So allmählich muss ich mal aufschreiben, wo ich noch hin möchte, hier an den verwunschenen europäischen Küsten: Vieles ist abgegrast von den Vanlife-Herden.
Bucket List heißt das dann, glaube ich. Italien wäre da wohl nicht ganz oben, erstens, weil ich da schon mehrfach zum Surfen war und zweitens, weil: Mittelmeer, du Eumel.
Doch Dolce Vitalien hat mehr zu bieten als Pizza, Pasta, atemberaubende Landschaften, Kunstgeschichte, romantische Städte, echte und Folklore-Mafia und die schönste mir bekannte Art zu sprechen: Küste ist ja unbestreitbar da. Mit 9226 Küstenkilometern sticht Italien die Atlantikhotspots Spanien, Portugal und Frankreich alle locker aus. Und an vielen dieser Küstenkilometer gibt es – manchmal – echt gute Wellen.
Zugegeben, das manchmal ist ein bisschen der Knackpunkt hier. Ohne Auto und die Lust auf Roadtrip muss man schon sehr Gustaf Gans sein, um richtig gute Wellen abzustauben.
Aber wer etwas flexibel ist und im Herbst oder Winter kommt, wird mit überraschend vielseitigen und guten Spots belohnt.
Italien mag wie gesagt nicht der erste Ort sein, an den du beim Surfen denkst, aber genau das macht es doch erst richtig spannend, oder? Los geht’s, ich zeige Dir, warum dieser Trip auf jeden Fall auf deine Bucketlist gehört!
Die Basics: Wann und wo surfen in Italien?
Italien mag nicht mit den klassischen Surf-Destinationen wie Portugal oder Frankreich mithalten, aber genau das macht es so reizvoll: “The Search” lebt weiter im Mittelmeer.
Die beste Zeit für Wellen ist zwischen Herbst und Frühling, wenn Mistral und die anderen Reiter der Apokalypse über das Mittelmeer ziehen und für recht konstanten Swell sorgen. Die Sommermonate hingegen sind meistens flach.
Die besten Regionen zum Surfen in Italien
Sardinien
Sardinien ist das Juwel in der Krone des italienischen Surfens. Und damit ist nicht die Costa Smeralda gemeint! Vor allem die Westküste bietet konsistente und wirklich gute Surfbedingungen.
Insgesamt kommt Sardinien auf beeindruckende 200 surftaugliche Tage im Jahr, kein Scherz! Alles, was Du zum Surfen in Sardinien wissen musst, steht in dem verlinkten Artikel.
Sizilien
Ganz ehrlich, Sizilien kann ich Dir nur schlecht unterjubeln für einen Surftrip. Dafür ist die Anreise doch zu kompliziert und die Wellen zu inkonsistent. Es sei denn, Du lässt alles stehen und liegen und fliegst für eine Strike-Mission rüber.
Die Wellen aber, soweit ich das recherchieren konnte, haben nämlich ziemliches Potenzial! Der konsistenteste Küstenabschnitt ist nördlich von Palermo und entsprechend kann es hier auch mal voller werden. Richtig spannend finde ich aber die Möglichkeiten an der Westküste: Hier gibt es einige vielversprechende Poinbreaks, an denen man seine Surf-Buddies noch selbst mitbringen muss, weil man sonst alleine ist. Ein Offroad-Gefährt ist nötig!
Ligurien
Varazze ist einer der bekanntesten Spots Italiens, und nicht ohne Grund: Kraftvoll und hohl brechen die Wellen hier und bieten auch die Crowds, die man aus dem Atlantik kennt. Daneben gibt es eine Reihe spannender Spots für die Tage mit starken Südwinden. Die Spots rund um Genua sind von Süddeutschland nur 6 Stunden entfernt, man kann also auch mal für ein Wochenende runter. Andererseits ist man dann natürlich auch fast schon wieder auf Sardinien, die Nachtfähre von Genua macht’s möglich.
Toskana bis Lazio
Festland Italiens Westküste, grob bemessen von Pisa bis hinter Rom bietet eine Reihe surfbarer Spots – vornehmlich Reefbreaks und Wellen über verdächtige, menschengemachte Dinge. Die Hauptstadt hat mit Banzai (Pipeline) einen der konsistentesten und überfülltesten Spots landesweit: Hier funktionieren alle westlichen Swellrichtungen.
Süditalien (Apulien und Kalabrien)
Vielleicht die spannendste Surfregion Italiens. Zumindest brechen hier einige der längsten Wellen. Also, wenn sie brechen. Die nötigen Südwinde gibt es vor allem von November bis April, aber verlassen kann man sich beim besten Willen nicht darauf.
Warum zur Carbonara sollte man nach Italien zum Surfen?
