München ist die wohl unbestrittene Hauptstadt des Flusswellen Surfens. In keiner anderen großen Stadt fern des nächsten Ozeans gibt es eine dermaßen große Surfszene und mindestens 5 gute Spots für verschiedene Surflevel.
Die Tradition des Flusswellen Surfens in München an der Floßlände und auf der Eisbachwelle begründet darüber hinaus den Erfolg der citywave®, einer künstlichen stehenden Welle, die in immer mehr Städten installiert wird.
Und die mittlerweile erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Stadt motiviert Flusswellen-Initiativen in ganz Bayern und darüber hinaus: Alle wollen Eisbach.
Surfen in München: Kurz und bündig
In München wird seit fast fünf Jahrzehnten gesurft. Einige der Spots, insbesondere die große Eisbachwelle, laufen fast das ganze Jahr über – und natürlich auch zu jeder Tageszeit.
Diese Konsistenz sowie ein Stück weit auch das rebellige Outlaw-Image der Flusswellensurfer haben die Eisbachwelle zu einer der wichtigsten Touristenattraktionen Münchens werden lassen.

Die Beste Zeit zum Surfen in München
Die Frage nach der richtigen Zeit zum Surfen in München hat natürlich eine ganz andere Dimension als in klassischen Surfregionen wie Spanien oder der Algarve.
Obwohl Flusswellen meist bei hohen Wasserständen besonders gut funktionieren, ist jeder Spot so individuell, dass man nur individuelle Antworten geben kann. Die nötigen Informationen finden sich in den Spotbeschreibungen weiter unten. Dazu kommt noch, dass es Stoßzeiten gibt, die im Meer keine so große Rolle spielen. Auch das Crowd-Level ist also ein Faktor.
Und schließlich bleibt die klassische Frage nach der Leidensbereitschaft: Natürlich ist es an einem Dezembermorgen deutlich leerer als im Hochsommer. Aber eben auch entschieden kälter. Das Schöne ist aber, dass man sich immer nach dem eigenen Terminkalender richten kann.
Surfen in München geht immer.
Monat | Lufttemperatur | Wassertemperatur | Crowd-Level |
Januar | – 2 °C | 4 °C | Klein |
Februar | – 0,5 °C | 5 °C | Klein |
März | 3,5 °C | 6 °C | Mittel |
April | 7,8 °C | 8 °C | Mittel |
Mai | 12,1 °C | 11 °C | Groß |
Juni | 15,4 °C | 15 °C | Sehr groß |
Juli | 17,4 °C | 19 °C | Extrem |
August | 16,7 °C | 18 °C | Extrem |
September | 13,7 °C | 15 °C | Groß |
Oktober | 8,5 °C | 13 °C | Groß |
November | 3,3 °C | 8 °C | Mittel |
Dezember | – 0,5 °C | 6 °C | Klein |
Surf-Spots in München (mit Karte)
In der Karte findet ihr die Münchner Surfspots. Mit einem Klick auf die Spotmarker öffnet sich eine kurze Beschreibung zu den Spots.
Grün: Für Anfänger geeignet
Gelb: Spot für Intermediates
Rot: Expertenspot / zum Zuschauen
1 Wavepark Hallbergmoos
2 Kleine Eisbachwelle / E2
3 Eisbachwelle
4 Wittelsbacherbrücke
5 Floßlände
6 Jochen Schweizer Arena Taufkirchen
Detailbeschreibungen der Surfspots in München
Wavepark Hallbergmoos // Wavepool – Künstliche Welle // 10 Monate im Jahr // Projekt // Eintritt
Saison: 10 Monate, voraussichtlich von März bis Dezember
Niveau: Alle Surflevel
Beste Zeit: Nicht so begehrte Slots unter der Woche vormittags, im Winter
Sonstiges: Die Kommerzialisierung der Münchner Surfszene geht weiter
Anfahrt: S1 und S8, Bus 691; mit dem Auto über die A92 zum Flughafen
Kleine Eisbachwelle / E2 / Dianabadschwelle // Künstliche Flusswelle // Ganzjährig Saison // Kostenlos
Die kleine Eisbachwelle (oder einfach nur E2) in München ist flacher und weniger kraftvoll als die große Schwester am Haus der Kunst. Das Surfen ist hier offiziell verboten, wird aber geduldet. Nicht ganz einfach ist der Einstieg, man muss ein kurzes Weißwasserstück überwinden, entweder auf dem Bauch liegend oder per Drop-In (Sprungstart).
