Herbst 1992, ein Surftrip mit Tyler Knox und Evan Slater nach Siargao auf den Philippinen. Dies ist die wilde Geschichte einer Surfspot-Entdeckung, oder: Warum es egoistisch sein kann, Secret-Spots zu kultivieren.
Text und Bilder von John Seaton Callahan via Azylo. Deutsch von Luca Brück. Mehr zum Autor unter der Geschichte.
In der Taifun-Saison 1992, Anfang September, machte ich mit Taylor Knox und Evan Slater eine Reise auf die Philippinen. Wir wussten nicht viel darüber, wohin wir fuhren oder was wir dort finden würden, aber wir wussten, dass die Ostküste der Philippinen saisonalen Swell von Taifunen aus dem Westpazifik bekommt, also beschlossen wir, zu einer Insel namens Siargao zu fahren, um uns das einmal anzusehen.
Nachdem wir zuerst in Manila, dann in Cebu City und schließlich in Surigao City angekommen waren, stellten wir fest, dass wir noch zur Insel Siargao mussten. Wir fragten im Hotel, in dem wir wohnten, und man sagte uns, wir könnten bis zum öffentlichen Boot am Nachmittag warten oder zum Hafen gehen und selbst ein Boot chartern. Wir stiegen in ein Taxi und fuhren zum Hafen. Nach etwa einer Stunde hatten wir ein Boot nach Siargao gebucht und in bar bezahlt und kehrten zum Hotel zurück, um auszuchecken und unsere Sachen zu holen.
Nach einer sechsstündigen Fahrt durch die spektakuläre Hinatuan-Passage nach Siargao stoppten wir in Dapa und fuhren dann weiter nach General Luna, das weiter oben an der Küste liegt und eine bessere Ausrichtung für die Nordost-Groundswells hat, die durch vorbeiziehende Taifune im Pazifik entstehen.
Wir wateten mit unserem Gepäck und unseren Surfbrettern an Land, im Stil von General MacArthur, denn 1992 gab es in General Luna noch keinen Pier. Evan und ich spielten mit dem Empfangskomitee aus Kindern und passten auf unsere Sachen auf, da wir nichts reserviert hatten. Wir wussten nicht, ob es auf der Insel Unterkünfte für Besucher gab, und hofften, dass jemand ein Zimmer für drei Personen in seinem Haus hatte, da wir keine Campingausrüstung hatten. Taylor ging los, um ein paar Leute zu fragen, ob wir irgendwo übernachten könnten.
Zum Glück gab es eine Unterkunft. Wir bekamen eine Hütte am Strand in der Nähe der Stadt General Luna in der einzigen Unterkunft in der Gegend für Besucher zu der Zeit, und trafen die beiden Surfer, die bereits dort waren, die Australier Kevin Davidson und Dave Motbey, die am Tag zuvor aus Sydney angekommen waren.
Sie sagten, sie hätten am Morgen eine gute linke Welle gesurft und luden uns ein, am nächsten Tag ein Boot mit ihnen zu teilen. Wir standen bei Sonnenaufgang auf, tranken einen Instant-Kaffee und fuhren dann zum Riff hinaus, wo wir perfekte, sechs Fuß hohe Linkswellen surften, bis wir zu müde und hungrig waren.
Wir surften diesen Spot die nächsten Tage, bis Evan zum Boot zurückkam, wo ich gerade fotografierte, und sagte: “Wir sollten den Anker heben und uns nach einem Righthander umsehen – es wird langweilig, nach links zu surfen”. Ich sagte “Ok, klingt nach einer guten Idee.” Ich hatte Bilder von mehreren Tagen auf der Welle im Kasten, warum also nicht?
Taylor und Evan waren beide Regulars (linker Fuß vorn, d. Red.) und es deshalb müde, nach links zu surfen. Taylor kam ein paar Minuten später ins Boot und wir besprachen uns mit Jo-el, dem Bootsmann. Er nickte und sagte, wir hätten genug Treibstoff für eine Erkundungstour. Wir lichteten den Anker, warfen den ohrenbetäubenden, ungedämpften Banca-Motor an und machten uns auf den Weg ins Ungewisse.