Italien bietet eine einzigartige Kombination aus Kultur, Kulinarik und Natur, die kaum ein anderes Surfziel auf der Welt bieten kann. Stell dir vor, du surfst am Morgen cleane Pointbreaks und genießt am Abend hausgemachte Pasta und einen lokalen Wein. Kein Witz – morgens Wellen und abends Pasta. Ein Leben wie aus einem Dolce Vita-Film.
Hier sind einige Gründe, warum Italien auf deine Surf-Bucketlist gehört:
Pro und Contra Liste – Surfen in Italien
- Mildes Klima das ganze Jahr über
- Vielfältige Surfspots für alle Surf-Level
- Kombinierbar mit Kultur und Kulinarik – Dolce Vita pur!
- Weniger überlaufen als klassische Surf-Destinationen wie Frankreich oder Portugal
- Kurzlebige Swells, die oft Flexibilität erfordern
- Spots können bei optimalen Bedingungen schnell überfüllt sein
- Nicht so beständig wie andere europäische Surf-Hotspots
- Teilweise lange Anfahrten zu den besten Spots
Natürlich hat das Surfen auch in Italien seine Herausforderungen. Die Swells sind oft kurzlebig, und die besten Spots können bei optimalen Bedingungen schnell überfüllt sein.
Bring eine gute Mütze Geduld, eine gute Forecast-App (wie ließt man die eigentlich??) und ein Surfboard mit etwas Volumen mit, dann wirst Du mit einzigartigen Sessions belohnt!
Die Regionen zum Surfen im Detail
1. Sardinien – La Dolce Vita für Surfer
Beste Reisezeit: September bis Mai
Top Surfspots:
Capo Mannu
Capo Mannu ist einer der bekanntesten Spots Sardiniens, ja, sogar im ganzen Mittelmeerraum. Eigentlich sind es sogar 3 Spots, die sich im Windschatten der Putzu-Idu Halbinsel drängen.
Am meisten los ist in der Regel am Mini Capo, ein klassischer A-Frame. Etwas weiter inside ist ein hübscher Longboardspot. Und dann gibt es eben noch Capo Mannu selbst, wild und rau und oft voller Windsurfer.
Porto Ferro
Dieser vielseitige Beachbreak ist für alle Level eine der ersten Stationen in Richtung Süden. Die Bucht von Porto Ferro bietet verschiedene Peaks, je nach Swellrichtung. Anfänger finden sanftere Wellen weiter innen, während Fortgeschrittene die äußeren Peaks bevorzugen. Es gibt auch eine Surfschule! Und etwas Panik wegen Camper-Einbrüchen.
Chia
Der kleine Badeort Chia befindet sich im Südwesten Sardiniens. Es ist kein Geheimnis mehr, dass auf dem Stellplatz/Campingplatz hinter der Lagune einer der Treffpunkte für die deutsche Kiteszene in allen Schulferien ist. Und in deren Windschatten (haha!) sind auch einige Wellenreiter unterwegs.
Vor allem der Spot il Pontile, fußläufig vom Stellplatz, ist regelmäßig crowded mit Softboards aus dem Norden Deutschlands. Es gibt weitere interessante Wellen hier unten, für alle, die sich etwas auf die Suche machen.
2. Ligurien – Atlantik-Vibes im Mittelmeer
Beste Reisezeit: Oktober bis April
Top Surfspots
Levanto
Levanto ist ein kleiner Fischerort (ehemals), der Wellen bietet, wenn der Rest der Küste komplett groß und verblasen ist. Viele Peaks rund um die Bucht, am größten in der Mitte. Die Stadt Levanto ist ein beliebter Ausgangspunkt für Surfer und bietet nach der Session zahlreiche Restaurants und Bars.
Varazze
Varazze ist der von Deutschland aus am schnellsten erreichbare Surfspot in Italien und dazu eine ziemlich gute Welle. A-Frame mit langer Rechten und etwas kürzerer, hohlerer Linken. Wird voll, es gibt noch weitere Spots in der Nähe. Letztes Jahr ist Italiens bester Surfer, Leo Fioravanti für ein paar Sessions eingeflogen, weshalb es die vielleicht besten Bedingungen der letzten Jahre in einem gut produzierten Video zu bestaunen gibt:
Recco
Ein feiner Spot, der sich durch seine entspannte Atmosphäre auszeichnet. Die Wellen in Recco sind meist etwas kleiner, was diesen Spot perfekt für lockere Longboard-Sessions und weniger geübte Surfer macht. Unbedingt in einem der Fischrestaurants einkehren! Ideal, um den Tag nach dem Surfen ausklingen zu lassen.
3. Santa Marinella, Lazio – Perfekt für einen Städtetrip
Beste Reisezeit: November bis März
Top Surfspots
Santa Marinella Reef
Der Reefbreak von Santa Marinella ist ein gefundenes Fressen für Intermediates. Die Wellen brechen sauber über den felsigen Untergrund und bieten lange, linke Wellen. Für Chancen auf einen guten Ritt sollte man im Winter kommen!