Saison: Läuft immer, außer zur Bachauskehr
Niveau: Fortgeschrittene und gute Flusswellensurfer
Beste Zeit: Am Besten an Schultagen, bei Kindern beliebte Welle
Sonstiges: Take-Off Skills benötigt
Anfahrt: Tram 18, Haltestelle Paradiesstraße
Eisbach // Künstliche Flusswelle // Ganzjährig Saison // Kostenlos
In bester Lage, direkt eingangs des Englischen Gartens am Haus der Kunst, formen die starke Strömung und Steine im Kanal die bekannteste Flusswelle der Welt. Auf der Eisbachwelle wird mittlerweile das ganze Jahr über gesurft und häufig auch nachts. Die Welle wird durch eine verstellbare Rampe optimiert und ist so auch gewissermaßen das Vorbild für viele Projekte mit künstlichen (Fluss-)Wellen. Der Spot eignet sich nicht so gut für Anfänger.
Saison: ganzjährig, außer während der Bachauskehr
Niveau: Gute Flusswellensurfer und Expertinnen
Beste Zeit: Ganz früh morgens unter der Woche
Sonstiges: Immer noch so etwas wie Localism
Anfahrt: U6, Haltestelle Odeonsplatz / Parkplatz P1 am Haus der Kunst

Floßlände // Künstliche Flusswelle // Saison von Mai bis September // Kostenlos
An der Floßlände tut sich immer was: aktuell wird der Einstieg erleichtert. Seit ein paar Saisons läuft die Welle nur zu den Floßzeiten: zwischen Mai und September am Nachmittag. Deshalb und weil die Floßlände Anfänger geeignet ist, gibt es hier teilweise Wartezeiten von bis zu einer halben Stunde. Die Welle ist relativ entspannt zu surfen. In der Nähe ist ein Campingplatz mit Kiosk.
Saison: Mai – September, von 14 – 19 Uhr
Niveau: Alle Surflevels, auch Anfänger willkommen
Beste Zeit: Mai und September
Sonstiges: Lange Wartezeiten, nahegelegener Campingplatz
Anfahrt: Bus 135, Station Campingplatz Thalkirchen; Parkplatz Floßanleger
Reichenbachbrücke // Natürliche Flusswelle // Verschiedene Pegelstände // Kostenlos
Auch auf der nicht kanalisierten Isar finden sich gute Flusswellen, allerdings nur bei Hochwasser. Weil das meistens in den Sommermonaten auftritt, sind die Wellen dann eine beliebte Alternative zu den überfüllten Eisbachspots. Die hohe Fließgeschwindigkeit und Gefahren unter Wasser machen diese Spots in der Isar aber zu den gefährlichsten Surfspots in München.
Saison: Mai bis August, nur bei Hochwasser
Niveau: Expertinnen
Beste Zeit: ideale Wasserstände sind von Welle zu Welle unterschiedlich
Sonstiges: Sehr flach, Strömungen, gefährliche Flusswellen
Anfahrt: Je nach Welle
Jochen Schweizer Arena Taufkirchen // Künstliche Welle // Ganzjährig geöffnet // Rund 50 EUR/ Session
Die Jochen Schweizer Citywave war die erste künstliche Indoor-Welle in Deutschland. Dank der Überdachung kann das ganze Jahr über bei gleichbleibenden Bedingungen gesurft werden. Die Welle kann auf das jeweilige Surfniveau eingestellt werden. Durch die Möglichkeit, unmittelbar Feedback geben zu können, eignen sich stehende Wellen ganz gut zum Surfen lernen. Und neben den Surfkursen bekommt man natürlich auch das Material vor Ort. Das alles macht den Spot zum bequemsten in München. Aber natürlich muss man dafür auch relativ tief in die Tasche greifen: Eine 45 minütige Session kostet 49,90 Euro, für Kinder 39,90. Etwas günstiger sind 10-Karten.
Saison: Ganzjährig geöffnet
Niveau: Alle Surflevels, gut für Anfänger
Beste Zeit: Gleichbleibende Bedingungen, montags geschlossen
Sonstiges: Teure, aber sehr gute Option vor allem allem zum Ausprobieren & Lernen
Anfahrt: S-Bahnhof Taufkirchen & Bus 241 zum Ikea; Autobahnabfahrt Taufkirchen Ost

Ausrüstung und Gadgets
Der richtige Neoprenanzug zum Surfen in München
Grundsätzlich kann man sich natürlich an den Neoprenanzug Dicken orientieren, die man aus dem Meer gewohnt ist.
