Die Sharing-Ökonomie boomt auch dieses Jahr. PaulCamper zum Beispiel hat im Januar diesen Jahres 72% mehr Buchungen vermittelt als im Vorjahr. Aber lohnt sich das auch mit dem Wohnwagen? Und was muss man beachten?
Titelfoto von (c) Hobby, Modell Ontour
Wohnwagen privat vermieten
Wo kann man seinen Wohnwagen privat vermieten?
Es gibt viele Möglichkeiten, um potentielle Mieter auf die Knutschkugel aufmerksam zu machen:
Die einfachste Art, den Wohnwagen zu vermieten, ist über eine Plattform. Erstens steht dein Wohnwagen da prominent im Schaufenster – PaulCamper hat mehrere Hunderttausend Aufrufe im Monat – und zweitens vermitteln die Plattformen auf Wunsch auch die notwendige Versicherung zum Vermieten.
- Macht Werbung für dich
- Quasi vermieten so viel man will
- Plattformen bieten die Pflichtversicherung an
- Alle Dokumente im Nutzerkonto
- Durch Bewertungen Transparenz für Mieter und Vermieter
- Einstellen ist bequem und einfach
- Eher hohe Provisionen
- Gewisse Abhängigkeit
- Evtl. Provisionspflicht auch wenn Vermietung ausfällt
- Vertrag zwischen Mietparteien, Plattform vermittelt wenig
- Insgesamt hohe Kosten
Plattformen für die Wohnwagen-Vermietung im Vergleich
Wohnwagen vermieten: Was beachten?
Inserieren, hin und wieder die Schlüssel vorbeibringen und so mehrere tausend Euro im Jahr verdienen? Ganz so einfach ist die Sache leider nicht.
Erstens sollte man nicht die Arbeit unterschätzen, die es macht, den Wohnwagen zu vermieten: Die Kommunikation, die Übergaben, das Vorbereiten für Mieter und auch die eventuelle Schadensabwicklung.
Und Zweitens gibt es auch ein paar behördliche Rahmenbedingungen für das Wohnwagen vermieten.
Darf ich meinen Wohnwagen privat vermieten?
Die Sache ist die. Eine private Vermietung ist gewissermaßen ein Big-Foot: Oft gesehen, gibt es aber eigentlich nicht. Denn entweder verleihst Du deinen Wohnwagen, privat und umsonst; oder du vermietest ihn, das ist dann oft gewerblich.
Aber dazu kommen wir gleich nochmal. Erlaubt ist die Vermietung, wenn Du ein paar Dinge beachtest.
Wohnwagen vermieten: Die Versicherung
Die Versicherung für den Wohnwagen ist ein Spezialfall unter den KFZ-Versicherungen.
So viel ist klar: Der Wohnwagen muss versichert sein, wenn er angemeldet ist. Und auch wenn er es nicht ist, ist es ratsam, denn er könnte ja irgendwo reinrollen.
Ein wichtiger Unterschied zum Wohnmobil: Haftpflichtschäden werden zu Teilen über die Versicherung des Zugfahrzeugs versichert. Es ist auch wichtig, dass nur der Mieter oder eingetragene Fahrer den Wohnwagen ziehen.
Willst Du deinen Wohnwagen vermieten brauchst du eine Selbstfahrervermietversicherung, genau wie beim Wohnmobil vermieten. Wenn Du über eine Plattform vermietest, kannst Du die Versicherung auch darüber tagesaktuell dazubuchen. So hast Du nur Kosten, wenn Du auch vermietest.
Die Selbstfahrervermietversicherung
Einen selbstgenutzten Wohnwagen kann man als Selbstfahrervermietfahrzeug versichern. Das lohnt sich vor allem für Vielvermieter. Übrigens: Für den Wohnwagen gibt es keine Schadenfreiheitsklassen, weil diese als Anhänger firmieren.
- Vermietung ohne Plattform möglich
- Unterm Strich oft mehr Gewinn
- Die Versicherung kann nicht überzogen werden
- Eine Versicherung für private und gewerbliche Nutzung
- Lohnt sich nur für Vielvermieter
- Es gibt nur wenige Versicherer
- Eintragung als Selbstfahrervermietfahrzeug in den Fahrzeugpapieren
- Niedrigerer Wiederverkaufswert
Eine Selbstfahrervermietversicherung für Wohnwagen ist deutlich günstiger als für Wohnmobile. Es gibt auch nicht so viele unterschiedliche. Die Versicherung über die RMP Flottenversicherung kostet zum Beispiel 600 Euro pro Jahr (Unterschlagung ist mitversichert).
