Wie macht sich das Brett aus dem Sport-Discounter in den funkelnden KDW-Wellen Irlands? Wir haben es getestet.
Jetzt hat Decathlon also auch richtige Surfbretter im Regal. Oder, damit es auch in Deutschland stimmt und nicht nur in den zahlreichen Filialen zwischen Bordeaux und Faro: Im Onlineshop.
Was ist denn ein richtiges Surfboard? Nun in diesem Fall ein Shortboard in Epoxybauweise, mit FCS 2 Finnensystem und schlichtem aber ansprechendem Design. Kaum zu schlagen ist natürlich der Preis von 299,99 Euro für das Board in der Größe 6’3. Darin enthalten ist nämlich die wiederverwendbare Flexi-Hexi-Verpackung und ein Satz FCS 2 Carver Finnen.
Das Board hat mich aber nicht nur im Schaufenster überzeugt, sondern auch im Wasser: Es gleitet gut an, es läuft (klar, Länge läuft), es geht gut um die Kurve. Und es ist überraschend leicht, dafür dass es auch höllisch stabil geglast ist. Dazu aber mehr im Test.
Shape | Klassisches Shortboard mit Squashtail |
Fin-Setup | Thruster (3-Finnen, FCS 2 Plugs, Schrauben inkl.) |
Volumen | 35 L |
Gewicht | 3,1 Kg |
Maße (Inch) | 6’3″ × 20,3″ 2,5″ |
Maße (cm) | 190,5 x 51,4 x 6,4 |
Preis | 299,99 Euro |
Ein Board für:
→ Gewaxt, gesurft, getestet. Luca hatte das Decathlon Board bei vier Wochen Dauerwelle in Irland im Einsatz. Dafür hat uns Decathlon das Board kostenlos zur Verfügung gestellt. Wie objektiv kann der Test dann noch sein? Das haben wir uns auch gefragt: Lies hier mehr dazu, wie wir testen.
Das Olaian Surfboard im Test
Agilität & Manöver
(6,5 / 10)
Das Decathlon Shortboard legt spürbar mehr Wert auf Stabilität und Geschwindigkeit. Teilweise ist dieser Umstand sicherlich der gewählten Länge geschuldet. Teilweise aber auch der stabilen Bauweise und dem Unterschiff, das im vorderen Bereich einen double-concave und im hinteren Bereich einen single-concave hat. Außerdem ist das Board auch recht dick und hat einen sehr dezenten Rocker. Auch das sagt eher: Down the line!
Geschwindigkeit
(9,0 / 10)
Hier spielt das Board die Stärken aus, die ich eben noch als Schwächen verkauft habe. Pumpen, laufen lassen, beides geht mit dem Board ausgezeichnet.
Paddle-Power
(8,5 / 10)
Das Board paddelt sich sehr gut, aber natürlich auch wegen der gewählten Länge. Allerdings: Warum auch kürzer wählen, wenn das die Arme und die Surffähigkeiten nicht hergeben? Im Vergleich mit anderen klassischen Shortboards ist das Decathlonboard etwas dicker und etwas breiter. Auch in 6’1 ist es noch 20″ breit.
Das Zusatzvolumen macht sich positiv bemerkbar. Dazu kommt, dass das Board dank der Epoxybauweise mit EPS-Kern ziemlich leicht ist und auch so nochmal Auftrieb generiert. Und angleiten tut’s auch sauber.
Stabilität
(8,0 / 10)
Was schnell ist, ist auch stabil. Das gilt nicht nur für Flugbahnen, sondern auch beim Surfen. Aber auch auf gemächlicheren Wellen macht das Board einen ruhigen, ja fast gelassenen Dienst. Es ist eben nicht das verspielteste Shortboard. Als treuer Begleiter in nicht-mehr-ganz-kleinen Wellen hat sich das Decathlon Surfboard aber mein Vertrauen verdient.
Material & Verarbeitung
(7,5 / 10)
Der vielleicht spannendste Teil des Tests. Aus gegebenem Anlass. Das Surfboard hat einen relativ klassischen Epoxy-Surfboardaufbau. Diese Bauweise ist stabiler als die klassische Bauweise mit PU-Kern und Polyesterharz. Dafür ist sie aber auch starrer, hat weniger Flex. Auch wenn man drauffällt sollte das Board härter sein, aber gut, fällt man halt nicht drauf. Interessanterweise hat das Surfbrett auf einem Produktbild eine rechte Grateroberfläche — es scheint, als sei es übersäht mit Pressure-Dings. Meine Eindrücke bestärken diese Theorie aber nicht.