Beim Flusswellensurfen und gerade an den recht vollen Spots in München gibt es aber doch einen gravierenden Unterschied: Man verbringt deutlich mehr Zeit außerhalb des Wassers als darin. Das bedeutet, dass im Sommer eine Boardshorts durchaus ausreichen kann, weil man sich danach in der Sonne aufwärmen kann (Die Eisbachspots sind allerdings recht schattig).
Im Herbst dagegen, wenn man aufgrund der Wassertemperatur noch mit einem dünnen Neo auskäme, braucht man wegen der Lufttemperatur eventuell schon einen dickeren Neo und Neoprenschuhe wegen des kalten Bodens.
Die richtige Neodicke ist also wie immer Typsache und sehr variabel. im Winter braucht man sicherlich einen 6/4 Fullsuit, Booties und Handschuhe, im Sommer reicht ein 3/2 gut.
Wer zu Besuch in München ist und das Flusswellen-Surfen Ausprobieren möchte, kann den Neoprenanzug auch leihen, zum Beispiel bei Santo Loco.
Das richtige Board
Man braucht nicht unbedingt andere Bretter, um stehende Wellen zu surfen. Es hat aber schon Vorteile.
Spezielle Riversurfboards sind kürzer und haben insgesamt ein kleineres Volumen, weil man das Volumen nicht braucht, um in die Wellen zu kommen. Es wäre sogar eher hinderlich, würde man doch schneller von der Strömung hinaus getragen werden.
Kleinere Board lassen sich außerdem auf einer engen Flusswelle besser Manövrieren als herkömmliche Shortboards. Außerdem sind gute Riversurfboards wie die von Buster dicker geglast und haben verstärkte Finboxen und Rails.
Das Surfen auf künstlichen Wellen ist für Surfbretter natürlich schon ein Belastungstest. Ansonsten kann man sich aber an den tollen Spruch „Whatever floats your boat, mate“ halten, der hier endlich mal richtig passt. Viele Riversurfer sind einfach auf alten Fishboards unterwegs, die von Panzerband und Solares zusammengehalten werden.
- Kurze Bretter, wenig Volumen
- Hohe Belastung der Rails und Finnenboxen
- Spezielle Riverboards gibt es von einigen Firmen
- In München kann man auch Boards leihen

Sonstiges
Nicht sehr oft gesehen, aber trotzdem eine gute Idee ist ein Helm. Die Steine, über die die Wellen brechen, sind nur knapp unter der Wasseroberfläche, die Begrenzungen sind betoniert und nach einem Sturz treibt man recht unkontrolliert mit der Strömung durch den flachen Bach.
Eine ordentliche Change Robe leistet am Eisbach nicht nur vor- und nach den Sessions gute Dienste, sondern auch beim Anstehen.
Neben speziellen Boards gibt es auch extra Finnen zum Flusswellensurfen. Diese sind kleiner und/oder weicher als die klassischen Finnen. Außerdem werden oft nur die beiden äußeren Finnen im Thruster eingesetzt bzw. eine spezielle Flusswellencenterfinne zusätzlich.
Die meisten Flusswellensurfer surfen mit Leash, weil das Board sonst noch mehr in Mitleidenschaft gezogen wird als eh schon. Es besteht aber die Gefahr, dass die am Knöchel festgemachte Leash sich um irgendwas am Boden wickelt und dann die Strömung und der Auftrieb des Boards am anderen Ende dafür sorgen, dass man die Leash nicht öffnen kann und sogar unter Wasser gezogen werden kann.
Eine gute Idee ist es deshalb oft, die Leash wie beim Longboardsurfen unterhalb des Knies festzumachen, oder sogar am hinteren Arm. Dafür braucht man aber auch einen Longboardklett. Eine Quick-Release Leash bringt dagegen nicht unbedingt etwas, man erreicht einfach seinen Knöchel nicht.
Am Wichtigsten: Nicht alleine Surfen und ein Messer einpacken, um anderen SurferInnen helfen zu können!
Surfshops in München
Dank der lebhaften und großen Surfszene in München gibt es mittlerweile mehrere Surfshops und sogar drei lokale Shaper.
Santo Loco Surfshop
Eisenmannstraße 4
Montag bis Freitag 9 – 20 Uhr, Samstags 10 – 18 Uhr
Materialverleih!
2007 haben zwei Brasilianer den Surf und Snowboardshop Santo Loco in München gegründet und ihn zu einer Instanz in Sachen Flusswellensurfen entwickelt. Neben dem speziellen Material erkennt man das zum Beispiel an den Reperaturangeboten: Die häufigste Service dürfte das Ersetzen von Fin-Plugs sein.
