Die nordspanische Atlantikküste bildet gewissermaßen das Zentrum der “German Route” von Hossegor im Südwesten Frankreichs bis Lagos an der portugiesischen Steinalgarve. Nordspanien verbindet die langen offenen Sandstrände der Biskaya mit den langen offenen Sandstränden Nordportugals. Welch Wellenreichtum und Vielfalt liegt aber dazwischen!
Gerade in der Surfsaison von September bis Anfang November, wenn das Wasser noch 16-20 Grad hat, die Tage lang sind und der Wind oft pausiert, ist schwer zu glauben, wie wenig an einigen Spots los ist.
Saison | Sommer/Herbst | Winter/Frühling | |
🏄♂️ Beste Reisezeit | Sept – November | Nov, April und Mai | |
🌊 Wellensicherheit | Sehr hoch | Sehr hoch | |
〰️ Wassertemperatur | 16-20 °C | 12-15 °C | |
🌡️ Lufttemp. min – max | 13 – 26 °C | 9 – 20 °C | |
🌦️ Sonne / Regen | etwa 20 % Regentage | etwa 25 % Regentage |
Der ideale Reisezeitraum ist zwischen Anfang September und Anfang November. Dann sind die Tage noch lang und in der Regel warm und auch das Wasser, dessen Temperatur der Luft hinterherhinkt, ist noch annehmbar. Und das Beste: die Herbststürme auf dem Atlantik setzen ein und bringen regelmäßig gute Wellen an die Küste Nordspaniens.
Einer der Hauptvorteile der Region ist dabei der vorherrschende Wind, der oft aus Südwesten weht. An vielen Tagen und speziell an einigen Stränden muss man daher für gute Wellen nicht mal früh aufstehen, sondern kann sich ganz nach den Gezeiten richten.
Surfen in Nordspanien: Spotübersicht
Mittlerweile sind die allermeisten Surfspots auf die ein oder andere Weise im Internet auffindbar. Es gibt allerdings immer noch so manchen versteckten “Secret Spot”.
Das sind aber mehr und mehr Spots, die nur bei ganz bestimmten Bedingungen funktionieren und vor allem deshalb nicht die Massen anziehen.
Für manche Locals sind diese Spots die letzten Rückzugsorte. Darum achten wir hier darauf, nur schon einigermaßen bekannte Spots aufzuführen.
Solltest du der Meinung sein, dass ein bestimmter Spot hier nichts zu suchen hat, dann schreib uns bitte. Wir löschen ihn dann. Für die meisten von uns deutschsprachigen Festland-Ferien-Surfreisende ist das gar nicht unbedingt ein Verlust, weil uns andere Dinge wichtig sind, als für den spanischen Local. Außerdem gehört das Wellensuchen immer noch zu den schönsten Beschäftigungen auf einem Surftrip.
Surfen in Nordspanien: Regionen
Nordspanien teilt sich in vier autonome Gemeinschaften auf, von Ost nach West, also so, wie man sie mit einem Bulli aus Deutschland kommend bereist, sind dies:
Jede der Regionen hat ihre Vorzüge und gerade die Variabilität der Küste macht Nordspanien zu einer der besten Surfregionen in Europa, und dass auch noch für alle Könnerstufen.
Surfen im Baskenland
Das Baskenland ist ein Sonderfall unter den autonomen Regionen Spaniens. Ähnlich wie in Katalonien sprechen die Basken eine eigene und völlig unverständliche Sprache und es gibt immer wieder separatistische Ströme – zeitweise stellte die Terrororganisation ETA bürgerkriegsähnliche Zustände her. Das Baskenland hält sich dabei nicht einmal an die offizielle Landesgrenze zu Frankreich.
Aus Gründen, die wohl historische Anlagen haben, jedenfalls aber mir nicht ganz verständlich sind, gilt das Baskenland als bekannteste Surfregion Spaniens. Natürlich, Mundaka in einem Herbstswell bei heulendem Südwind sollte eigentlich als Unesco Weltwunder anerkannt werden, einige der besten Big Wave Spots sind hier und das Wasser ist das wärmste in Nordspanien.
Aber bis auf den letzten Punkt hat der deutschsprachige Durschnittssurfer davon wenig. Vanreisende müssen oft auf Campingplätze ausweichen, wenn sie nicht auf Supermarkt Parkplätzen stehen wollen und viele Wege ziehen sich ewig hin auf der engen, an die Felsküste geduckten Küstenstraße.
Wer in Roca Puta surfen will, dem muss ich wohl eh nichts mehr erzählen. Uns Anderen bleibt die höchste Dichte an Surfcamps (etwa in Zarautz), die baskische Küche, das Ereignis der an die Küste donnernden Wellen und der ein oder andere Strand, der mit Wellen und Ruhe aufwartet, wie etwa vis-a-vis Mundaka der Playa de Laga / Laida.
Der einzige für Surfer relevante Flughafen im Baskenland ist Bilbao. In Bilbao findet sich auch das weltberühmte Guggenheim Museum.