Die (Wieder-)Entdeckung eines Surfspots
Nach einer Weile sahen wir Gischt von einem scheinbar sauberen Peak mit einem Channel rechts daneben. Es ist fast unmöglich, Wellen von hinten zu beurteilen, also schlugen wir Taylor vor, rüberzupaddeln und den Spot zu checken, da sein Brett ganz oben auf dem Stapel im vorderen Teil des Bootes lag. Taylor war nicht so begeistert, als er sich aus dem Schatten in die heiße Sonne begab, um diese Welle zu checken, die wahrscheinlich nichts war. Aber wir konnten von hinten nicht erkennen, ob sie etwas taugte, und jemand musste rüberpaddeln und sie sich ansehen.
Taylor warf sein Brett ins Wasser und sprang hinterher. Wir drängen uns im Schatten und warteten, während er zum Peak paddelte. Wir konnten sehen, wie er paddelte, dann anhielt und seine Position anpasste, um nach Felsen oder anderen Gefahren Ausschau zu halten.
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Er nahm den Kopf runter und paddelte heftig. Evan sagte: “Da geht er”. Wir sahen alle, wie Taylor verschwand. Als die Welle zu brechen begann, konnten wir seine Linie durch die Welle sehen, als er sich sehr schnell auf den Channel zubewegte. Plötzlich tauchte er auf der Schulter auf, glitt über das flache Wasser, schaute mit den Armen über dem Kopf zum Boot zurück und rief “Aaaawwooooooooooo!”
Es gab ein wahnsinniges Gedränge um Wachs, Leashes und Rash-Guards gegen die Sonne, weil alle versuchten, gleichzeitig ins Wasser zu springen. Das Boot schaukelte, und Jo-el sah überrascht aus und fragte mich: “Was ist hier los?” Ich sagte: “Kannst du das Boot noch eine Weile hier halten? Wir gehen surfen!”. Später nannte ich die Welle “Cloud 9”, nach den nicht schmelzenden Schokriegeln, die es hier gab, denn nach dem Mittagessen in die Stadt General Luna zu gehen, um einen Cloud 9-Riegel und eine warme Cola zu trinken, war einer der Höhepunkte unseres Tages.
Wie sich herausstellte, handelte es sich um eine bekannte Welle. Sie befand sich vor einer Strandhütte, die der Haole-Drogendealer, G-land-Surfcamp-Gründer und international Gesuchte Mike Boyum einige Jahre zuvor gebaut hatte. Wir wussten nichts davon, dass sich Mike Boyum in der Gegend aufhielt oder “Max Walker”, sein Pseudonym während seiner Zeit auf der Insel Siargao, wo er sich im April 1989 zu Tode hungerte.
Seine Hütte stand dreieinhalb Jahre später immer noch am Strand, ungefähr dort, wo sich heute der Sockel des berühmten Cloud 9-Piers befindet, ein Teil des Daches eingestürzt und verlassen aussehend. Außer Kokospalmen und Haufen von Kokosnussschalen gab es damals nichts am Strand, er war völlig leer. Wir fuhren nur ein einziges Mal mit dem Boot an den Strand, und zwar bei maximaler Flut bei Sonnenuntergang, um die vordere Hälfte von Taylors zerbrochenem Surfboard zu bergen.
Der Bug des Bootes schlug auf dem Sand auf und wir sprangen alle heraus. Taylor joggte den Strand entlang, um die vordere Hälfte seines Boards zu holen, und während wir warteten, schauten wir uns um. Evan fragte Jo-El, wem die Hütte am Strand gehörte. Er sagte: “Max Walker – ein Amerikaner”. Evan sagte erstaunt: “Ein Amerikaner – hier draußen? Was ist mit ihm passiert?”, denn die Hütte war heruntergekommen und sah leer aus.
Jo-el sah uns an, und ich weiß noch genau, was er sagte, denn Jo-el konnte zwar Englisch sprechen, aber er war kein gebildeter Mann und sprach selten Sätze mit mehr als drei oder vier Wörtern. Dies war vielleicht der längste Satz, den er während unserer gesamten Zeit auf der Insel Siargao sprach. Er sagte: “Er wollte nicht mehr leben, also starb er”.
Diese Aussage jagte Evan und mir eine Gänsehaut über den Rücken, aber damals wussten wir weder, dass es sich bei “Max Walker” um Mike Boyum handelte, noch kannten wir die schmutzigen Fakten, die Mike drei Jahre zuvor auf die Philippinen gebracht hatten, wo er sich inkognito als “Max Walker” versteckte. Es schien einfach ein einsamer und abgelegener Ort zu sein, an dem jemand sterben sollte.
