Die schlechte Nachricht vorweg: In Faro selbst und in der unmittelbaren Umgebung kann man nur selten surfen (also Wellenreiten). Die konstanteren Surfspots der Umgebung sind mindestens 110 Kilometer entfernt an der Westküste. Warum ich trotzdem diesen Artikel schreibe? Weil sich viele Leute dafür interessieren, einen Urlaub in der Bilderbuchkulisse der südlichen Algarve mit ersten Surferlebnissen zu verbinden.
Faro ist die mit 60.000 Einwohnern größte Gemeinde der Algarve und nicht zuletzt wegen des Flughafens ein beliebtes Reiseziel. Merkwürdigerweise vor allem im Sommer, dabei kann es dann bedrückend heiß werden. Kommen wir lieber zu den guten Nachrichten!
📅 Saison | Sommer/Herbst | Winter/Frühling |
🏄♂️ Beste Reisezeit | Oktober, November | Dezember – März |
🌊 Wellensicherheit | Hoch | Sehr Hoch |
〰️ Wassertemperatur | 18 °C | 15 °C |
🌡️ Lufttemp. min – max | 15 – 28 °C | 5 – 20 °C |
🌦️ Sonne / Regen | etwa 5% Regentage | etwa 25% Regentage |
Die Region westlich von Faro ist durch die doppelte Swellausbeute von Süden und Westen/Nordwesten eines der vielseitigsten Surfreviere Kontinentaleuropas. Auf engem Raum gibt es eine Vielzahl guter Wellen und schöner Strände.
Der Hauptgrund für die Beliebtheit unter Surfern ist aber das legendär gute Wetter – jedenfalls im Vergleich mit anderen Surfrevieren wie Kantabrien oder Ericeira. Klar, dass es rund um Faro ein großes Angebot an Surfcamps und Surfschulen gibt und auch mehrere Surfvanvermieter. Für die Planung eines Surftrips von Faro aus ein interessanter Punkt: Ein Auto braucht man sowieso, warum nicht gleich einen Camper mieten?
Insgesamt ist für Faro die Wahl der “Homebase” in Abhängigkeit von der Jahreszeit ganz entscheidend. In den Sommermonaten werden die Strände mit Westausrichtung von allen Surfern angepeilt und wollen nicht nur deshalb früh erreicht sein, sondern auch weil der Wind noch am Vormittag oft auf Nordwest dreht und die schönsten Wellen verbläst.
Im Winter erwachen dagegen die vielen Pointbreaks der West- und Südküste zum Leben und eine gute Einschätzung der Bedingungen ist wichtig, um die oft kurzen Zeitfenster auszunutzen, in denen der Wasserstand passt. Für Unerfahrene ist schon wegen diesem speziellen Spotwissen ein Surfcamp sinnvoll, wenigstens einen sehr guten Surfguide sollte man auf jeden Fall ins Handgepäck packen.
In den vergangenen Saisons haben sich die Ressentiments gegenüber Wildcampern deutlich verstärkt, nicht ohne Grund natürlich. Einige Strände, wie der Praia do Barranco, leiden sehr unter der Melange aus Dauercampern und Surfbums.
Wer sich für den Surftrip mit dem eigenen oder geliehenen Bus in die Region (überall sonst natürlich auch) entscheidet, sollte sich klar darüber sein, dass er dem Tourismus vergleichsweise wenig gibt und viel der entscheidenden Ressource, der unverbauten wunderschönen Landschaft nämlich, nimmt. Respekt und Klappspaten sind die wichtigsten Hilfsmittel!
Naheliegenderweise ist die einfachste, schnellste und günstigste Anreise die mit dem Flugzeug nach Faro. Verschiedene Fluggesellschaften fliegen aus ganz Deutschland.
Surfen in Faro: Beste Surfspots
Spotübersicht Faro & Umgebung (Mit Karte)
Klicke die Markierungen in der Karte an, um eine Kurzbeschreibung des jeweiligen Spots aufploppen zu lassen!
1 Praia de Odiceixe
2 Carriagem
3 Amoreira
4 Monte Clerigo
5 Arrifana
6 Canal
7 Vale de Figueiras
8 Carrapateira
9 Praia da Cordoama
10 Castelejo
11 Ponta Ruíva
12 Praia do Telheiro
13 Beliche
14 Tonel
15 Mareta
16 Praia do Barranco
17 Zavial
18 Praia da Luz
19 Lagos
Detailbeschreibungen der Spots in der Nähe von Faro
Wie gesagt ist Faro ein gutes Stück östlich der viel besungenen Point, Beach und Rivermouth Breaks der Algarve. Die nächste halbwegs regelmäßig (allerdings nur im Winter) brechende Welle findet sich am Praia da Luz bei Lagos, von dessen beiden Flanken Wellen in die Bucht laufen, der rechtsbrechende Point ist allerdings eine echte Rarität.