→ Wenn Du ein Gewerbe anmeldest (und das ist unter Umständen schnell Pflicht), brauchst Du auch eine Selbstfahrervermietversicherung für deinen Wohnwagen.
Versicherung gegen Unterschlagung des Wohnwagens
Das braucht man: Eine Versicherung, die greift, wenn dein Mieter deinen Wohnwagen behält oder weiterverkauft.
Die meisten Selbstfahrervermietversicherungen haben das, auch die Versicherungen der Plattformen (mittlerweile).
Campingversicherung
Wenn der Wohnwagen fest steht und abgemeldet ist, braucht er keine KFZ-Versicherung. Aber es ist trotzdem sinnvoll, ihn mit einer Campingversicherung abzusichern.
Versicherte Schäden sind zum Beispiel Brand, Diebstahl, Unwetter. Klar: Für die Vermietung spielt diese Versicherung meist keine Rolle, der Wohnwagen ist ja angemeldet.
Wohnwagen-Versicherung über die Plattform
Statt sich selbst um die Versicherung zu kümmern (und um sich falls möglich die Gewerbeanmeldung zu sparen), kann man auch die Flottenversicherung der Plattformen nutzen.
Dazu wird tagesaktuell für deine Vermietung eine Police abgeschlossen. Der Nachteil: Wenn deine Mieter zu spät zurückkommen, besteht unter Umständen kein Versicherungsschutz.
Es ist wirklich wichtig, dass die Übergabezeiten eingehalten werden. Kommunizier das deinen Mietern. Wenn Du ein Gewerbe angemeldet hast, kannst Du die Versicherung der Plattformen nicht mehr nutzen.
Muss man für die Wohnwagen Vermietung ein Gewerbe anmelden?
Es wurde ja schon angesprochen: Eine private Vermietung gibt es nicht wirklich. Trotzdem kann es sein, dass das Finanzamt deine Vermiet-Tätigkeit als “Liebhaberei” einstuft. Frag nach!
Sowohl Gewerbeanmeldung, als auch die Nicht-Anmeldung haben Vor- und Nachteile.
Muss man Steuern zahlen, wenn man den Wohnwagen vermietet?
Das hängt davon ab, wie viel dir die Vermietung einbringt. Es gibt verschiedene Steuern, die fällig werden können:
Wer ein Gewerbe anmeldet, muss auch Buch führen. Als Kleingewerbe bezeichnet man ein Gewerbe mit weniger als 17500 Euro Umsatz im Jahr.
Wenn das zutrifft, kann man (muss nicht) darauf verzichten, Umsatzsteuer (aka. Mehrwertsteuer) auszuweisen. Das heißt, man kann alles etwas günstiger machen. Im Gegenzug verzichtet man darauf, sich die Umsatzsteuer auf Käufe vom Finanzamt wiederzuholen.
Außerdem reicht dem Finanzamt bei einem Kleingewerbe eine einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR). Das heißt man stellt alle Ausgaben den Einnahmen gegenüber und ermittelt so den Gewinn. Wenn man außerdem seinen Freibetrag (2022: 9984 Euro) schon überschritten hat, muss man den Gewinn versteuern.
Wohnwagen vermieten: Der Vertrag
Zur Vermietung gehört auch ein Vertrag. Orientiere dich am besten an Standardmietverträgen für die Wohnwagenvermietung.
Üblicherweise sind diese ähnlich oder sogar deckungsgleich zu denen für Wohnmobile. Darin mindestens enthalten sollten sein:
Es ist durchaus sinnvoll, einen Standardmietvertrag zu nutzen und gegebenenfalls anzupassen. Die Plattformen stellen solche Verträge wie auch die Übergabeprotokolle im Nutzerbereich zur Verfügung. Du kannst sie aber auch im Internet finden.
→ Zu den Standardmietbedingungen von Yescapa
→ Zu den Standardmietbedingungen von PaulCamper
→ Zu den Mietbedingungen des Wohnwagen-Vermieters Winkler
Auch wenn das Auto dem Mieter gehört: Fahren sollten trotzdem nur im Mietvertrag für den Wohnwagen eingetragene Fahrer. Häufig finden sich auch Klauseln zum richtigen Sichern des Wohnwagens (Fenster schließen, abschließen).
