrik ein: Der Kühli läuft 24/7, das sollte Deine Batterie stemmen können. Du wirst sehen, es erhöht die Lebensqualität on the road enorm, wenn Du frische Lebensmittel lagern kannst. Mal eben ein kühles Getränk am Strand aus dem eigenen Kühlschrank? Unbezahlbar.
Einen Nachteil haben die Kompressor-Kühlschränke (und nichts anderes ergibt Sinn): Sie brauchen viel Platz. Deshalb haben wir die besten kleinen Kompressorkühlboxen recherchiert, du findest sie hier verlinkt!
Kein Stauraumkonzept
Ein Camper mag noch so schön ausgebaut sein, ohne clevere Verstaumöglichkeiten wird das Leben darin schnell unordentlich.
Viele Erstausbauer bauen zwar tolle Betten und Küchenzeilen, vergessen aber, wo all der Kram hin soll, den man unterwegs so dabeihat. Ergebnis: Schuhe fliegen im Fußraum herum, Klamotten stapeln sich auf den Vordersitzen, und jedes Mal, wenn Du an die Box mit den Gewürzen willst, musst Du halb aussteigen, weil sie ganz hinten unterm Bett verbuddelt ist.
Dem kannst Du vorbeugen, indem Du von Anfang an ein Stauraumkonzept entwickelst. Denk bei jedem Möbelstück darüber nach, was darin gelagert werden soll. Schubladen, Klappfächer, Regale – plane sie so, dass oft benutzte Dinge leicht erreichbar sind.
Zum Beispiel: eine kleine Schublade nahe der Schiebetür für’s Kaffeekocher-Setup, Haken an der Wand für Jacken und Handtücher, oder ein Fach für Schuhe direkt am Eingang. Nutze den Platz unter der Sitzbank oder dem Bett als „Garage“ für seltener benötigtes Zeug (Werkzeug, Campingtisch, Ersatzkanister), aber sorg dafür, dass Du da auch rankommst, ohne alles auszuräumen.
Ich habe z.B. Klappen im Bettkasten eingebaut, damit ich an die Kisten darunter komme, und an der Decke ein Netz für leichtere Sachen wie Bettwäsche gespannt. Jeder hat andere Lieblingsdinge. Wichtig ist, Deinen Kram im Blick zu haben: Mach ruhig eine Liste, was mit auf Reisen soll, und überleg Dir für jedes Teil einen Platz. So vermeidest Du das berüchtigte „Wo zur Hölle stopf ich das jetzt noch hin?“-Gefühl. Ein gut geplanter Stauraum macht den Unterschied zwischen entspannter Ordnung und nervigem Durcheinander im Vanlife-Alltag.
Fazit
Keine Panik, fast jede*r Van-Ausbauer tappt in den einen oder anderen dieser Fettnäpfchen. 😉 Wichtig ist, daraus zu lernen und es beim nächsten Mal (oder direkt beim ersten Mal) besser zu machen. Mit ein bisschen Planung, realistischen Erwartungen und dem Mut, Hilfe anzunehmen, wird Dein Wohnmobil-Umbau garantiert ein Erfolg.
Und glaub mir: Spätestens wenn Du das erste Mal mit Deinem selbst gebauten Camper am Lieblingsplatz stehst, den Sonnenuntergang beobachtest und Dir auf Deinem eigenen Gaskocher eine Tasse Tee machst, sind all die Mühen vergessen. In diesem Sinne: fröhliches Schrauben und allzeit gute Fahrt im Vanlife!
🎉 Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, merke dir doch einen der Pins auf Pinterest: Das hilft dir, ihn wieder zu finden und uns auch 👇
Leave a reply