→ Wer sich für einen Surftrips ins Baskenland interessiert, bekommt in weiteren Guides von uns noch genauere Infos: Zarautz ist die Surfcamp City des Baskenlandes, der Surftrip nach Bilbao lockt mit authentischem Charme und San Sebastián ist immer eine Reise Wert, ob nun zum Surfen oder wegen des Essens. Und wenn Mundaka on fire ist, ist ein Abstecher Pflicht.
Surfen in Kantabrien
In Kantabrien öffnet sich das Land wohltuend. Die enge und auch gefährliche Küstenstraße des Baskenlandes geht in die A8 über, von der aus viele Strände und Breaks schnell zu erreichen sind. Wer mit dem Flugzeug anreist, landet in Santander, der Flug ist von Deutschland oft sehr günstig. Aus diesem Grund hat auch die nette Bulli Vermietung von surf-cars hier ihre Basis.
Auf der Halbinsel östlich von Santander bis Laredo sind einige interessante Spots, in der Regel Beachbreaks, allerdings ist dieser Teil der Küste relativ eng bebaut und viele wohlhabende Spanier haben hier Ferienhäuser. Wildcampen ist daher nur an wenigen Stränden oder außerhalb der Saison zu empfehlen.
Wenn einer der ganz wenigen Riesenswells sich ankündigt, sieht man dennoch alle Arten von Vans hierhin pilgern. Der Grund ist der linke Pointbreak von Santona, genannt La Fortaleza.
Die Welle wird oft als spanische Antwort auf Chicama beschrieben, die längste Welle der Welt. Bei den allergrößten Swells und Lowtide lohnt es sich, hierhin zu fahren und ein größeres Board mitzunehmen, nicht der Wellen wegen, sondern um gegen die Strömung zurück ins Lineup zu kommen.
Im Normalfall zieht es die meisten Reisenden allerdings von Santander aus in den Westen, erster Anlaufpunkt ist oft Suances. Die kleine Bucht hat gute Wellen, der Parkplatz auf der Klippe zieht aber auch manchmal Diebe an und auch die Stimmung im Wasser ist nicht immer die Beste.
Der Hot Spot in Kantabrien ist sicherlich Oyambre und es ist einfach zu sehen weshalb: An einer malerischen Lagune liegt das Örtchen San Vicente de la Barquera, folgt man von hier der Küstenstraße nach Osten gibt es mehrere unverbaute Strände mit oft sehr guten Wellen. Wenn der Westwind tobt und die Wellen groß werden, kann man in Oyambre hinter der Felsnase noch geschützt surfen.
Am Playa de Meron, der in den Playa de Guerra übergeht, gibt es Stellplätze für Camper, je nach Saison kosten diese bis zu 10 Euro. In San Vicente gibt es Supermärkte und einen Campingplatz.
Von der Vielfalt und der umwerfenden Szenerie haben sich auch die Jungs und Mädels von elementsurf anziehen lassen und betreiben ein sehr nettes Surfcamp.
Die Wassertemperaturen in Kantabrien schwanken zwischen 13 und 23 Grad, im Herbst reicht in der Regel ein 3/2 er Neoprenanzug. Die aktuellen Temperaturen sowie natürlich auch die Wellenvorhersage und das Wetter findet man zum Beispiel auf surf-forecast.com.
Surfen in Asturien
Eines der wenigen Mankos der spanischen Nordküste ist, dass die zerklüftete Küstenlinie speziell im Sommer wellentechnisch hin und wieder trocken läuft, Tage lang kann das Meer dann enervierend glatt daliegen und die Surfer zu Kultur, Karten und schließlich Konsum von Alkoholika nötigen – es sei denn, Frau und oder Mann hat Ortskenntnis.
In Asturien gibt es gleich mindestens zwei echte Swellmagnete, nämlich den Playa de Vega bei Ribadesella und Xago, den “Stadtstrand” von Aviles. Es ist nicht wirklich ein Stadtstrand, der Strand liegt in schönster Natur, doch gleich hinter den Dünen sind Aluminium verarbeitende Fabriken – steht der Wind gut zum Surfen, beißen die Chemikalien in den Schleimhäuten.
Während diese beiden Spots klassische Beachbreaks sind, mit vielen Peaks und für alle Surflevel geeignet, gibt es in Asturien auch Rivermouth Breaks und sogar ein paar felsige Points.
Der bekannteste Break ist Rodiles. Kürzer, kleiner und nicht so klar wie Mundaka aber immer noch eine fast perfekte Welle in eine Flussmündung (Rivermouth Break). Surfer sollten sich langsam ans Line-up herantasten und den Locals die Füße küssen – es ist nicht das netteste Umfeld.
Wer die Fähigkeiten und keine Lust auf Stress hat, findet 300m östlich, versteckt in der nächsten Bucht eine ähnlich Welle – allerdings über grobem Geröll brechend, man sollte Reperaturzeug einpacken.