Da die Sonne bereits unter dem Horizont stand und einige Moskitos uns umschwirrten, luden wir Taylors vordere Hälfte in das Boot, schoben das Boot vom Strand und legten ab, sobald Taylor zurückkam. Ich glaube nicht, dass wir für den Rest der Reise die Hütte am Strand oder den unbekannten Amerikaner, der dort gestorben war, erwähnten oder darüber sprachen, denn niemand von uns kannte jemanden namens “Max Walker”.
Ohne Forecast keine Wellen? Von wegen!
Wir surften die Welle, die ich Cloud 9 nannte, fast jeden Tag, den wir Anfang September 1992 auf der Insel Siargao waren. Wir hatten kein Internet, keinen Handyempfang, keine Zeitungen und kein Fernsehen, sodass wir nicht wussten, woher der konstante Swell und der ebenso konstante südwestliche, ablandige Habagat-Wind kamen. Es gab keine Surf- oder Wettervorhersage, weder im Internet noch sonst wo. Jeden Tag, den wir auf der Insel waren, surften wir gute Wellen, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, was in meteorologischer Hinsicht vor sich ging.
Erst einige Jahre später konnte ich zu den Taifunen von Anfang September 1992 recherchieren. Es stellte sich heraus, dass zwei Stürme im westlichen Pazifik tobten, während wir auf Siargao waren. Es waren keine riesigen “Supertaifune”, sondern durchschnittliche Stürme der Kategorie 3 oder 4, die sich langsam von Osten nach Nordwesten durch das Swell-Fenster unterhalb von Guam bewegten und die jedenfalls stark genug waren, um uns mehrere Wochen lang durchgängig mit 4 bis 8 Fuß Groundswell und ablandigem Südwestwind zu versorgen.
Abgesehen von Swell und Wind konnte ich noch ein weiteres Geheimnis lüften, bis zu einem gewissen Grad: Siargao war eine sehr angenehme Insel mit großartigem Surf, aber außer uns surfte niemand und es schien auch sonst nur sehr wenige Besucher zu geben.
Unsere Unterkunft, die Einzige in der Gegend von General Luna damals, war seit drei Jahren geöffnet, und das Gästebuch wies weniger als 100 Einträge auf, die meisten von ihnen philippinische Besucher. Nicht jeder trägt sich in das Gästebuch ein, da man das nicht muss, aber dennoch – ziemlich wenige Besucher, vor allem keine Internationalen. Siargao war eine unbekannte Insel, von der nur sehr wenige Menschen außerhalb der Philippinen etwas gehört hatten, warum auch immer.
Wenn wir uns umschauten, sahen wir, dass die Menschen in der Gegend nicht reich waren, aber auch, dass nicht hungern mussten. Es gab viel Fischerei und Landwirtschaft und viele kleine Geschäfte im Ort, die Backwaren, Obst oder frischen Fisch verkauften. Nicht schlecht, jeder hatte etwas zu essen, aber es gab so gut wie keinen Tourismus, alles war auf die Einheimischen ausgerichtet.
Später erfuhren wir, dass General Luna für die Verhältnisse der Provinz Surigao del Norte, zu der die Stadt Surigao auf dem Festland sowie die Inseln Dinagat und Siargao (über 100.000 Einwohner) gehören, eine recht wohlhabende Stadt ist.
Die dunklen Seiten des frühen Asien-Tourismus
Damals, 1992, hatten die Insel Siargao und Surigao del Norte eine der höchsten Abwanderungsraten auf den Philippinen, die Menschen verließen die Insel, die Provinz und in vielen Fällen auch das Land, um einen gut bezahlten Job zu finden, egal welchen. Fischfang und Landwirtschaft können eine Familie in den entlegenen Provinzen wie Surigao del Norte ernähren, aber einen Job zu finden, war nahezu unmöglich.
