So langsam ist es mal Zeit, den Kompass neu zu kalibrieren, habe ich mir gedacht. Wo haben uns die Jahre hingeführt? Wo nicht? Was muss unbedingt noch nachgeholt werden?
- Surfcamp in Frankreichs Südwesten
- Vanlife an der spanischen Nordküste leben
- Die Pointbreaks in Kalabrien (Italiens Stiefel) abschlörfen
- Die Nordküste von Schottland (Thurso und Co.)
- Die Orkneys (Skara Brae)
- Englands Ostküste
- Norwegen: Die Region Jaeren
- Immesouane in Marokko
- Klitmoller in Dänemark
- Le Tranche Sur Mer
- Bonus: Mit dem Segelboot um die Kanaren
Hier kommt meine persönliche Bucket-List zum Surfen in Europa (hier findest Du eine Übersicht über die besten Reisemonate) mit kurzem Kommentar. Einiges habe ich natürlich gemacht, so als Intermediate-Surf-Blogger. Aber doch weniger, als man meinen könnte.
Titelbild: Juli Wey
✅ Erstellt am 12.05.2025
Luca ist ein Tee trinkender Surfrabauke aus dem Schwarzwald. Seine Brötchen, den Tee und die Surfboards verdient er als Journalist und Blogger. Aktuell lebt und schreibt Luca in Göttingen.
Was mir aufgefallen ist und besonders am Herzen liegt: Die bekanntesten und beliebtesten Surf-Reviere sind oft die völlig falsche Adresse für die meisten SurferInnen (mich inkludiert). Oft sind Spots und Orte mit einem großen Namen überfüllt, die Wellen viel zu anspruchsvoll und die Surfcamps eher teuer.
Deshalb kommt hier eine Mischung aus bekannteren und eher abwegigen Ideen für Deinen Strandurlaub zum Surfen lernen.
Wo willst Du noch hin und warum? Ich freue mich über Deinen Kommentar!
Surfcamp in Frankreichs Südwesten
Die Spots rund um les Estangots in Hossegor und Moliets sind so vertraut, wie das Gefühl von Sand zwischen den Zehen und der Geruch von Merguez auf Holzkohle oder Salzwasser in der Luft oder Pinien oder diesen Kerzen aus Bienenwachs. Diese olfaktorische Déjà-vus bringen die Erinnerungen jedesmal zurück.
Es gibt ganz unterschiedliche Surfcamps in der Region im Südwesten Frankreichs. Die meisten sind auf Campingplätzen untergebracht und haben ein eher niedrieges Komfortlevel. Man kann auch sehr gut selbstversorgt anreisen und unterkommen und nur die (deutschsprachigen) Surfkurse vor Ort buchen.
Sandig & heiß, eher günstig und eher Camping-Urlaub. Oft der erste Kontakt mit dem Surfen.
Die Wellen sind alle ähnlich, ein typisches Sandbankmuster liefert A-Frames wohin das Auge reicht und vereinzelt krachende Barrels – solange der Wind gut steht.
Die beste Reisezeit ist Mitte Juni bis Mitte September, dann wenn auch die Campingplätze geöffnet sind. Gut für den Sommersurf.
🏄♀️ Mehr dazu: Unser Guide zum Surfen in Hossegor und für das Surfcamp Dorf Moliets.
✅ Oft gemacht, viel gesehen. Brauche ich ehrlich gesagt jetzt gar nicht mehr unbedingt.
Vanlife an der spanischen Nordküste leben
Ideal für erste Entdeckertouren mit dem Camper durch Europa, wenn nichts geht, fährt man weiter, die Sonnenbrille im Gesicht immer in die Abendsonne hinein und trifft viele, vielleicht zu viele, Gleichgesinnte. In Galizien im Spätherbst und Winter wird es ruhiger und die Wellen werden auch besser.
Viele unterschiedliche Spots, auch wenn Beachbreaks überwiegen. Die berühmtesten Spots sind die Rivermouth-Breaks in Rodiles und Mundaka. Beide kann man aber als Intermediate getrost auslassen. Zu viel Localism beim ersten, zu heftige Wellen beim zweiten. Aber es gibt viele Ausweichoptionen.