Zuverlässiger, vor Allem in der Sommersaison, sind die nach Westen offenen Breaks von Arrifana bis Sagres. Auch nördlich von Arrifana sind einige gute Wellen, allerdings wird die Infrastruktur hier schnell deutlich dünner. Für Busreisende ein echter Pluspunkt, finden sich hier doch nach wie vor leere Wellen an einsamen Stränden.
Arrifana bis Sagres:
Arrifana ist wohl die bekannteste Welle der Algarve. Ein langer rechter Pointbreak, der bei größeren Swells und auch bei kniffligen Windverhältnissen funktioniert, weil die Bucht etwas geschützt ist. Im Windschatten dieser fantastischen Welle hat es auch der Beachbreak zu viel Durchgangsverkehr gebracht, die Wellen rechtfertigen das allerdings überhaupt nicht. Allenfalls für die ersten Steh und Angleitversuche ist das Weißwasser, das die Closeout vor sich herschieben, zu empfehlen.
Südlich von Arrifana ist ein weiterer rechter Point, Canal, der bei cleanen Bedingungen sehr gute Wellen haben kann. Von hier erstreckt sich ein mehrere Kilometer langer, zusammenhängender Strand bis zum Praia de Vale de Figueiras. Hier wie vielerorts an der Westalgarve, ist das Problem öfter, dass die Wellen zu groß sind, als zu klein.
Ein weiterer Topspot der Westalgarve ist Carrepateira, hier gibt es rechte und linke Wellen in eine Flussmündung und viele Beachbreak Peaks. Die Strömungen hier können besonders heftig sein!
Der Praia do Amado ist ein für Anfänger gut geeigneter Beachbreak, der auch bei Surfschulen ziemlich beliebt ist. Rund um Vila do Bispo sind mehrere Pointbreaks, lange das letzte echte Geheimnis der Locals.
Sagres:
Der kleine Ort Sagres kann zum Einen damit aufwarten, der Namenspatron für eine der beiden genuin portugiesischen Brauereien zu sein, zum Anderen hat der Ort drei sehr gute Beach Breaks zu bieten. Oder wenigstens sehr bekannte.
Beliche ist eine eigentlich fast unsurfbare Wedge und entsprechend bei Bodyboardern beliebt. Tonel ist nach Westen offen und hat von den Sagres Stränden die konstantesten Bedingungen. Mareta schließlich ist eine Option in sehr großen Swells, der Nordwestwind ist hier Offshore und sortiert die Wellenkämme, die sich in die Bucht drehen.
Die Südküste
Einige der Strände an der Südküste werden von den Surfschulen auch im Sommer angefahren, für die ersten Paddel- und Stehversuche. Die eigentliche Saison ist hier aber der Winter.
Der schon genannte Praia do Barranco ist ein gutes Beispiel dafür, bei Südwest oder großem Nordwest Swell bricht hier eine rechte Welle über Geröll.
Der (auch für seine Locals) bekannteste Spot der Südalgarve ist sicherlich Zavial, die Wellen erscheinen plötzlich, scheinbar selbst überrascht, am felsigen Rand der Bucht und laufen schnell, sauber und hohl in die Bucht. Bessere Chancen auf Wellen hat man am linken Pointbreak des Praia da Luz.
Surfen in Faro: Spot-Tipps
Level | Anfänger | Intermediates | Vanreisende |
Lieblingsspot | Monte Clerigo | Ponta Ruíva | Amoreira |
Silbermedaille | Amoreira | Zavial | Ingrina |
Geheimtipp | – | Monte Clerigo | Vale de Figueiras |
Conditions Checken!
Die Bedingungen an den Stränden könnt ihr bei verschiedenen Anbietern kostenlos checken, etwa auf surf-forecast.com oder magicseaweed.com. Magicseaweed hat die wahrscheinlich übersichtlichste App und bietet zusätzlich die Breakinformationen des Stormrider Surfguides.
Übrigens lohnt es sich kaum, für die Pro Version zu bezahlen, weil langfristige Vorhersagen ähnlich unsicher sind, wie langfristige Wettervorhersagen allgemein. Am genauesten aufgeschlüsselt sind die Tabellen von Windguru, der ersten Adresse für Windinformationen (der Name sagt es ja schon). Wie man einen Surf-Forecast liest, erkläre ich in dem verlinkten Text ausführlich.
Surfen in Faro: Surfcamps & Surfschulen
Mittlerweile gibt es ein großes Angebot an Surfcamps und Surfschulen an der Algarve.
Oh das ist lächerlich untertrieben.
Tatsächlich sind es so viele, dass der Zugang zu den Stränden für die Surfschulen reglementiert ist. Natürlich erklären einige Camps ihren Haus- und Hofstrand lieber zum Surfmekka, als zuzugeben, dass sie einen anderen nicht anfahren dürfen.