Bei einem unserer Ausflüge in die Stadt bemerkten wir eine Reihe von Eltern und Kindern vor einem Haus, das von zwei der einzigen Ausländer, die wir auf der Insel trafen, gemietet wurde, einem Schweden und einem Deutschen. Sie kamen mit Fahrrädern und mehreren englischsprachigen Büchern zu uns und fragten, ob wir Bücher zum Tauschen hätten. Da wir erst vor kurzem angekommen waren, sagten wir, sie sollten in etwa einer Woche wiederkommen, dann würden wir ein paar der mitgebrachten Bücher gelesen haben. Wir fragten Jo-el, der uns zufällig begleitete, als wir zum Tankstellen-Kiosk gingen, um einen Plastikkanister Benzin für das Boot zu holen: “Was machen diese Leute vor dem Haus der Ausländer?” Jo-el sagte, “sie bezahlen die Eltern dafür, dass sie mit den Kindern Filme machen.”
Damals dachten wir uns nicht viel dabei, aber später beim Abendessen sagte Evan: “Filme mit den Kindern machen – was für Filme?” Taylor und ich sagten so etwas wie “Wahrscheinlich keine Disney-Filme – sie bezahlen die Eltern? Das ist eine Kinderpornofabrik”. Zu dieser Zeit waren die Menschen auf der Insel Siargao leider bereit, genau das zu tun, um Geld zu verdienen. Neben der Kinderpornoindustrie gab es auch einen florierenden Handel mit menschlichen Organen, bei dem Nieren zur Transplantation verkauft wurden.
Die “Organspende” galt auf Siargao als letzte Möglichkeit, Geld zu verdienen, war aber gleichzeitig sehr verbreitet auf der Insel. Anwerber mit Bargeld im Gepäck besuchten regelmäßig die Dörfer. Es gab improvisierte Operationen, bei denen Nieren entnommen, die Spender bezahlt und die Organe in tragbaren Kühlboxen mit Eis von Siargao abtransportiert und weltweit an Empfänger verteilt wurden.
Die wirtschaftlichen Probleme drangen erst einige Jahre später wirklich zu mir durch, 1996, als der Gouverneur der Provinz Surigao del Norte das erste Surf-Event, den Siargao Cup, ins Leben rief. Der Contest verschaffte der Insel ziemlich große Aufmerksamkeit und findet seither jährlich statt.
An einem der Wettbewerbstage wurde ich von einer Frau angesprochen, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Sie stellte sich vor und fragte ziemlich nervös, ob ich “John Callahan, der Fotograf” sei? Ich bejahte und sie erzählte mir ihre Geschichte.
Sie stammte aus Siargao, aus General Luna. Sie hatte die Philippinen ein Jahrzehnt zuvor verlassen und war von einer der vielen Agenturen angeworben worden, um als Hausmädchen im Nahen Osten zu arbeiten. In ihrem Fall in den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo sie eine Stelle bei einem Scheich fand. Nach ein paar Jahren wurde sie zur obersten Haushälterin befördert und zum jährlichen Familienurlaub ins Vereinigte Königreich eingeladen, wo der Scheich ein schickes Stadthaus in Mayfair besaß und die Familie die heißen Sommermonate in kühlerem Komfort verbringen konnte.
Zu ihren Aufgaben in London gehörte es, einmal in der Woche zu Harrods zu gehen und die Dauerbestellung des Scheichs für Lebensmittel und andere Haushaltswaren abzuholen und ein wenig im Laden zu stöbern. Bei einem dieser Besuche sah sie in der Zeitschriftenabteilung ein Exemplar der Surfing World Australia, in der ein Artikel über unsere Reise nach Siargao im Jahr 1992 erschienen war. Sie erkannte Siargao und General Luna auf den Bildern in der Zeitschrift wieder und rief noch am selben Abend ihre Familie an und kündigte an, dass sie ihre Stelle kündigen und nach Hause zurückkehren würde.
Sie waren zunächst verblüfft, erfuhren aber bald, dass sich vieles ändern würde, denn kurz darauf wurden außerhalb von General Luna, auf der damals noch nicht asphaltierten Straße nach Cloud 9 und Tuason Point, die ersten mit ausländischen Mitteln finanzierten Unterkünfte und Restaurants eröffnet.
Dank ihres Organisationstalents, das sie bei ihrer Arbeit als Haushälterin des Scheichs erworben hatte, fand sie bald eine Stelle als Geschäftsführerin in einer der neuen Unterkünfte. Sie sagte: “Ich wollte mich persönlich bei Ihnen bedanken, falls ich jemals die Gelegenheit haben sollte, Sie zu treffen. Ihre Artikel über das Surfen auf Siargao haben mein Leben verändert. Jetzt kann ich zu Hause bei meiner Familie leben und habe einen bezahlten Job, was es vorher nicht gab”.