Die beste Reisezeit ist September bis November, wenn man einen guten Camper mit Standheizung sein Eigen nennt. Auch der Winter und Frühling sind toll, denn dann wird es doch spürbar leerer. Die meisten anderen Busse fahren weiter in den Süden, sobald es eine ernsthafte schlecht Wetter-Periode gibt. Man sollte aber auch wirklich nicht aus Zucker sein!
🏄♀️ Lies auch unseren Surfguide für Nordspanien! Da findest Du detaillierte Informationen zu Surfspots und Reisezeiten!
✅ Alles abgegrast und mit Erstaunen die Veränderungen über die Jahre festgestellt.
Die Pointbreaks in Kalabrien (Italiens Stiefel) abschlörfen
Wie viele andere italienische Reiseziele gibt es für Kalabrien zwei Modi: Entweder man bucht einen Flug last Minute, wenn alles klar zu sein scheint und geht dann für zwei bis drei Tage auf Wellenjagd. Oder, und das bevorzuge ich eindeutig, man nimmt sich die Zeit und erfährt die Region oder das ganze Land gemütlich mit dem Camper. Die Wellen werden kommen, wenn auch selten. Für die Zwischenzeit braucht man dann natürlich noch andere Beschäftigungen.
Viele Point- und Reefbreaks, lange Wellen aber zugegeben recht inkonsistent. Ehrlich gesagt muss ich selber die Recherche-Maschine noch anwerfen! Bin aber sicher, dass ich einen Versuch nicht bereuen werde!
Die Reisezeit sollte irgendwo zwischen Herbst und Frühjahr liegen, um die Wahrscheinlichkeit auf Wellen zu maximieren. Mit Sardinien und Sizilien gibt es auch Alternativen in Reichweite, falls “nur” Mistralwinde unterwegs sind.
❌ Steht auf meiner Bucket-Liste und vielleicht auch auf deiner?
Die Nordküste von Schottland (Thurso und Co.)
Wild und weit und leider auch ziemlich instagrammable. Deshalb ist man glaube ich auch hier in einer Herde von Vans unterwegs. Immerhin besser, als ganz allein in die kalten Wellen zu hüpfen, oder? Trotzdem, ein Sehnsuchtsort. Thurso East ist dabei der mit Abstand bekannteste Spot aber in Richtung Westen wird die Landschaft weiter und die Buchten sandiger.
Viele Reef- und Pointbreaks, einige Rivermouth-Wellen und eher wenige klassische Beachbreaks.
Die beste Reisezeit ist der Herbst, September und Oktober. Das Wasser hat dann Temperaturen, die mit dem richtigen Neoprenanzug gut auszuhalten sind und auch das Wetter kann – muss aber nicht – freundlich sein.
❌ Sollte bald soweit sein!
Die Orkneys (Skara Brae)
Gleich nochmal Schottland, nur einen Steinwurf weiter und trotzdem Welten entfernt.
Denn die beiden Pointbreaks von Skara Brae dürften wohl für immer nicht überfüllt sein. Man muss sich nämlich in Gills Bay einschiffen, um hin zu kommen. Nein, natürlich nicht in den Neo pinkeln (lies hier, wie Du ihn am besten reinigst 😘) – Die Fähre legt einfach in der Bucht ab. Und die Wellen in Skara Brae sind nur gut, wenn sie in Thurso auch schon gut sind. Zumindest habe ich das gelesen. Allerdings ist zumindest Skara Brae deutlich Intermediate-freundlicher. Drumherum soll es aber noch eine ganze Reihe fieser Slabs geben.
Die Wellen hier sind vor allem Reef- und Pointbreaks. Wahnsinniges Potenzial für geduldige Entdecker. Die Geduld braucht man, nicht um auf Swell zu warten, sondern für den Ostwind. Aber es gibt ja genug zu entdecken, angefangen natürlich bei dem berühmten Steinzeitdorf.
Die beste Reisezeit ist wahrscheinlich der September. Oder man macht es wie Paul aus dem neuen Christian Kracht (kann mir jemand das Buch erklären?!) und mietet ein Häuschen in Stromness. Für einen Urlaub würde ich vielleicht dieses nehmen (Airbnb Link).
Für Reiselustige gibt es hier einen Vorfreude-Link: Das Wissenschafts-Festival der Orkneys hat eine fantastische Bildergallerie!
❌ I wish.