Kalkulation für das Wohnwagen-Vermieten
Wir kalkulieren die Vermietung eines recht neuen Knaus Sport. Die meisten Wohnwagen werden für ungefähr 70 Euro pro Tag vermietet. Allerdings an weniger Tagen, als Wohnmobile.
Wir gehen von 60 Vermiet-Tagen pro Jahr aus. Praktisch sind lange Mietzeiträume: Die Einnahmen sind (fast) die gleichen, die Arbeit fällt nur einmal an.
Weil aber selbstverständlich einige Faktoren sehr individuell sind, solltest Du selber kalkulieren. Wir haben dafür einen Rechner gebaut.
Mit welchen Einnahmen kann man rechnen?
Die Tagespreise für einen Wohnwagen reichen von ca. 20 Euro bis gut 100 Euro.
Wie viel man für den eigenen Wohnwagen verlangen kann, hängt vom Alter und Zustand ab. Auch wichtig ist die Größe und Ausstattung. In der Tabelle findest Du einige aktuelle Beispiele.
Wohnwagen | Tagespreis |
Qek Junior (1988), guter Zustand | 30€ |
Weinsberg Cara Two (2019), top Zustand | 48€ |
Knaus Sport (2021), neuwertig | 65-75€ |
Hobby 650 KMFE (2020), neuwertig | 90€ |
LMC Style (2020), neuwertig | 105€ |
→ Wer seinen Wohnwagen über eine Plattform vermietet, kann etwa 65% dieser Einnahmen behalten. Der Rest sind Provision und Versicherung. Wer eine eigene Selbstfahrervermietversicherung abschließt, hat am Ende etwa 80%.
Wohnwagen vermieten: Welche Kosten fallen an?
Die Kosten für einen Wohnwagen halten sich in der Regel in Grenzen. Und anders als beim Wohnmobil, ist die Laufleistung nicht so entscheidend. Daher kann es sich schneller lohnen, den Wohnwagen zu vermieten.
Kalkulation für das Wohnwagen-Vermieten
Um sinnig entscheiden zu können, ob die Vermietung sich lohnt, sollte man drei Szenarien durchspielen:
Fazit: Lohnt sich das Wohnwagen vermieten?
Diese Beispielrechnung hat mehrere Eigenheiten:
Wir gehen zum Beispiel davon aus, dass der Wohnwagen nur eine Haftpflichtversicherung für die private Nutzung hat. Eine Vollkaskoversicherung kann so viel kosten, wie die Selbstfahrervermietversicherung (auch mit Vollkasko!) Dann lohnt sich natürlich letzteres.
Außerdem die Vorgaben: ein hochwertiger Wohnwagen wird 60 Tage vermietet.
Um die Szenarien zu vergleichen, hier also nochmal das Ergebnis:
Die Vermietung eines Wohnwagens lohnt sich wegen der geringen Kosten recht schnell. In vielen Fällen ist es am einfachsten, komplett über die Plattform zu gehen. Aber: Eine Selbstfahrervermietversicherung für den Wohnwagen kostet nicht viel. Und hat oft bessere Konditionen auch für die private Nutzung.
→ Gib deine Daten in unseren Rechner ein und kalkuliere verschiedene Szenarien.
Wohnwagen vermieten: So geht’s
Es ist ganz einfach, das Wohnwagen vermieten zu testen.
Du solltest dir nur vorab überlegen, ob du damit Geld verdienen willst. Denn dann brauchst du eine Gewerbeanmeldung und eine Selbstfahrervermietversicherung. Kontaktiere dazu auch deine Steuerberaterin.
Viele Vermieter starten einfach so über eine Plattform mit ganz wenigen Vermietungen. Das geht meist als Liebhaberei durch und muss daher nicht angemeldet werden (aber klär’s ab!).
- Ausführliche Infos zu Wohnwagen und Ausstattung
- Gelassene aber umfangreiche Einweisung ohne Zeitdruck, auch Fahrübungen
- Guter Zustand, sauber und gepflegt
- Gute Erreichbarkeit und freundliche Kommunikation, auch unterwegs
- Flexibilität bei den Zeiten
- Ermögliche auch Vorab-Besichtigungen
- Kulanz und faire Schadensregulierung
- Tipps zu Campingplätzen etc.