Blue Tomato München
Thomas-Wimmer-Ring 14
Montag bis Freitag 11 – 19:30 Uhr, Samstag 10 – 20 Uhr
Der Blue-Tomato Shop München ist eine gute Anlaufstelle für modisches und nicht so modisches Zubehör.
Quiksillver Store München
Sendlinger Straße 20
Montag bis Freitag 10 – 20 Uhr
Die Board und Kleidermarke Quiksilver hat in München einen Store, der ein überschaubares Sortiment an Surfmaterial führt.
Neben den Genannten gibt es in München und im nahen Umland viele Windsurf- und Kiteboardshops, die natürlich auch Neoprenanzüge, Helme und manchmal auch Material für Wellenreiter führen. Außerdem gibt es mehrere Shaper, die auf Grund der Münchner Wellen natürlich auch spezielle Flussboards bauen.
Surf-Etiquette: Regeln zum Surfen in München
Natürlich gelten auf Flusswellen ganz andere Regeln als im Meer. Während da alle dieselbe Welle wollen und sich deshalb offizielle Regeln (die Surferin am nächsten zum Peak ist am Zug) und inoffizielle Regeln (Hierarchische Wellenauswahl nach was auch immer) etabliert haben, ist beim Flusswellen Surfen meistens nur ein Surfer im Wasser (Vergleiche dazu den Sinnspruch der Vorsokratiker: „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen“).
Es funktioniert also anders, aber eigentlich ganz gut:
- Die SurferInnen stellen sich hinten an und gehen abwechselnd von links und rechts in die Welle
- Die maximale Surfzeit ist etwa 50 sec., wenn ungeduldig auf die Boards geklopft wird, sollte man Platz machen
- Die nötigen Skills lernt man auf den Anfängerwellen
Windsurfen als Alternative
Als die Surfer im englischen Garten noch Räuber und Gendarm mit der Polizei spielten, boomte das Windsurfen an den Seen im Münchner Umland. Der Trend wuchs anfangs rasant, dann wurde das Material aber schnell so spezifisch, dass die Eistiegs- und Lernhürde viele Anfänger abschreckte.
Einen tollen Background für die Ohren gibt Winsurflegende und Kitesurf Erfinder Robby Naish. Heute gibt es wieder mehr Anfängermaterial und mit Kiteboards auch eine deutlich platzsparendere Alternative. Beide Sportarten sind eine gute Idee, wenn man keine Lust mehr hat, eine halbe Stunde auf seine Minute Eisbach zu warten.
Warum ist Windsurfen eine Alternative?
Windsurfen ist nur entfernt verwandt mit Wellenreiten. Aber wahrscheinlich trennt weniger das klassische Wellenreiten vom Windsurfen als vom Surfen auf dem Eisbach: Man ist alleine mit sich, dem Board und dem Wasser, es ist ein unglaublich intensives Training und dabei trotzdem meditativ.
Wo kann man Windsurfen lernen?
Es gibt einige Surfschulen am Ammersee, zum Beispiel in Eching. Außerdem gibt es Surfschulen am Starnberger See in Tutzing und Sankt Heinrich und auch am Walchensee gibt es ein Windsurf Center mit Ausrüstung und Surfkursen.
Wo sind die besten Windsurfspots bei München?
Geübte Windsurfer finden wunderschöne Spots in der Nähe von München. Am Ammersee etwa in der Herrschinger Bucht, in Utting oder in Aidenried. Auch am Walchensee gibt es sehr gute Surfspots, zu finden in der Sachenbacher Bucht. Hier muss man allerdings etwa einen Kilometer weit zum Spot laufen.
Fazit
München wird seinem Ruf als Surfhauptadt der landlocked Cities absolut gerecht. Nirgends sonst gibt es eine vergleichbare Anzahl an guten Flusswellen-Surfspots.
Und auch für Anfänger sind die Bedingungen vergleichsweise günstig, gibt es doch an anderen Flusswellen fast nie die Möglichkeit, Material zu leihen oder die ersten Stehversuche auf einer künstlichen Welle zu unternehmen.
In München geht’s! Die lange Tradition im Flusswellensurfen, die vielen Spots, die lebhafte Szene und nicht zuletzt das Stadtmarketing sorgen aber auch dafür, dass die Zahl der SurferInnen stetig wächst. An heißen Sommertagen muss man teilweise eine halbe Stunde warten, bevor man wieder ins Wasser kommt.
Trotzdem ist in München zu surfen natürlich ein tolles Erlebnis und für viele Münchnerinnen ein wichtiger Teil ihres Alltags und ihrer Lebensqualität.
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