Diese Info und die unübersichtliche Auswahl macht die Entscheidung nicht ganz einfach. Eine Herangehensweise ist, das Surfcamp nach dem bevorzugten Ort auszuwählen:
Lagos
Eines der ältesten Surfcamps an der Algarve ist das The Surf Experience in Lagos. Seit der Gründung 1992 haben die Campverantwortlichen einiges an Erfahrung zusammengetragen. Wer auf der Suche nach hochwertigem Surfguiding und Surfcoaching an vielen Stränden interessiert ist, sollte dieses Camp in Erwägung ziehen.
Praia da Luz
Im Dorf mit dem Vorarlberger Namen Burgau ist die Wave Culture Surflodge. Insgesamt finden hier etwa 25 Leute Platz, das etwas atypische Camp hat sich in zwei der typischen weiß getünchten Häuser in einem Dorf nahe Luz eingerichtet. Die Surflodge ist eine Art Hostel mit stilvollen Zimmern und der Möglichkeit, Surfkurse zu nehmen.
Raposeira
Ein paar Kilometer im Landesinneren (mitten im Naturschutzgebiet: wie immer das sein kann) dafür aber von beiden Küsten gleich weit entfernt, ist das Algarvecamp von Pure Surfcamps. Pure hat einen Haufen Surfcamps, nicht nur in Europa, und hat auch hier routiniert ein Etwas-für-alle Angebot auf die Beine gestellt, inklusive Pool und Miniramp. Es gibt Doppelzimmer, Sheds, Mehrbettzimmer und Bungalows.
Arrifana
Ein weiteres alteingesessenes Camp ist das Mission to Surf in Arrifana. Das von zwei Österreichern geführte Camp kann mit unglaublich guten Bewertungen aufwarten und bietet mit der Möglichkeit, im Campgarten zu zelten, auch für kleinere Budgets etwas.
Surfen in Faro: Bulli / Surfvan mieten
Mobil zu sein hat auch an der Algarve einiges für sich:
Man kann sich immer nach den wechselnden Surfbedingungen, den eigenen Fähigkeiten und vor allem den persönlichen Lieblingsorten richten und außerdem die ganze Vielfalt der beiden Küsten auskosten. Man kann sogar ganz verrucht einmal nicht surfen gehen (natürlich nur, wenn es keine Wellen gibt!) und in die reiche Kultur eintauchen.
Mit den klassischen Wohnmobilvermietern möchte ich mich hier nicht beschäftigen, weil sie in aller Regel deutlich teurer sind, und auch sonst nicht auf die Bedürfnisse von Surfern eingehen.
Im Gegensatz zu anderen Surfgebieten haben sich in Faro schon einige Anbieter auf Surfer als Kunden spezialisiert – ein Gruß an die exklusive Lage und die drei Tage Fahrt, die man spart. Siesta Campers hat eine breite Flotte an VW Bussen, von den souligen Algarve Traditionalisten T2 bis zum Kilometerfresser T6. Viel Style, aber mit einem gemieteten T2 verzichtet man wohl besser auf den ein oder anderen Strandweg. Mit dem Gutscheincode MILCHPLUS bekommst du übrigens
Weniger glamourös, aber auch mit VW Bussen ausgestattet ist der kleine deutsche Vermieter beachbus. Ein echter Tipp ist die “Sparsaison” von November bis Februar, dann kosten die Busse nur 60 Euro die Nacht.
Der größte Anbieter in Faro ist Indie Campers. Die Vans von Indie sind groß, schnell und etwas unpersönlich. Aber man darf sie ja so oder so nicht mit nach Hause nehmen. Wer zu dritt oder viert einen Van mieten möchte, hat hier eher genug Platz, als in einem Retro T2. Allerdings sind die Vans mit im Schnitt knapp 100 Euro mit Versicherung auch etwas teurer.
Alternativ kann man auch über Plattformen wie paulcamper oder airbnb nach einem Wohnmobil suchen. Das kann einige Vorteile haben, ist aber auch aufwändiger.
→ Hier geht es zum Vergleich der Bulli-Vermieter in Portugal
→ Und hier findest du den großen Guide zum Thema Camper mieten in Portugal
Mein Fazit für Faro
Faro lockt mit günstigen Preisen, nicht nur für die Flüge, gutem Wetter und einer atemberaubenden Landschaft.
Außerdem wäre da noch die maritime Küche.
Und der Wein!
Es gibt einige Gründe, sich den Süden Portugals einmal anzuschauen.
Da das aber kein Geheimnis mehr ist, lohnt es sich, nicht zur Hauptsaison zu kommen, aber doch bevor die Camper aus ganz Europa zum Überwintern eintreffen.
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