- Feedback sammeln und Angebot optimieren
- Willkommenspaket
- Keine/unvollständige Infos zum Wohnwagen
- Unpünktlichkeit, Unzuverlässigkeit
- Nicht selbst einweisen, schlecht einweisen
- Nicht erreichbar sein
- Unvollständige Ausstattung
- Schlechter Zustand, Dreck
- Unfaire Beanstandungen
- Kaution lange einbehalten
Vermieter und Mieter kommen mit ganz unterschiedlichen Erwartungen und auch mit unterschiedlichem Wissen. Sei offen auch für doofe Fragen und erklär alles lieber zweimal. Lies dir den Ratgeber von PaulCamper durch, wie man ein guter Vermieter ist – und auch den, wie man ein guter Mieter ist. So siehst Du die Sache mal von zwei Seiten.
Wohnwagen vermieten Erfahrungen
Die meisten Besitzer von Wohnwagen haben starke Vorbehalte gegen die Vermietung. Und ihre Argumente sind auch valide:
“Hallo, aus eigener Erfahrung kann ich von einer Vermietung nur abraten. Vor vielen Jahren habe ich das selbst mal gemacht. Man stelle sich vor, völlig ahnungslose Möchtegernecamper sind mit dem Wohnwagen unterwegs. Da wird der Kühlschrank nicht gesichert, mit angezogener Handbremse gefahren, das Tischuntergestell nicht richtig entriegelt. Die daraus entstandenen Schäden werden kaschiert und man bemerkt diese erst, wenn man selbst wieder damit unterwegs ist. Ich habe mir schon wegen solcher Reparaturen den Urlaub versaut als ich mit bis auf die Bremstrommel herunter gefahrenen Bremsen am Gardasee stand. Ich sage nur nie wieder…”
Werner / campen.de Forum
Es gibt aber auch gute Erfahrung mit dem Vermieten. Und sonst würden es wohl auch nicht so viele Leute machen. Bei den Plattformen kann man die Bewertungen der Mieter lesen. Und so auch herausfinden, was beliebte Vermieter machen, um die Mieter glücklich zu machen.
Eine ganze Reihe von Fragen beantwortet der Nutzer NO im Wohnwagen Forum. Zunächst zu seiner Vermietgeschichte und dem Wohnwagen, den er vermietet hat:
“Ich habe kein Problem damit meinen Wohnwagen mit anderen zu teilen, habe ja selbst früher immer gemietet, mich stört es halt nicht, dass andere Leute auch in meinem Bett schlafen. Gut, mein Wohnwagen ist kein neuer, ich habe den gebraucht gekauft und er ist jetzt 15 Jahre alt, hat logischerweise die ein oder anderen Gebrauchsspuren, von daher ist ein Kratzer mehr oder weniger nicht weiter tragisch.”
Das ist schonmal ein wichtiger Hinweis: Der Wohnwagen darf dir nicht zu sehr am Herzen liegen. Mittlerweile werden auch viele sehr neue Wohnwagen vermietet, da konkurriert man allerdings auch immer mit professionellen Vermietern.
Zur Gewerbeanmeldung sagt der Nutzer weiter:
“Nach Rücksprache mit einem Steuerberater, ist es nicht zwingend notwendig ein Gewerbe anzumelden, aber es wurde mir dazu geraten. Kleingewerbe…. bissel Papierkram (EÜR), nichts wildes. Klar Gewinne müssen versteuert werden.”
Er geht auch auf das Thema Versicherung ein:
“Versicherung: da ein umfangreicher Versicherungsschutz der sich für Vermietung eignet nicht ganz billig ist, habe ich mich für das Erste dazu entschieden nur über Portale (Paulcamper / Campanda), bei denen der Versicherungsschutz mit angeboten wird, zu vermieten.”
Zum Zeitaufwand des Vermietens schreibt der gleiche Nutzer auch etwas. Allerdings kann der Putzaufwand deutlich höher sein, speziell, wenn es eine Nasszelle gibt. Wer wirklich genau vorgeht, sollte eher mit 2 Stunden rechnen.
“Übergabe bei Abholung, dauert, je nachdem, wie die Mieter sich mit einem Wohnwagen auskennen, 0.5 – 1 Stunde. Rückgabe ca halbe Stunde… Sauber machen vor der Vermietung nochmal ca eine halbe Stunde.”
Welche Art von Vermietungen sind häufig?
14 Tage Vermietung habe ich nicht so viele, nur 2 dieses Jahr, aber viele kleinere mit 3-5 Tagen . Weniger als 3 Tage biete ich nicht an.
Und schließlich bleibt das Fazit:
“Bisher habe ich größtenteils nur gute Erfahrungen gemacht und relativ wenig Probleme.”
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