Englands Ostküste
Aber England hat auch noch eine ziemlich lange Ostküste. Und die hat es in beziehungsweise unter sich.
Wir hatten wahnsinniges Glück bei unserer Elternzeitreise und haben einfach einen der seltenen Sommerswells in der Nordsee voll mitgenommen. Saltburn-by-the-Sea war on fire! Ein langer linker Pointbreak mit schönen Walls, ein guter Beachbreak und ein etwas kniffliger rechter Point für ungefähr 30 Surfer in Gänze!
Die Unterwasser-Topography ist faszinierend. Es dominieren die sehr flachen Kalksteinriffe, so dass schon kleine Swells an einigen Spots richtig schöne Wellen bringen. Ganz anders als gegenüber in Dänemark, mit weniger Swell-Exposition aber viel diverseren Spots. Und die besten Fish & Chips Buden der Welt!
Hier fährt man vielleicht wirklich mal hin, wenn es der Forecast sagt. Man braucht schon ein Auto, für alle Windoptionen. P&O Ferrys fährt von Rotterdamm nach Kingston upon Hull über Nacht, ab 250 Euro inklusive Kabine. Oder eben auf einer längeren Reise (Elternzeit?) die Ostküste hinauf oder hinunter!
✅ War da, war geil, ein echtes Intermediate Highlight!
Norwegen: Die Region Jaeren
Genaugenommen geht die Schutzzeit vom 01.10 bis zum 31.03, obschon die Vögel jeweils nur ein paar Tage an Anfang und Ende einen Stopp an den Küsten einlegen. Damit ist eigentlich klar, dass ein erster Surftrip in die Region im September sein sollte. Wellen, Wasser- und Lufttemperaturen sehen das genauso. Allerdings betrifft das Surfverbot nur einen Teil der Spots, man kann also auch später noch ins Wasser (etwas nördlich).
Was erwartet uns? Gute Frage. Eine wilde Mischung aus Point- Reef und Beachbreaks, mit leichtem Überhang zu rechten Wellen. Kann man sich bei der typischen Swellrichtung aus WNW ja ausmalen, wie die Wellen die Küste hinunterrollen. Gerne auch mal mit viel Strömung. Kalt natürlich. Im September so circa ⅗ Tage mit passablen Wellen, grob geschätzt. Müsste doch reichen für einen Versuch, oder?
Was mir auch noch gefällt an der Sache: Von Hamburg aus sind es ungefähr 870 Kilometer und eine kurze Fährfahrt, also durchaus machbar für zwei Wochen.
❌ Steht schon lange auf der To-Do Liste, vielleicht mal als Sommerurlaub mit dem Wellenlotto-Ticket in der Tasche?
Immesouane in Marokko
Soll Immesouane tatsächlich hier mit hinein? Dieser Spot ist mittlerweile wirklich komplett überlaufen. Aber es gibt noch ein zweites Kriterium für diese Bucke-List, neben der Indie-Alternativ-Explorer-Attitüde. Und das ist die Qualität der Welle(n) für Intermediates.
Während viele bekannte Spots wie Hossegor ( La Graviere), Supertubos oder Mundaka einfach nichts für uns sind, ist Immessoaune die perfekte Intermediate-Welle.
Wusstest Du, dass die Welle eine Zeit lang verschwunden war? Nach dem der Hafen gebaut wurde, musste sich das Sand erst über Jahre wieder anlagern. Und als die Welle wieder lief, 2015 oder so, war sie für 2 himmlische Jahre wieder ziemlich leer. So was muss es doch immer mal wieder geben, irgendwie, irgendwo, irgendwann?
Die langperiodischen Nordwestswells drehen sich um die Nase der Küste in Immesoaune und laufen über eine Sandbank für hunderte Meter. Die Welle ist besonders beliebt bei Longboardern, weil die Strömung so stark ist und viele Sections eher langsam sind. Aber hintenraus hat die Welle durchaus Bumms! Mein Board war definitiv etwas klein, aber mit einem Fish mit Volumen sollte man richtig gut Turns üben können.
Die beste Reisezeit ist leicht außerhalb der Saison, vielleicht im April? Typischerweise hat Marokko dann nervigen Nordwind, in Immesouane ist der aber kaum ein Problem.
