Die nachhaltigen Surffinnen von Sieve im Praxistest Titelbild

Im Praxistest: Die nachhaltigen Surf-Finnen von Sieve

Wir waren im vergangenen Jahr 9 Monate surfen. Klingt richtig viel und war es auch, aber man muss die Sessions durch zwei teilen, eine/r musste immer Babysitten: #Elternzeitreise. Die nachhaltigen Finnen von Sieve hatten wir noch kürzer im Einsatz, ich hab einfach zu lange gebraucht, mir ein passendes Board zuzulegen. So sucht man doch seine Boards aus, oder? Immerhin 3 Monate waren aber noch übrig, hier kommt der Testbericht.

Max von Sieve Fins hatte mich schon im Juni’23 mit einem Testkit aus einem Thruster-Set und einer Mid-Length Finne versorgt. Dann fuhren wir über England nach Irland mit einem Bilbo-Twin mit eingeglasten Finnen und einem Shortboard mit FCS 2 Set-up.

Ich wollte in Irland noch ein passendes Board zu den Finnen kaufen. Drei Bretter, wenn immer nur einer surft und der Platz begrenzt ist, sollten doch reichen? Aber leider haben etliche irische Shaper in den vergangenen Jahren aufgegeben, die Blanks zu teuer, die großen Fabriken zu dominant. Und von der Stange wollte ich nicht (hätte ich mal machen sollen).

Nachhaltige Finnen im Test: Ein Surfer beim Wave-Check

Es ist dann ein happybay aus Somo/Santander in Spanien (zum Surfguide) geworden, mittlerweile war’s Oktober, 7ft, Unterkante-Mid-Length-Länge.

Und wie gemacht für die Sieve Single Fin Edition in 8’0.

Ich zeigte dem Shaper die Finne und er sich beeindruckt: Wie ist die gemacht? Aber er schenkte mir dann doch auch zwei einfache Sidebites zum Board, für etwas mehr Halt und Drive in größeren Wellen.

„So ist das die ideale Kombi – als Single-Fin würde ich Dir eine etwas größere Finne empfehlen.“

Was soll ich sagen: Am Ende sind die Sidebites selten nass geworden. Ich mochte das etwas lockere Gefühl mit nur einer Finne. Und besser aussehen tut’s auch.

Was ist das Besondere an Sieve Fins?

Sieve Fins will nicht noch irgendeine Surfboard-Finne machen, sondern ein Problem (teilweise) lösen: Wie damit umgehen, dass Surfen so wenig nachhaltig ist und doch von der ganzheitlichen Naturerfahrung lebt?

Die Umwelt zerstören, um die schönsten Wellen zu surfen? Irgendwie schizophren.

Wenigstens das Material muss doch umweltfreundlicher gedacht werden, dachten sich die Gründer Anna und Sebastian und legten los.

Mini-Fazit: Die Finnen von Sieve sehen gut aus, fassen sich gut an und surfen gut. Und vor allem wird bei der Herstellung das vorläufig maximal mögliche an Nachhaltigkeit umgesetzt.

Wer sehr gut und mit viel Druck in den Turns surft, wird teilweise die Stabilität etwas vermissen. Für alle anderen (uns auch) sind die Sieve-Fins eine echte Empfehlung. Das Schöne an den Finnen ist: Das ist keine Industrie-Idee, es ist eine Idee von SurferInnen mit Erfahrung in der Produktentwicklung. Und das merkt man den Finnen am Ende auch an.

Auf einen Blick: Pro- und Contra

Eine Katze läuft an meinem Surfboard vorbei, im Hintergrund der Bus
Pro
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Gute Performance
  • Zeitloses Design
  • Nachhaltig produziert in Deutschland
  • Faires Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • (Noch) nicht alle Systeme
  • Große Finnen etwas weich

Übrigens: Mittlerweile gibt es auch eine Mid-Length/MiniLog Finne aus recyceltem Carbon: Die hat dann die Stabilität, die meiner Testfinne (alleine, ohne Sidebites) manchmal fehlte.

Die Finnen zum Surfen von Sieve im Test

Material, Design & Verarbeitung

Erstmal fällt die Oberfläche der Sieve-Fins in den Blick. Nicht glatt, sondern mit einer minimalen Textur. Matt und rau. Die Linien auf den Finnen erinnern an Swelllinien oder auch Höhenlinien von topografischen Karten.

