Im Frühsommer 2022 haben wir viel Zeit und Kilometer auf den Berliner Kanälen verbracht, meist mit einer Routenlänge von 10-20 Kilometern und vor allem durch den Berufsschiffverkehr situativ sehr interessanten Testbedingungen – die nächsten Wellen sind meist gar nicht so weit, wie man denken könnte. Was das Kanaloa von Cala in solchen Bedingungen für eine Figur macht? Eine sehr ordentliche, aber lies selbst…
💁♂️ Wir erkunden in dieser Saison die Hauptstadt vom Wasser aus. Hierfür hat uns der SUP-Hersteller CALA, der spätestens seit dem vergangenen Jahr auf dem europäischen Markt ein Begriff ist, ein Board zur Verfügung gestellt. Wie ehrlich kann der Testbericht dann noch sein? Das haben wir uns auch gefragt: Wie wir testen.
In Kürze für Eilige
Länge | 343 cm (11’3”) |
Breite | 81 cm |
Höhe | 15 cm |
Traglast | 135 kg |
Gewicht | 9,3 kg |
Gewicht Paddel | 775 g |
Das Kanaloa verdient sich den Aufdruck “Touring” in vieler Hinsicht.
Zugleich lang und relativ schmal (natürlich deutlich breiter als ein Wettkampfboard, aber das ist ja nicht das Ziel), findet sich eine sehr interessante Komposition von ausreichend Volumen für Paddler*Innen und Zuladung (135kg) bei gleichzeitig hoher Laufruhe und gutem Gleitverhalten.
Knapp 1000 Euro sind eine stolze Ansage. Wenn die nicht schreckt, der findet im Cala Kanaloa ein sehr solides Sup mit gutem Zubehör.
Falls Du noch nicht sicher bist, ob Touring das richtige Prädikat für dein Sup ist, lies dir gerne mal unseren umfangreichen Guide zum Thema Sup & Co. durch!
Lieferumfang
Transport
Die 10 kg (Board + Paddel) plus Pumpe und Reparaturkit passen locker in den mitgelieferten Transportkoffer (mit Rollen).
Ordentlich gefaltet ist auch noch mehr als genug Platz für Handtuch, Wechselkleidung, Proviant, Wasser und dann wird es erst langsam eng – hier entscheidet das frühere Tetris-Training, wie viele Bier noch mitfahren dürfen.
Selbst vollgepackt lässt sich das Board durch die verstärkten Schultergurte und den versteckbaren Hüftgurt noch erstaunlich angenehm tragen – oder eben rollen. Die Hartplastikrollen sind robust und funktionieren gut, doch ein Gespräch mit dem/der Paddelpartner*in ist sofort übertönt.

Also wenn man mal “Ruhe” braucht nach einem 12h Trip auf dem Wasser: rollen statt tragen! Insgesamt ist die Tasche sehr überzeugend, die Qualität passt, die Verarbeitung ist gut, die Nähte reißen nicht nach 3 Packvorgängen.
Nach eigener Erfahrung: Trips mit ÖPNV sind auch mit mehrfachem Umstieg und Fußwegen von 2km zwischendurch kein Problem.
Das Cala Kanaloa
Bereits beim Auspacken überzeugt das Kanaloa mit ansprechendem und hochwertigen Design. Die Verarbeitung sieht sehr gut aus, alle verklebten Elemente sind lückenlos und fest (das haben wir schon anders gesehen).
Dann gibt es viele kleine Details, die überzeugen: die Cam-Halterung an der Nose ist hochwertig und gut montiert, der Gummizug geht durch 6 hochwertige Ösen (D-Ringe), die mit großen Pads auf dem Board verklebt sind, der Gummi ist dick und stark und die Verknotung ist mit einem Schrumpfschlauch geschützt, um Abnutzung vorzubeugen.

Der Tragegriff ist zentral und mit Neopren gepolstert, das Board lässt sich leicht und angenehm ausbalanciert mit einer Hand transportieren.
Auf dem Wasser fällt die Laufruhe und die Geschwindigkeit positiv auf – ein sehr gelungener Touring-Shape.
Zudem verfügt es über eine leicht nach oben geshapte Nose, die für besondere Stabilität im Wellenkontakt sorgt – wir haben das zu Beginn ein bisschen belächelt – bis uns das erste Mal auf dem Teltowkanal im Berliner Süden ein voll beladener Baumaschinen-Frachter entgegenkam.
Nach weiteren Kontakten mit ähnlichen 83,6m-Kalibern und physikalisch sehr interessanten Wellenbildern mit herausfordernder Interferenz zwischen Bugwellen, Heckwellen (und kurz darauf noch mit deren Rückwellen im engen Kanal). war das Lächeln dann aber quasi weggespült.
Dagegen ist die Vibrationsplatte im Fitnessstudio ein Kinderspiel. Doch das Kanaloa überzeugt mit seinem Shape, denn durch verhindert das Überspülen durch ernstzunehmende Wellen – und somit auch den ein oder anderen unfreiwilligen Badegang.
Alles in Allem ein überzeugendes Touring-Board mit Kaufempfehlung.
Grün waschen?
Gerade in diesen Zeiten erhöhen viele Unternehmen ihr Marketingbudget, um sich selbst möglichst grün darzustellen. Und gerade in diesen Zeiten – so denken wir – sollten wir sehr wachsam sein, wer es ernst meint und wer den grünen Anstrich lediglich für die Gewinnmaximierung vornimmt.
Cala nutzt für die SUP-Decks einen Algenschaumstoff der US-Firma Bloom. Diese filtert ganze Seen, trocknet die Algen, und macht daraus verschiedene Ausgangsprodukte für Sportartikel.
Allerdings ist das für die Decks verwendete EVA nur etwa zur Hälfte aus Algen und nicht biologisch abbaubar. Zur Recyclingfrage macht Bloom keine Angaben.
Der Impact auf die gesamte Lebenszyklusanalyse (gibt es selbstverständlich nicht) dürfte eher marginal sein. Aber um fair zu sein: Mehr behauptet Cala auch nicht.
Die meisten Standup Paddle Boards (v.a. ein Aufblasbares) sind nicht sehr ökologisch und werden es auch eine ganze Weile lang nicht sein. Ausnahmen gibt es: Zum Beispiel das Balsa-SUP von Kun_tiqi.
Kritik
Der Preis und das Paddel.
Auch wenn man einiges für sein Geld bekommt, sind 989.00 Euro für das Kanaloa doch eine Summe, über die man nachdenken muss.
Das Paddel kommt zwar sehr edel und leicht und carbonig daher, doch wir haben den Eindruck, dafür mangelt es etwas an Stabilität im feststellbaren Gelenk. Gerade wenn es weit ausgefahren ist.
Es gibt stabilere Paddel mit direkterer Kraftübertragung.
Fazit
Klare Kaufempfehlung für Menschen, die Geld haben. Alle anderen bekommen ein nicht ganz so gutes Board aber besserem Preis-Leistungs-Verhältnis z.B. bei Decathlon.
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