🏄♂️ Alles zur Reiseplanung und für noch mehr Surfspots in Marokko hat unser Surfguide für Marokko zu bieten!
✅ Rechtzeitig dagewesen, mit zu kleinem Brett, wie immer.
Klitmoller in Dänemark
Klitmoller selbst ist das Herz der deutsch-dänischen Surfconnection und das liegt wahrscheinlich vor allem am günstigen Nystrup-Campingplatz. Unbedingt auf der Surfcamp-Wiese einchecken (heißt nur so, ist für alle, ohne Strom und eben günstig).
Direkt am Camping ist der Spot Deadmans, der aber guten Wind braucht. In Klitmoller macht die Küste einen Knick und es gibt so etwas wie einen Reefbreak. Die meisten Surftage gibt’s aber an der Mole von Norre Vorrupor und an ein paar Semi-Secret-Spots, die vielleicht in meinem Dänemark Surfguide stehen, hab ich schon vergessen.
Dänemark lohnt sich, wenn es nach Wellen aussieht. Im Herbst und Winter sind die Chancen gar nicht schlecht. Das ist jetzt schon die dritte nicht atlantische Nennung (sogar ohne Sardinien) und das hat einen Grund. Der Vibe an der Nordsee ist oftmals deutlich entspannter und die kurzlebigen Swells haben tatsächlich einen echten Vorteil gegenüber den Pointbreaks der Algarve: Es gibt keine echten Setwellen, stattdessen Wellen am laufenden Band – so kommen deutlich mehr Surfer auf ihre Kosten.
Beste Reisezeit ist der September, noch besser ist auf Abruf zum Wochenende, wenn der Forecast passt.
🏄♂️ Schau dir unseren Guide zum Surfen in Dänemark an, wenn du dich für einen Kaltwassertrip bei den Nachbarn begeistern lassen willst!
✅ Dänemark war eine wirklich positive Überraschung, für Anfänger und Intermediates eine echte Opion. Viel Volumen einpacken, die Wellen haben wenig Kraft und die Nordsee einen geringen Salzgehalt → man geht leichter unter.
Le Tranche Sur Mer
L’Embarcedère kann man wohl beinahe als Novelty Wave bezeichnen. Den ganzen Sommer liegen hier kleine Fischerboote sanft schaukelnd in der Bucht – bis der erste wirklich große Sturm kommt, mal Ende September, mal erst Mitte Oktober. Es braucht richtig Energie im Wasser, eine 14er Periode und eine 3m Dünung, damit überhaupt etwas passiert. Wenn es soweit ist, ploppen die Wellen direkt unter dem Bootssteg auf und laufen entlang der Küstenlinie bis weit in die Bucht.
Es wird voll hier, aber man kann sich auch noch an die zweite oder dritte Section legen. Eine wirklich einfache Welle und perfekt für die Intermediates. Wird nicht groß, deshalb eher lange Bretter oder aber einen Fish mit Volumen mitbringen. Es gibt einen Wohnmobilstellplatz in der Nähe, aber der Strand hat Höhenbegrenzungen. Am besten kommt man in einem Ferienhaus unter und hat ein Auto, in der Nähe gibt es einige gute Wellen auch in kleineren Swells.
Wenn die Bedingungen passen unbedingt einmal ausprobieren. Es braucht eine massive Vorhersage und es wird voll. Bricht nur bei Mid-Hightide.
🏄♂️ Surfen in Frankreich ist der richtige Text für Dich!
✅ Auch solche Wellen gibt es in Festlandeuropa, eine echte Überraschung.
Bonus: Mit dem Segelboot um die Kanaren
Seit ein paar Jahren gibt es in Europa auch ein Surf-Charter. Das ist nicht unbedingt nötig, weil man die meisten Wellen auch so erreicht. Aber es lenkt den Fokus auf das Wesentliche, man muss sich um nichts kümmern und maximiert die Wellenausbeute.
Die Kanaren sind außerdem nicht ganz einfach zu lesen, gerade, wenn es darum geht, den Surfspaß für ein bestimmtes Level unter der Experten-Ebene zu optimieren. Da ist es eine gute Idee, einfach an einen guten Spot geschippert zu werden.
❌ Steht definitiv auf meiner Bucket-List und ist auch einigermaßen bezahlbar! Hier geht es zur Website von Canary Island Surfari
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