In Ostasturien trauen sich die Berge – die Picos de Europa – so nah ans Meer wie sonst nirgends an der Küste. Ein Wanderausflug ist unbedingt zu empfehlen! Allerdings sollte das Wetter mitspielen – was wiederum genau die geologische Formation, die die Szenerie prägt, erschwert: Oft hängen die Wolken vor und in den Picos und sorgen für ganze verregnete Sommer. Dann kann es allerdings 100km westlich schon wieder ganz anders aussehen.
Mit Galizien, dass allerdings wesentlich mehr Fahraufwand erfordert, gibt es in Asturien die meisten Gelegenheiten zum Wildcampen mit dem Wohnmobil. Der Bulli Trip drängt sich hier geradezu auf! In den Sommermonaten kann es allerdings vorkommen, dass die Polizei Camper kontrolliert und zur Weiterfahrt auffordert.
🏕️ Nunja, schlecht gealtert?! Mittlerweile ist auch Asturien ziemlich voll mit Camper-Vans, bis weit in der Herbst hinein. Erst wenn es wirklich unangenehm wird, zieht die Karawane weiter nach Süden. Gleichzeitig sind die Campingplätze schon zu. Handle umsichtig und mit Respekt für die Locals – oft konzentrieren sich die Vans aus DE, AT und CH auf einen Spot, während anderswo ungesurfte Wellen brechen.
Flughäfen sind in Gijon und Oviedo, die A8 versorgt die Küste weitgehend sehr bequem. Gijon und Aviles sind ausgesprochen eng und industriell, ansonsten prägen aber kleine Dörfer zwischen weiten grünen Hügeln das Bild. Das Wasser ist schon spürbar kälter als in der Ecke um Biarritz, unterliegt aber auch starken Schwankungen.
→ Wenn du dich genauer informieren möchtest, lies unseren umfassenden Guide zum Surfen in Asturien.
Surfen in Galizien
Noch schlechter als die anderen Regionen lässt sich Galizien pauschal einordnen. Die Ostküste ist oft swellabgewand, hat aber gerade deshalb einige versteckte Schätze.
Rund um Ferrol dominieren richtig gute Sandstrände wie Doniños oder der Praia de Razo.
Die Costa de Morte weiter westlich ist felsig, steil und nur in naiv sorglosen, alten Surfguides finden sich noch die hier versteckten Perlen, die der Stormrider ein ums andere Mal mit “Secret Spot” tituliert. Und dann kommt noch Nemiña. Aber gehen wir die Straße noch einmal ein paar Kilometer zurück.
Galizien hat von allem mehr: Wind, Wellen, Wetter. Von allem, außer von Surfern. Zwar gibt es nahe der Städte viele sehr gute Locals und immer mehr Reisende haben Gefallen an der Wildheit der Küste gefunden, aber dieselbe ist lang und zerklüftet und außerhalb der Sommermonate bleiben genug Wellen ungesurft, um den weiten Weg zu rechtfertigen.
Im Unterschied zu Asturien oder Kantabrien erfährt sich Galizien am Besten im Wortsinne: fahrend. Schon kurz nach der Regionsgrenze bei Ribadeo muss man sich entscheiden, ob man die Abkürzung über die Autobahn nach Ferrol nimmt, oder der N-642 folgt, die in die kleinere Küstenstraße AC-862 übergeht.
Eine Frage des Zeitbudgets und eventuell auch der Saison. In den Swellarmen Monaten Juni – August sind oft die ausgesetzten Strände ab Valdoviño bis zur Westküste die beste Idee.
Das Wetter in Galizien ist recht unberechenbar. Das Wasser schwankt schon im Sommer von Badehose bis 4/3 Neo. Die Straßen sind klein, die Wege manchmal umständlich. Und deshalb mag ich es hier so.
Flughäfen sind in Santiago de Compostela und A Coruna (und in Vigo). Die allermeisten Strände eignen sich zum Wildcampen. Galizien ist im Sommer eine gute Option, wenn in Soesto oder in Valdoviño keine Wellen sind, kannst du wenigstens sicher sein, dass auch sonst niemand in Spanien gerade surft.
→ Unser Guide zum Surfen in Galizien erfreut mit einer Surfspotkarte und vielen weiteren Infos.
Surfen in Nordspanien: Zusammenfassung
Nordspanien ist ein ideales Ziel für alle, die Zeit mitbringen und mobil sind. Die Küstenline ist derart divers, dass sich beinahe in allen Bedingungen Wellen finden lassen.
Wer nur eine Woche hat, fliegt am Besten: Im Hochsommer nach Galizien, im Frühherbst nach Kantabrien oder Asturien, im Winter ist alles kalt, aber zu empfehlen.
Wer nicht individuell mobil ist, etwa in ein Surfcamp geht, sollte sich aber informieren, welche Strände angefahren werden und wie konsistent diese sind.
Wer mit einem Zelt reist und wildcampen will, geht am Besten nach Galizien. Generell werden die Strände von Ost nach West leerer und wilder und das Wildcampen wird einfacher, allerdings auch nur noch in der Nebensaison und sowieso nur mit dem nötigen Respekt.
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