Ein Secret-Spot geht, Jobs kommen
Diese Begegnung hat mich eine wertvolle Lektion gelehrt, die ich bei den vielen Surf-Trips, die wir seitdem durchgeführt haben, nie vergessen oder außer Acht gelassen habe: Es geht nicht nur um dich und deine Wünsche. Es gibt Menschen, die an solchen Orten leben und von einer auf Besucher ausgerichteten Entwicklung stark profitieren können, und man sollte sich niemals ein Gefühl des Besitzes aneignen, nur weil man einen Ort besucht hat und möchte, dass er statisch und unerschlossen bleibt, damit er beim nächsten Besuch genau so ist wie vorher. Arme Menschen arm zu halten, ist keine brauchbare Option für dein ungetrübtes Surfvergnügen.
In den vielen Jahren, die seit unserer ersten Reise nach Siargao im Jahr 1992 vergangen sind, haben viele Leute zu mir gesagt: “Schade, dass du einen Secret-Spot in die Luft gejagt hast, du Spinner – ohne dich und deine Fotos wäre er immer noch nicht überfüllt”, was natürlich nicht stimmt, aber selbst wenn es so wäre: Was diese Leute entweder ignorieren oder überhaupt nicht verstehen, ist, dass jedes Hostel, jede Bar oder jedes Restaurant, jeder Laden und jede Boutique, jeder Motorradverleih und jeder Surfkurs den Einheimischen Arbeit und Einkommen verschafft.
Arbeitsplätze bedeuten ein Einkommen von surfenden und nicht-surfenden Besuchern, denn jeder, der nach Siargao kommt, gibt Geld aus. In einer Gemeinde wie General Luna, die weit von Manila und jeglicher staatlicher Unterstützung oder Finanzierung entfernt ist, wird dieses Geld dringend gebraucht.
Der enorme Anstieg der Besucherzahlen in dieser Region seit 1992 hat das Leben vieler Menschen sehr zum Besseren verändert. Die Philippinen sind nicht die Art von Land – wie etwa Australien – in dem die Regierung dich bezahlt, wenn du keine Arbeit hast – eher wirst du verhungern.
Soweit ich weiß, prostituieren die Menschen auf Siargao ihre Kinder nicht mehr für Geld und verkaufen auch nicht mehr ihre Nieren. Immer wenn ich das falsche Narrativ “Alter, erzähl’s nie jemandem – das ist ein Geheimtipp!” über diese Art von abgelegenen Orten in sogenannten “Dritte-Welt-Ländern” höre, denke ich an das ehemalige Hausmädchen aus Siargao und an das, was sie an jenem Tag sagte, und erinnere mich daran – es geht nicht nur um dich, und arme Menschen arm zu halten, nur damit du ungestört surfen kannst, ist egoistisch und falsch.
Bei jedem Projekt, das wir seither in Afrika, Asien, Europa und Amerika durchgeführt haben, standen die Interessen der Locals im Vordergrund. Wenn wir mit unseren Aktivitäten dazu beitragen können, die finanziellen Möglichkeiten der Einheimischen durch zusätzliche Surfgäste zu erhöhen, tun wir das gerne.
Text © John Seaton Callahan/Images © John Seaton Callahan
John Seaton Callahan wuchs auf Hawaii auf, wo er mit Barack Obama die Schulbank drückte. Er studierte an der UCLA in Kalifornien und begann dort auch mit der Fotografie. Über Hawaii ging John nach Singapur und wurde zu einem der besten und gefragtesten Surf-Fotografen der Welt.
John hat Credits für Publikationen in New York Times, BBC, Lonely Planet, National Geographic, Redaktion GEO und vielen anderen internationalen Büchern, Magazinen und Websites sowie für mehr als 120 Titelbilder weltweit.
John Callahan ist Gründungsmitglied der SurfEXPLORE Group, einem internationalen Kollektiv, das sich das Entdecken, die Dokumentation und die Konservierung neuer Surfspots auf die Fahne geschrieben hat. Klick auf die Links, um ihnen auf Instagram und Facebook zu folgen.
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