Banzai Beach
Banzai ist der vielleicht bekannteste Surfspot für Italiener – was an der Nähe zur Hauptstadt liegt. Ähnlich wie Varazze in Ligurien oder Mini-Capo auf Sardinien, schnelle, hohle Wellen mit der gewissen Crowd-Pressure von Locals, die auf Ihre Wellen immer eine Weile warten müssen.
Fregene
Fregene ist ein Beachbreak mit entspannten Bedingungen, ideal für Anfänger oder für Surfer, die eine entspannte Session genießen wollen. Die sanften Wellen und die breite Sandküste bieten genügend Platz, um ohne großen Stress ein paar Wellen abazufischen.
4. Apulien – Mediterraner Charme pur
Beste Reisezeit: Dezember bis April
Top Surfspots
Torre Canne
Torre Canne ist ein langer, sanfter linker Pointbreak, der vor allem bei guten Südwestwinden läuft. Der Spot ist nicht überlaufen und eine gute Adresse für eine entspannte Session. Die malerische Küste und die relaxte Atmosphäre im nahegelegenen Dorf machen diesen Ort zu einem Favorit.
Bari Palese
Dieser versteckte Spot läuft am besten bei Ost-Swells und hat eine schnelle, steile Welle. Bari Palese ist ein echter Geheimtipp, für alle, die das Abenteuer abseits der bekannten Spots suchen. Die Wellen können überraschend kraftvoll sein.
San Foca
San Foca liegt in der Nähe von Lecce und bietet einen entspannten Beachbreak. Der Spot eignet sich für alle Niveaus, von Anfängern bis zu Fortgeschrittenen. Nach der Surf-Session bietet das charmante Dorf köstliche lokale Spezialitäten, die den Tag perfekt abrunden.
Tipps zur Ausrüstung
Italiens Surfbedingungen können variieren, deshalb ist ein vielseitiges Quiver empfehlenswert. Ein Shortboard für die selteneren großen Swells sowie ein voluminöserer Fish für die häufigeren kleineren und eher schwachen Wellen sind eine gute Wahl.
Zusätzlich ist ein Softboard in Epoxy-Bauweise eine hervorragende Ergänzung, und zwar für Anfänger wie für Intermediates.
Am wohlsten fühlen sich aber Longboarder auf vielen Wellen in Italien: Man hat einfach deutlich bessere Chancen auf eine Session, wenn man genug Volumen am Start hat. Neoprenanzüge zwischen 2/1 und 4/3 mm decken die meisten Bedingungen ab, wobei du im Sommer oft ganz auf einen Anzug verzichten kannst.
Eine Kaputze gegen den Wind ist auf jeden Fall zu empfehlen und an vielen Spots braucht man Schuhe – wegen der Seeigel und wegen des manchmal zweifelhaften Untergrunds. Lies dazu auch unseren Guide zum richtigen Neoprenanzug!
Surfen lernen in Italien
Italien eignet sich hervorragend für Surfanfänger, die das Wellenreiten erlernen möchten. Besonders Sardinien bietet ideale Bedingungen für Einsteiger.
Sardinien ist aufgrund seiner sanften Beachbreaks und weniger überfüllten Spots ideal für Anfänger. Hier gibt es viele Strände, die perfekte Lernbedingungen bieten und gleichzeitig einen Einblick in die wunderschöne mediterrane Landschaft ermöglichen. Die beste Zeit, um in Italien surfen zu lernen, ist von **Frühling bis Herbst**, wenn die Wellen kleiner und konstanter sind und das Wasser angenehme Temperaturen hat.
Gute Surfcamps findest du auf Sardinien in Buggeru, aber beispielsweise auch in der Umgebung von Viareggio in der Toskana oder in Santa Marinella bei Rom. Diese Camps bieten professionelle Anleitung, entspannte Lernatmosphäre und oft auch Kombinationen aus Surf- und Yogakursen, um den Einstieg noch angenehmer zu gestalten. Viele dieser Surfcamps sind auf die Bedürfnisse von Anfängern spezialisiert und bieten sowohl Gruppen- als auch Einzelunterricht an.
Fazit: Surfen in Italien
Italien ist vielleicht nicht die offensichtlichste Wahl für einen Surftrip, aber genau das macht es so besonders. Es ist ein Land, das die Abenteuerlust weckt und Surfern, die das Besondere suchen, unvergessliche Erlebnisse bietet. Also schnapp dir dein Board, genieße das Dolce Vita und entdecke das Surfen auf italienische Art. Du wirst überrascht sein, wie viel Italien für Surfer bereithält – Wellen inklusive!
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