Unter den wenigen Testberichten auf der Seite von Decathlon findt sich der von Joel, er meint:
“Das Board macht beim Auspacken einen sehr guten und soliden Eindruck! Erst nach dem ich die FCS Schrauben in das FCS 2 System Gewinde drehte (da ich noch die FCS 1 Finnen benutze) bemerkte ich daß diese durch die Schraube durchbrechen. Insgesamt sind 3 von 6 Gewinde seitlich durchgebrochen! Die Schrauben habe ich ordnungsgemäß rein gedreht, aber die Löcher sind teilweise zu eng. Nachdem ich dann das tailpad rauf geklept habe kam die Abendsonne durchs Fenster. Erst dann bemerkte ich, dass auf der Unterwasser Schiff Seite im Inneren des Boards Blasen zu sehen sind. Sehr schade! Denn eigentlich ein sehr geiles Board. Aber leider sehr billig produziert! Das Board habe ich noch nicht einmal benutzt.”
Joel über die Decathlon Seite
Auch diesen Eindruck habe ich nicht. Tatsächlich hat Decathlon nach der Produkteinführung recht schnell reagiert, statt wie Anfangs FCS1 Finnen mitzuschicken (Es sind ja FCS 2 Plugs verbaut) werden jetzt FCS 2 Finnen beigelegt. Auch die Schrauben passen. Und Blasen sind mir nicht aufgefallen.
Die Bauweise, die Decathlon angibt, ist ziemlich massiv: Auf der Oberseite liegen zwei 6 Unzen Glasfasermatten, auf der Unterseite eine. Zusätzlich ist der hintere Teil oben und unten mit einer 4 Unzen Matte verstärkt. Auch die Rails sind durch Überlappung ziemlich viellagig. Das Ganze ummantelt einen EPS-Kern. Mittlerweile gibt es hier bessere Materialien, aber EPS ist bei dem Preis völlig nachvollziehbar.
Trotzdem habe ich das Board ziemlich kaputt bekommen. Das kann ich aber schlecht Decathlon anlasten. Die Wellen haben mich einfach an einer ungünstigen Stelle auf dem Riff erwischt – und das Board musste für mich die Schläge einstecken. Dafür bin ich mit einem ausgebrochenem Finplug noch recht gut weggekommen. An einer anderen Stelle ist eine Lage Glas bei Steinkontakt abgebröselt.
→ Das Board ist sehr stabil gebaut, allerdings möglicherweise etwas kurz ausgehärtet (und dafür mit höherer Temperatur). Die Verarbeitung könnte noch etwas hochwertiger sein. Insgesamt hat mich aber die Stabilität bei trotzdem sehr geringem Gewicht überzeugt.
Preis
(10,0 / 10)
Volle Punktzahl, klar. Der Preis ist wohl nicht mit einem neuen Board zu toppen. Das 6’3 Board kostet 300 Euro und da ist die Hexi-Flexi Versandhülle inklusive und ein Satz FCS 2 Finnen. Die einzige Frage, die offen bleibt: Wer zahlt dann den Preis? Es wäre wünschenswert, wenn Decathlon in Zukunft auch auf ein Bioharz setzen würde, wie es einige Shaper machen. Surfboards, Neos, Diesel, die drei Sünden des Surfers.
Kaufratgeber: Für wen ist das Surfboard 900 Shortboard das richtige?
Für welches Niveau eignet sich das Board?
Das Board richtet sich klar an erfahrene Surfer. Dabei ist es aber kein radikales Performance-Shortboard. Etwas mehr Volumen, eine stabile Bauweise und ein fehlerverzeihender Shape machen das Board zu einer guten Wahl für Intermediates auf Reisen. Das Board (bzw. ich und das Board) fühlen sich in Wellen von 2 Fuß bis 10 Fuß wohl. Und das konnte ich noch nicht zu oft sagen.
Für welches Gewicht eignet sich das Brett?
Bis 100 Kilo sagt Decathlon und dem ist wohl nicht so viel hinzuzufügen. Auch schwere Surfer sollten mit dem Shortboard zurechtkommen. Leichte Surfer, die die Technik nicht perfekt beherrschen könnten Probleme beim Duckdive bekommen. Aber es gibt das Board ja auch noch in kleineren Größen.
Für Welche Wellen ist das Board geeignet?
Das Board eignet sich für viele unterschiedliche Wellen. Ich war damit in hohlen Beachbreak wellen (wo ich lieber etwas mehr Rocker gehabt hätte), in langen Pointbreaks mit Zug (ideal) und in Reefbreaks mit Punch (auch sehr gut) unterwegs. Das Surfbrett macht, was es soll, ohne dabei eine Offenbarung zu sein.
Weitere Produktinformationen
In welchen Varianten gibt es das Board?
Wie bei anderen Produkten hat Decathlon die Surfboards in drei Kategorien sortiert: Surfboard 100, Surfboard 500, Surfboard 900. Ehrlich gesagt würde ich immer zur obersten Kategorie, also den 900 greifen. Da gibt es einen Fish, ein Longboard und eben das Shortboard.
Das Shortboard 900 wiederum ist in 5’5, 5’10, 6’1 und 6’3 zu bekommen. Das erste richtet sich an jugendliche Surfer und hat ein Volumen von 24 Litern, das 5’10 kommt auf 30 Liter, das 6’1 auf 33 und das 6’3 eben auf 35 Liter.