Das Ganze sieht ziemlich elaboriert aus, aufwendig in der Entwicklung und Herstellung.

Und das stimmt auch. Nachdem die ersten Prototypen noch aus Meeresplastik von Hand gepresst wurden, entstehen die Finnen mittlerweile im professionellen Spritzgussverfahren in Zusammenarbeit mit der Firma Reichle. Der Mittelständler aus BaWü ist bekannt für innovatives und hochwertiges Materialrecycling. Die Sieve Finnen bestehen aus gesammelten Plastikdeckeln und Glasfaser zur Verstärkung.

Die Sieve Finne im Close-Up

Aber der Eindruck täuscht auch, denn es steckt immer noch überraschend viel Handarbeit im Wirtschaftskreislauf einer Sieve-Finne: Zum Beispiel in der Verpackung, wo von Hand die Merkmale der Finnen aufgestempelt werden. Oder bei der Produktkontrolle, jede Sieve Finne geht noch einmal durch die Hände der Gründer. Ich will jetzt nicht behaupten, dass das den Finnen eine Seele verleiht – aber Dropshipping ist eben schon öder.

Sieve hat Finnen für das FCS 1 System und für Future Plugs. Die Single-Fins passen in das gängige US-Box-System. Nur FCS 2 gibt es nicht, das ist aber ja auch Murks.

Die Passgenauigkeit unserer Finne ist sehr gut, da wackelt nichts und sie geht trotzdem gut raus und rein – ganz selbstverständlich ist das nicht.

Performance

Wichtiger als die Performance der Finne an sich ist, dass sie zum Brett und zum Surfer*in passt. Für die meisten sollte letzteres mit einer Sieve Finne hinhauen.

Der Mix aus Kunststoff und einer Glasfaser ist bei Surf-Finnen traditionell eher am unteren Ende der Performance-Skala angesiedelt, weil recht weich.

Große Bedingungen in Portugal

Finnen mit einem größeren Glasfaseranteil sind härter und funktionieren für bessere Surfer*innen und kraftvolle Wellen besser. Es gibt auch reine Glasfinnen, die braucht aber kaum jemand.

Die Sieve Finnen sind durch den hohen Kunststoffanteil eher weich und damit die richtige Wahl für Einsteiger und Intermediates in kleinen und mittleren Wellen. Für größere Wellen hat Sieve auch eine Finne aus Carbon, aber nur als Single-Fin.

Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit

Was die Finnen von Sieve (englisch für Sieb) besonders macht, ist die nachhaltige Herstellung. Abgesehen von den Glasfaseranteilen, die im Moment noch nicht aus Rezyklat hergestellt werden können, ist alles an den Finnen aus Müll.

Durch die Verwendung von recyceltem Material trägt Sieve aktiv zur Reduzierung von Plastikabfällen in der Umwelt bei, auch wenn Finnen natürlich nur einen Bruchteil des Plastikverbrauchs ausmachen. Aber was mit Finnen geht, lässt sich auch auf andere Produkte übertragen.

Ein Surfer kommt aus dem sehr algigen Wasser

Das Plastik aus dem Meer selbst eignet sich übrigens nicht für hochwertige und langlebige Produkte: Der Kunststoff ist zu porös. Unter anderem deshalb ist es so wichtig, dass (Kunststoff-)Abfall gar nicht erst im Meer landet!

Preis-Leistungs-Verhältnis

Preislich liegen die Sieve Surf Finnen im mittleren Bereich. Sie sind etwas teurer als einige herkömmliche Plastikfinnen, aber günstiger als Finnen aus High-End-Materialien wie Kohlefaser oder auch viele Produkte von bekannten Marken, einfach wegen des Namens.

Angesichts der Herstellung aus recycelten Plastikdeckeln, der soliden Performance und dem zeitlosen Design kann man über den Preis nicht klagen, finden wir. Die richtige Finne für alle, die Wert auf Nachhaltigkeit legen. Und wer tut das nicht?

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Luca Brück

Luca ist ein Tee trinkender Surfrabauke aus dem Schwarzwald. Seine Brötchen, den Tee und die Surfboards verdient er als Journalist und Blogger. Aktuell lebt und schreibt Luca in Essen im Ruhrgebiet.

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