Was ist dabei und was nicht?
Im Lieferumfang enthalten sind die Finnen und die Hexi-Flexi-Pappboardbag. Zusätzlich braucht man noch eine Leash (Hier im Test) und ein Pad für den hinteren Fuß ist auch zu empfehlen.
Wie ist der Shape?
Das Board ist fast ein klassisches Shortboard, wenn es sowas denn überhaupt gibt. Allerdings haben die “Olaian Ambassadors” etwas zusätzliches Volumen im Board versteckt. Was der Zielgruppe sicherlich zu Gute kommt. Am Tail wurde nicht experimentiert, es ist ein Squash-Tail. Das Unterschiff hat einen doppelten Kanal vorne und hinten einen einfachen, der das Wasser leitet (concave).
Ist es sinnvoll, das Board gebraucht zu kaufen?
Aktuell (13.10.2021) ist das Board ausverkauft bei Decathlon, wann es wieder verfügbar ist, ist nicht bekannt. Man kann die Decathlon Bretter oft auch gebraucht kaufen. Sinn macht das aber nur, wenn sie entweder noch in sehr gutem Zustand sind, weil der Besitzer im Urlaub gemerkt hat, dass er/sie das Ding nie ins Wasser bewegt. Ein olles Decathlonboard kaufen macht bei dem Preis zumindest ökonomisch keinen Sinn.
Ein paar Gedanken für den Gebrauchtkauf:
- wie ausgeblichen ist die Farbe: Hier lässt sich gut das Alter erkennen
- Sind die Finnenboxen intakt?
- Was ist alles dabei? Finnen und Leash?
- Hat das Board einen Knick oder eine durchgehende Delle in der Unterseite? Dann ist das Board gesnappt: Finger weg!
- Lohnt sich der Preisunterschied, um auf die Decathlon Garantie zu verzichten?
Hilfreiche Tipps
Worauf sollte man achten
Das Decathlon Board wirkt sehr robust. Aber die an sich sehr robuste Laminierung hat zwei Feinde: Die Sonne und die Wellenlippe. Beide sind oft anzutreffen in klassischen Surfregionen. Der sehr leichte EPS-Kern hat eine erhöhte Bruchgefahr. Dafür ist aber ein sehr dickes Glassing drumherum. Trotzdem: Mach es nicht wie ich und schick dein Board nicht in die Steine. Vermeide außerdem, das Board großer Hitze auszusetzen. Denn dann besteht die Gefahr der Delaminierung.
Garantiebestimmungen
Decathlon gibt 2 Jahre Garantie auf Material und Fabrikationsfehler. Grundsätzlich ist der Sportartikelhersteller kulant, trotzdem ist es natürlich schwierig, bei einem Schaden einen Materialfehler nachzuweisen. Sinnvoll ist es, das Board kurz vor dem Urlaub zu kaufen, denn sollte in den ersten Wochen ein Defekt sichtbar werden, tauscht Decathlon das Produkt in aller Regel unkompliziert aus. Viele Vorteile bietet auch die Decathlon Mitgliedschaft, Umtausch und Erstattung etwa wird noch einfacher, vor allem aber kann man als Mitglied Produkte 30 Tage lang testen. Ausgeschlossen sind Bruchschäden und Schäden durch Kollisionen.
Fazit & Bewertung
Das Decathlon Surfboard 900 hat mich voll überzeugt. Dank der ziemlich großen Bedingungen, die die Insel der Dichter und Helden des Alltagsoptimismus für uns bereit hielt war es sogar ziemlich oft meine erste Wahl. Denn es paddelt sich gut und surft sich sehr stabil. Eine Snap-Maschine ist das Brett nicht – aber das bin ich halt auch nicht. Ein gutes Step-Up-Shortboard zu einem sehr überzeugenden Preis.
FAQ
Ja, man kann das Decathlon Shortboard auf alle Fälle empfehlen. Es ist ein überzeugendes Surfboard in stabiler Bauweise. Sicher gibt es ausgefeiltere Shapes. Aber für viele Gelegenheitssurfer reicht das Board völlig aus. Und als Board für größere Wellen hat es auch uns überzeugt.
Das Board kostet 299,99 Euro.
Pauschal lässt sich das schlecht sagen. Denn das hängt auch von den Surffähigkeiten ab. Decathlon gibt das Gewicht mit 80 bis 100 Kilogramm an für diese Größe.
Das Board eignet sich für Fortgeschrittene und bessere Surfer. Es ist aber auch fehlerverzeihend und kann als Einstieg in die Shortboard-Klasse funktionieren, wenn es nicht zu kurz gekauft wird.
Das Board kommt mit Finnen aber ohne Leash und Boardbag. Stattdessen ist es in der Hexi-Flexi-Versandhülle verpackt. Die lässt sich auch wiederverwenden. Alles weitere Zubehör gibt es auch günstig bei Decathlon.
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